Expertenkolumne |
10.11.2021 09:09:00
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Immer mehr Menschen leiden an psychischen Erkrankungen
Die Corona-Pandemie führt auch zu einer Welle von psychischen Erkrankungen. Die Nachfrage nach psychologischer Hilfe hat sich seit Ausbruch der Krise teilweise verdoppelt.
• Krankenkassen bieten online Informationen und Hilfe an
• Psychologen und Psychotherapeuten sind voll ausgelastet
Die zweite Welle der Corona-Pandemie führt nicht nur zu unzähligen neuen Covid-19-Erkrankungen, sie stellt auch eine grosse psychische Belastung für viele Menschen dar. Die Nachfrage nach psychologischer Unterstützung hat seit Anfang Jahr markant zugenommen. Gemäss eines Anfang November veröffentlichten Berichts, der im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit erstellt wurde, werden Informationsplattformen und niederschwellige Hilfsangebote wie «Die dargebotene Hand», «Pro Mente Sana» oder «reden-kann-retten.ch» zum Teil doppelt so häufig genutzt wie im Vorjahr. Ärzte werden viel öfter wegen psychischer Probleme kontaktiert; Psychologinnen und Psychotherapeuten müssen Patienten abweisen, weil sie keine Termine mehr für Behandlungen haben.
Keine Ablenkung mehr
Weshalb wirkt sich die Pandemie so negativ auf die Psyche aus? Einerseits verstärkt die Pandemie die Symptome bei Personen, die schon gewisse Vorbelastungen haben. Ein Psychotherapeut erklärt: «Die Menschen sind viel häufiger alleine. Sie können sich nicht mehr mit Kino-, Club- oder Restaurantbesuchen ablenken und müssen sich mit sich selbst auseinandersetzen; da kommen latente Probleme hoch. Das Home-Office verschärft die Situation.»
Andererseits hat die Corona-Pandemie auch für gesunde Menschen schwerwiegende Folgen. Sie sorgen sich um ihre Familie und haben Angst vor einer Erkrankung. Der Lockdown und der Verlust der sozialen Kontakte führen auch bei ihnen zu psychologischen Problemen wie Angst, Schlafstörungen, Langweile, Einsamkeit, Ausweglosigkeit und Depressionen. Daraus resultiert auch Ärger, Frustration und Verunsicherung - was wiederum zu Aggressionen und Suchtmittelmissbrauch führen kann. Eine Studie zeigt, dass jeder Fünfte an Depression leidender Patient vor Ausbruch der Pandemie noch keine Symptome aufwies.
Hilfsangebote nutzen
Krankenkassen haben auf die Bedürfnisse und die Notlage ihrer Versicherten mit neuen Hilfsangeboten reagiert. Sie bieten auf ihren Webseiten Informationen und Tipps für Patienten, die unter psychischen Belastungen leiden. Einige Krankenkassen, wie z.B. die Sanitas, bieten online Programme an, die bei der Bewältigung von Corona-verursachten Problemen helfen können. Bei Helsana finden Kunden psychologische Soforthilfe per Telefon, und die Swica stellt mit der CoronaCareLine eine psychologische Beratungsstelle und Online-Trainings zur Verfügung. Es liegt jedoch in der Eigenverantwortung der Patienten, in welchem Umfang und wie konsequent sie von solchen Angeboten Gebrauch machen.
Auch auf das Erhalten der psychischen Gesundheit wird in Zeiten der Coronakrise viel Wert gelegt. Als Präventionsmassnahme wird empfohlen, Stress abzubauen und Entspannung zu finden. Dies kann erreicht werden, indem man Entspannungsübungen macht, Yogakurse besucht oder Atemtherapie lernt. Für viele Betroffene reichen diese Massnahmen jedoch nicht aus; sie brauchen professionelle ärztliche Hilfe und psychologische Betreuung.
Psychische Erkrankungen stellen die Patienten vor besonders grosse Herausforderungen, und nicht Wenige sorgen sich auch, ob ihre Krankenkasse die entsprechenden Behandlungskosten überhaupt übernimmt.
Autor: Stephan Wirz, Mitglied der Geschäftsleitung der Maklerzentrum Schweiz AG
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