Experten-Kolumne |
07.06.2021 15:56:15
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Trenderkennung mit dem MACD Indikator
Kolumne
Der Moving Average Convergence Divergence (MACD) Indikator wurde Ende der Siebziger Jahre von Gerald Appel entwickelt und hat sich in der Zwischenzeit zu einem der meistgenutzten Indikatoren bei Anwendern der technischen Analyse entwickelt. Dabei stand für Appel die Variationsmöglichkeit des Indikators im Vordergrund.
Die MACD Linie
Der MACD Indikator setzt auf die Erklärungskraft der gleitenden Durchschnitte. Obwohl sich der Indikator zunächst komplex anhört, ist er recht einfach strukturiert und aufgebaut. Der MACD Indikator besteht im Wesentlichen aus zwei exponentiell geglätteten gleitenden Durchschnitten mit unterschiedlichen Betrachtungszeiträumen. Als Standard legte Appel den kurzfristigen Durchschnitt auf 12 Tage fest, während der langfristige Durchschnitt auf 26 Tagen basiert. Appel lässt dem Anwender offen, die Anzahl der Perioden nach eigenem Ermessen einzustellen. Eine Einschränkung gibt er jedoch mit auf den Weg. Wenn von den Standardeinstellungen abgewichen wird, sollte darauf geachtet werden, dass der längere der beiden Durchschnitte mindestens doppelt so lange ist wie der kürzere Durchschnitt. Entscheidet man sich also für ein kurzfristiges Setup bei dem der kurze Durchschnitt auf beispielsweise 6 Tagen eingestellt wird, so sollte der lange Durchschnitt nicht weniger als 12 Tage betragen. Basierend auf diesen beiden gleitenden Durchschnitten wird die MACD-Linie als einfache Differenz gebildet. Indem der lange Durchschnitt vom kurzen Durchschnitt subtrahiert wird, zeigt die MACD-Linie das kurzfristige Preismomentum an. Im Prinzip entspricht die MACD-Linie einer simplen Moving-Average Crossover Strategie. Kreuzt der schnelle, gleitende Durchschnitt den langen Durchschnitt von unten nach oben, liegt ein bullisches Kaufsignal vor und umgekehrt. Dabei gleicht die MACD-Linie einem Oszillator, der bei den Kreuzungspunkten der beiden Durchschnitte einem Wert von Null entspricht, um den sich die Linie bewegt.
Die violette Linie zeigt den kurzfristigen und die blaue Linie den langfristigen Durchschnitt. Quelle: ProRealtime
Signal Linie und Histogramm
Die Signal-Linie entspricht dem geglätteten Durchschnitt der MACD-Linie. Appel setzt hier eine Glättung von 9 Tagen als Standard fest. Auch hier gilt, eine Abweichung vom Standard ist möglich, jedoch sollte die gewählte Periode kleiner sein als die des kurzen gleitenden Durchschnitts. Die Signal-Linie soll, wie ihr Name andeutet, ein Handelssignal generieren. Genau wie die MACD-Linie ist auch die Signal-Linie ein Oszillator und bewegt sich um die Nulllinie. Ein Wert von Null wird ermittelt, wenn die Signal-Linie der MACD-Linie entspricht. Kreuzt die Signal-Linie die MACD-Linie von unten nach oben, so wird ein Kaufsignal generiert und umgekehrt. Um die Differenz der beiden Linien zu visualisieren, wird häufig ein Histogramm im Indikator angezeigt. Die Kreuzungspunkte des Histogramms mit der Nulllinie entsprechen den Kreuzungspunkten der Signal-Linie mit der MACD-Linie.
Konvergenzen und Divergenzen
Zusätzlich zu den Kreuzungspunkten der jeweiligen Linien legt Appel grossen Wert auf die Konvergenzen und Divergenzen, welche zwischen dem Kursverlauf des zugrunde liegenden Handelsinstruments sowie der MACD-Linie und der Signal-Linie entstehen. Steigen die Kurse, während die MACD- und die Signallinie fallen, liegt eine bärische Divergenz vor, welche ein negatives Momentum und eine mögliche Trendumkehr signalisieren. Umgekehrt liegt eine Konvergenz vor, wenn die Kurse fallen, während die MACD- und die Signallinie steigen. Das positive Momentum deutet dabei eine bullische Trendumkehr. Der MACD Indikator ist ein sehr vielfältiger und variabler Indikator und erfreut sich deshalb grosser Beliebtheit bei vielen Investoren und Tradern. Basiert man den Indikator auf Monats- oder auf Wochendaten, kann man den langfristigen primären Marktrend erkennen. Doch auch im Intraday Bereich, kann der Indikator eingesetzt werden. Die Signale der MACD-Linie und der Signal-Linie sollten jedoch nicht als alleinstehendes Handelssignal verwendet werden, sondern immer in Kombination mit weiteren Indikatoren, wie zum Beispiel dem RSI, verwendet werden. Insbesondere sind Konvergenzen und Divergenzen herauszuheben, die bereits frühzeitig eine mögliche Trendumkehr anzeigen.
Christos Maloussis ist Market Analyst - Premium Client Manager bei IG Bank S.A.
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