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Strategic Beta ETFs 13.08.2020 21:36:00

Smart Beta ETFs mit schlechter Performance: Darum ist die Strategie bei Anlegern wenig beliebt

Smart Beta ETFs mit schlechter Performance: Darum ist die Strategie bei Anlegern wenig beliebt

Smart Beta ETFs, auch unter dem Namen Strategic Beta ETFs bekannt, wollen passive und aktive Anlagestrategien vereinen und somit potenziell übermässige Erträge einfahren. Doch aktuelle Zahlen zeigen: Die Strategie kommt bei den Anleger nicht so gut an.

• Smart Beta ETFs ergänzen herkömmliche ETFs um zusätzliche Faktoren
• Performance von Smart Beta ETFs ließ zuletzt zu wünschen übrig
• Investoren setzen vor allem auf Produkte, die normalen ETFs am ähnlichsten sind

Börsengehandelte Indexfonds, kurz ETFs, bestechen vor allem durch ihre Transparenz und geringe Gebühren, da die Auswahl der Wertpapiere und ihre Gewichtung durch einen Index wie beispielsweise den DAX vorgegeben ist und somit die Kosten für einen Fondsmanager gespart werden kann. Sie haben dadurch aber auch einen Nachteil: Sie können den Markt, der durch den Referenzindex repräsentiert wird, nicht schlagen, sondern ihn lediglich so genau wie möglich abbilden. Smart Beta ETFs sollen dieses Manko beseitigen.

Die smarten ETFs, die seit ein paar Jahren an der Börse gehandelt werden können, benutzen zusätzliche Faktoren wie Value oder Momentum, um die im Referenzindex gelisteten Titel neu zu gewichten oder nur bestimmte von ihnen für den Smart Beta ETF auszuwählen. So sollen Risiken minimiert oder der Markt geschlagen werden, denn die benutzten Faktoren sollen laut akademischer Forschung, über einen längeren Zeitraum hinweg gesehen, eine Outperformance liefern. Gleichzeitig soll jedoch auch die Transparenz eines normalen ETFs erhalten bleiben. Auch die Kosten liegen bei Smart Beta ETFs unter denen normaler Fonds - jedoch sind ihre Gebühren höher als bei den gewöhnlichen Indexfonds.

Was sich in der Theorie - vor allem durch den proklamierten wissenschaftlichen Hintergrund - sehr vielversprechend anhört, ließ in der Praxis zuletzt jedoch zu wünschen übrig. Nicht nur schnitten die meisten Smart Beta ETFs in der Vergangenheit deutlich schlechter ab als der Markt, auch die Anleger scheinen vom Potenzial der smarten Indexfonds nicht so recht überzeugt zu sein.

Outperformance bei Smart Beta ETFs lässt auf sich warten

Indem sie akademisch belegten quantitativen Strategien folgen, sollen Smart Beta ETFs eigentlich höhere Erträge einfahren können als die normalen Indexfonds. Das war zuletzt jedoch nicht der Fall. Wie "ETF Express" mit Verweis auf Daten von "Morningstar" berichtet, haben die meisten in den USA gelisteten Strategic Beta ETFs in den ersten fünf Monaten 2020 eine Underperformance gegenüber ihren entsprechenden Indizes erzielt. Laut "Bloomberg" werden bei Smart Beta ETFs zwar Zeiträume der Underperformance erwartet und mit einkalkuliert, da die smarten ETFs vor allem über einen sehr langen Zeitraum gesehen eine Outperformance liefern sollen, jedoch sollten sie sich eigentlich aufgrund ihrer Strategie genau dann überlegen zeigen, wenn der Markt einbricht oder schwankt. Somit hätten zu Beginn der Corona-Krise eigentlich optimale Möglichkeiten für die Strategic Beta ETFs geherrscht - aber die konnten offenbar nicht genutzt werden. Laut "ETF Stream" ist es aktuell allerdings noch zu früh, um die Performance von Smart Beta ETFs während der Corona-Pandemie zu bewerten. Anleger haben das jedoch offenbar dennoch bereits getan.

Anleger lassen die smartesten Smart Beta ETFs links liegen

Laut Daten von "Morningstar", die "ETF Express" vorliegen, wurden Ende 2019 weltweit 1,09 Billionen US-Dollar in insgesamt 1'422 Smart Beta ETPs verwaltet. Auf den europäischen Markt entfielen dabei 71 Milliarden Euro, wie "ETF Stream" berichtet. Doch während 2019 in Europa noch 9,3 Milliarden Euro neu in die smarten Indexfonds flossen, kehrte sich dieser Trend im aktuellen Jahr um. Laut "ETF Stream" hatten die Smart Beta ETFs in Europa in den ersten vier Monaten des Jahres 2020 Mittelabflüsse in Höhe von 3,3 Milliarden Euro zu verkraften. Gleichzeitig kommen laut der Webseite auch immer weniger neue Produkte auf den Markt: Wurden 2017 noch 51 neue Smart Beta ETFs aufgelegt, waren es 2019 nur noch sieben. Auch global sieht die Situation nicht besser aus: Bis Ende Juni waren laut "Morningstar" weltweit nur noch 869,7 Milliarden US-Dollar in Smart Beta ETFs angelegt, berichtet "ETF Express".

Doch die Anleger ziehen ihr Geld nicht aus allen Smart Beta ETFs ab. Wie "Bloomberg" berichtet, leiden besonders die Smart Beta ETFs, die stark auf ihre entsprechenden Faktoren setzen. Produkte, die weniger smart sind und kaum vom Referenzindex abweichen, konnten in den USA in diesem Jahr hingegen bislang fünf Milliarden US-Dollar an Mittelzuflüssen verbuchen - obwohl Investoren mit ihnen überhaupt nicht das Maß an Diversifikation und die Chance auf Outperformance gegenüber herkömmlichen ETFs erhalten, die die Produkte eigentlich versprechen. Beim Blick zurück zeigt sich, dass dies keine neue Entwicklung ist: Laut "Bloomberg" flossen in den vergangenen drei Jahren rund 40 Milliarden US-Dollar in "verwässerte" Smart Beta ETFs, die ihren Faktor tatsächlich kaum abbilden, während reinere Smart Beta ETFs im gleichen Zeitraum nur sieben Milliarden US-Dollar neu akquirieren konnten. Laut dem US-Medium weisen außerdem die zehn größten Smart Beta ETFs, denen der S&P 500 als Referenzindex zugrunde liegt, zu diesem Index eine Korrelation von 0,97 auf. Dieser Wert liegt nah an der 1,0, die eine perfekte Synchronität darstellen würde, und zeigt, dass die smarten Produkte bei der Performance kaum vom Referenzindex beziehungsweise normalen ETFs auf den S&P 500 abweichen.

"Investoren wollen eine andere Erfahrung als bei einer Kapitalisierungs-gewichteten Methode, aber sie wollen auch nicht zu weit vom Markt abweichen", erklärt ETF-Spezialist Todd Rosenbluth von CFRA Research gegenüber "Bloomberg" dieses etwas schizophrene Verhalten der Anleger, die sich offenbar genau die Smart Beta ETFs aussuchen, die die Vorteile dieser Strategie nicht wirklich ausspielen können. "Berater und Institutionen sind oft die Hände gebunden, wenn es darum geht, wie groß der erlaubte Tracking-Error sein darf. Daher müssen sie ganz natürlich von den verwässerten Produkten angezogen werden, die leichter in eine Kernallokation eingebaut werden können", sagt auch Athanasios Psarofagis, Analyst bei "Bloomberg Intelligence". Angesichts der schwachen Performance der strategischeren Smart Beta ETFs könnte sich dieser Trend in Zukunft verstärken und letztendlich dazu führen, dass sich Anlege womöglich ganz von den Smart Beta ETFs ab- und wieder den herkömmlichen ETFs zuwenden werden, bei denen sie die gleiche Performance für geringere Gebühren erhalten.

Redaktion finanzen.ch

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