Aufhellung |
07.05.2015 15:53:23
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Osteuropa wächst stärker als die Eurozone
Die osteuropäischen Börsen sind auf Erholungskurs. Nicht nur in Russland, auch in Polen, Tschechien und anderen Ländern hellt sich die Stimmung wieder auf. Mutige Anleger können vielfältig in die Region investieren.
Einst gefeiert als wichtiges Mitglied der BRIC-Staaten, liessen Investoren Russland im vergangenen Jahr im Zuge der Ukraine-Krise und der damit verbundenen Sanktionen sowie des scharfen Ölpreisrutsches wie eine heisse Kartoffel fallen. Doch meldet sich der russische Bulle 2015 eindrucksvoll zurück. Mit einem Plus von mehr als 20 Prozent seit Jahresbeginn zählt der Aktienmarkt gar zu den besten Börsen der Welt. Grund: Der Rubel wertete wieder spürbar auf und das schwarze Gold scheint einen Boden gefunden zu haben.
Auch in Osteuropa hellt sich die Stimmung wieder auf. So zeigt beispielsweise der polnische Leitindex WIG 20 Erholungstendenzen und avancierte seit Silvester um 9 Prozent, der tschechische PX schaffte ein Plus von mehr als einem Zehntel und die Börse in Budapest kletterte sogar um 30 Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch. Im Schnitt liegen die Aktienmärkte in Zentral- und Osteuropa gemessen am MSCI Emerging Markets Europe seit Jahresbeginn um mehr als 16 Prozent im Plus. Peter Szopo, Osteuropa-Experte der Erste Asset Management, hat eine Erklärung für die derzeit gute Stimmung: «Die global niedrigen Zinsen und die niedrige Inflationserwartung zwingen die Notenbanken in Zentral- und Osteuropa, die Zinsen zu reduzieren. Von diesen Zinserwartungen werden die Börsen in diesem Jahr teilweise beflügelt.»
Die Notenbanken sind eifrig dabei, den Geldhahn aufzudrehen. So legte zum Beispiel die serbische Notenbank jüngst zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten die Hand an und reduzierte den Zins auf 7 Prozent. Damit gehört die Rate aber immer noch zu den höchsten in der Region. Rumänien ist mit seiner letzten Senkung Ende März bereits bei 2 Prozent angekommen, Polen schraubte seinen Satz vier Wochen zuvor sogar um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent zurück.
Aufgehelltes Wirtschaftswachstum
Die fallenden Zinsen sollen die Konjunktur wieder in Schwung bringen. Analysten zufolge wird Osteuropa 2015 etwa um 2,5 bis 3,5 Prozent wachsen und damit rund doppelt so stark wie die Euro-Zone. Einzelnen Nationen wie Lettland und Litauen wird sogar eine Expansion von mehr als 4 Prozent zugetraut. Weniger gut sieht es für Russland aus. Laut der Weltbank soll das BIP in diesem Jahr um 2,9 bis 4,6 Prozent zurückgehen. Die Ökonomen gehen davon aus, dass die Konjunktur erst 2016 wieder halbwegs zu einer Stagnation zurückfinden wird. Als negative Faktoren führen sie den Ukraine-Konflikt, die Halbierung des Ölpreises, die zweistellige Inflation und die Kapitalflucht der Investoren auf. «Eine Fortsetzung der Aktienrally erfordert eine Erholung des Ölpreises und eine Entspannung in der Ukraine mit Aussicht auf Lockerung der Sanktionen», sagt Szopo.
Die jüngste Entwicklung beim Öl kommt den Russen entgegen. Satte 13 Prozent legte das Fass auf Monatssicht zu. Auch dem Rubelkurs, der gegenüber dem Dollar zuletzt um mehr als ein Zehntel aufwertete, fällt eine wichtige Rolle zu, da die Weltbank aus der Währungsschwäche eine hohe Inflation ableitet, welche die Konjunktur in die Rezession drückt. Das befürchtete Ausmass könnte angesichts der jüngsten Entwicklung aber ausbleiben, zumal die russische Regierung die Wirtschaft mit Tatkraft unterstützt. Stabilisiert sich die Währung, könnte Russland positiv überraschen. Hinzu kommt, dass die Bewertung des Aktienmarktes mit einem KGV von sechs noch immer sehr niedrig ist.
Tracker auf den Osten
Wer auf den «Russland-Express» aufspringen möchte, kann dies mit einem Tracker auf den RDX-Index tun. Das Produkt rechnet die Dividenden mit ein. Diversifiziert auf Osteuropa lässt sich dagegen mit dem CECE-Index-Tracker der RBS setzen. In dem Papier stecken Blue Chips aus Tschechien, Ungarn und Polen. Letztgenannte Nation, der 2015 eine der stärksten BIP-Zunahmen in der Region vorausgesagt wird, lässt sich auch einzeln mit einem Partizipationspapier der RBS auf den WIG 20 abdecken.
Risikofreudige Anlegernaturen können auch einen Blick auf Europas «Tiger», also die nordischen Schwellenländer Litauen, Estland und Lettland, werfen. Die UniCredit hat einen Tracker auf den OMX-Baltic-10-Index im Angebot, der die zehn grössten Firmen aus der Region enthält. Eine Osteuropa-Anlage erfordert aber stets eine erhöhte Risikobereitschaft. Zudem müssen die zuletzt stark schwankenden Devisenkurse im Auge behalten werden, denn keines der Produkte besitzt einen Währungsschutz.
(Handelszeitung)
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