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StocksDigital 06.02.2015 14:50:22

Derivate mit Kapitalschutz - worauf Börsianer achten

Dem notorischen Zinstief zum Trotz kommen laufend neue Kapitalschutz-Zertifikate an den Markt. StocksDigital zeigt, worauf sicherheitsorientierte Anleger jetzt achten sollten.

Von Wolfgang Hagl

Mit ihren jüngsten Beschlüssen hat die Schweizerische Nationalbank die Zinsen am Franken-Rentenmarkt de facto abgeschafft. Nach dem überraschenden Ende des Euro-Mindestkurses und der Ausweitung der Negativzinsen tauchte die Rendite zehnjähriger Bundesobligationen unter die Nulllinie. Diese Entwicklung ist nicht nur für Anleger ein Ärgernis, die auf der Suche nach sicheren Investments und laufenden Erträgen sind, auch den Anbietern von strukturierten Produkten bereitet die Situation Schwierigkeiten bei der Lancierung von Kapitalschutz-Zertifikaten.

Um den Geldeinsatz der Kunden vollständig oder grösstenteils garantieren zu können, greift die Bank auf eine Nullcouponanleihe zurück. Deren Zins ist erst am Laufzeitende fällig, weshalb der Ausgabepreis bei unter 100 Prozent liegt. Diesen Abschlag verwendet der Emittent, um eine Option zu erwerben. Dadurch kann das Produkt die Partizipation an einem beliebigen Basiswert bieten. Genau hier liegt im aktuellen Tiefzinsumfeld das Problem: Den Derivate-Häusern stehen prinzipiell wenig Mittel zur Verfügung, um ein attraktives Chance-Risiko-Profil zu zeigen.

Vontobel: Lange Laufzeit beim SMI

Und dennoch kommen laufend neue Kapitalschutz-Zertifikate an den Markt. Dabei ziehen die Emittenten sämtliche Register, um sicherheitsorientierten Anlegern das passende Vehikel bieten zu können. Eine Stellschraube ist die Laufzeit. Durch ein weit in die Zukunft geschobenes Verfalldatum können sich die Anbieter die ansteigende Zinsstrukturkurve zunutze machen. Auf den 25. Februar 2020 ist die Rückzahlung einer Neuemission (ISIN CH0241731717) mit Basis SMI der Bank Vontobel terminiert. Zu diesem Datum besteht für den Nominalwert von 1000 Franken grundsätzlich ein vollständiger Kapitalschutz. Gleichzeitig nimmt das Produkt mit einem Faktor von 140 Prozent am Verlauf des SMI teil. Wobei die Partizipation auf den Cap bei 25 Prozent des anfänglichen Kursniveaus begrenzt ist.

Möglich sind diese Konditionen im aktuellen Umfeld nur durch die Hinzunahme einer Referenzanleihe. Vontobel greift auf einen Schuldtitel des US-Rohstoffkonzerns Freeport-McMoran zurück. Die Erträge aus dieser Obligation gehen direkt in das strukturierte Produkt. Aktuell zeigt das Referenzpapier eine Dividendenrendite von mehr als 5 Prozent. Was nicht von ungefähr kommt: Angesichts drastisch fallender Rohstoffpreise hat Freeport-McMoran gerade das Ziel aufgegeben, den Schuldenberg von zuletzt 19 Milliarden Dollar bis Ende 2016 um gut einen Drittel abzutragen. Halter des strukturierten Produkts sind dem Bonitätsrisiko des Referenzschuldners voll ausgesetzt. Sollte ein Ausfallereignis eintreten, wäre das Derivat vorzeitig fällig und die Tilgung an den dann gültigen Wert der Referenzanleihe gekoppelt - es würden also mehr oder weniger hohe Verluste drohen.

Leonteq greift zum US-Dollar

Wer nicht bereit ist, ein solches Schuldnerrisiko in Kauf zu nehmen, kann auf Fremdwährungsprodukte ausweichen. Leonteq bietet bis zum 12. Februar ein ebenfalls auf den SMI basierendes, allerdings in US-Dollar denominiertes Kapitalschutz-Zertifikat (ISIN CH0266704755) zur Zeichnung an. In dieser Struktur kommt der Zinsvorsprung der USA, zehnjährige Treasuries rentieren mit knapp 1,8 Prozent, zum Ausdruck. Mit 102 Prozent liegt der Garantiebetrag des Derivats sogar über dem Nominalwert.

Zum Laufzeitende in sechs Jahren würde das Produkt zudem vollumfänglich und ohne Begrenzung nach oben an Kursgewinnen des heimischen Leitindex teilnehmen. Wechselkursschwankungen zwischen Franken und Dollar können keinen Einfluss auf die Tilgung nehmen. Während die Bank Vontobel beim vorgestellten Produkt das eigene Ausfallrisiko über den Pfandmechanismus «COSI» minimiert, trägt die Leonteq-Struktur dieses Label nicht.

Julius Bär setzt auf das Fonds-Flaggschiff von BlackRock

Wie eingeschränkt die Möglichkeiten hinsichtlich kürzerer Laufzeiten selbst bei Dollar-Produkten sind, zeigt eine Neuemission (ISIN CH0263887538) von Julius Bär. Ihr Kapitalschutz-Zertifikat basiert auf dem Global Allocation Fund, einem knapp 23 Milliarden Dollar schweren Fonds der US-Vermögensverwaltung BlackRock. Zum Ende der dreijährigen Laufzeit garantiert Julius Bär den Nominalwert von 1000 US-Dollar zu 95 Prozent. Während sich der Partizipationsfaktor auf 100 Prozent beläuft, ist der Höchstbetrag bei 10 Prozent angesiedelt.

Mehr als einen Zehntel wirft das strukturierte Produkt also keinesfalls ab. Insofern sollten nur absolut sicherheitsorientierte Anleger mit einem Faible für dieses Flaggschiff der Fondsindustrie zugreifen. Ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Der Kapitalschutz greift bei sämtlichen Derivaten ausschliesslich zum Verfall. Das heisst, während der Laufzeit können diese Zertifikate durchaus unter das Garantie-Niveau rutschen. Einfluss auf die Kursstellung im Sekundärmarkt nehmen neben dem Basiswert die Bonität des Emittenten und gegebenenfalls des Referenzschuldners sowie die Entwicklung des Zinsniveaus.

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Weitere Links:

Optimismus bei Strukturierten Produkten in der Schweiz mit Georg von Wattenwyl | BX Swiss TV

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