Strategie |
19.06.2015 15:10:00
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Aktiv gelenkte Fonds sind nicht zwingend besser
Die Kennzahl Active Share gewinnt an Bedeutung. Anleger sollten sich vor übertriebener Erwartung hüten, doch kann sie ein Indikator sein, die Anlagestrategie eines Fonds einzuordnen.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung" - dieser Satz steht in jedem Fondsprospekt. Er soll Anleger daran erinnern, dass ein Produkt, das bisher gut lief, nicht zwangsläufig weiterhin glänzen wird. Wäre ja auch zu schön, wenn sich an der vergangenen Performance die künftige ablesen liesse. Doch leider funktioniert das nicht.
In den vergangenen Monaten ist jedoch eine Fondskennzahl in den Fokus gerückt, mit der solche Vorhersagen möglich sein sollen. "Active Share" heisst sie, was übersetzt so viel wie "Aktivanteil" bedeutet. Sie misst, wie weit sich ein Manager vom Vergleichsindex seines Fonds entfernt. Ein Produkt, das der Benchmark stark ähnelt, hat einen niedrigen Active Share. Eines, das sich deutlich davon unterscheidet, einen hohen. Der Wert reicht von null bis 100 Prozent.
Indikator für eine gute Performance
Laut einer Studie aus dem Jahr 2009 soll sich aus dem Active Share ablesen lassen, ob ein Fonds künftig eine überdurchschnittliche Rendite liefern wird. Die beiden damaligen Yale-Wissenschafter Antti Petajisto und Martijn Cremers wiesen darin nach, dass ein hoher Active Share ein Indikator für eine gute Performance ist. Dazu untersuchten sie die Entwicklung von mehr als 2600 Aktienfonds zwischen 1980 und 2003. Als Schwelle für einen besonders aussichtsreichen Fonds ermittelten sie einen Active Share von 80 Prozent. Produkte, die darüber lägen, hätten ihre Vergleichsindizes durchschnittlich um 1,1 Prozent übertroffen.
Das klingt nach wenig, ist aber bemerkenswert. Denn den meisten Fonds gelingt es nicht, ihre Benchmark zu übertreffen. Schuld daran sind nicht zuletzt die jährlichen Gebühren aktiv gemanagter Aktienfonds, die bei etwa 1,5 bis 2,5 Prozent liegen. Diese Kosten müssen die Manager verdienen, ehe es an die Outperformance geht.
Zunehmende Konkurrenz durch ETF
Dass der Active Share erst in jüngster Zeit für Aufsehen sorgt, liegt an der wachsenden Konkurrenz, die günstige passive Produkte wie ETF (Exchange Traded Funds - also börsengehandelte Indexfonds) den etablierten Managern machen. Letztere müssen immer öfter belegen, dass sie ihr Portfolio wirklich aktiv lenken, und damit die höheren Gebühren rechtfertigen.
Die Studie von Petajisto und Cremers ist Wasser auf die Mühlen der Befürworter dynamisch gelenkter Fonds. Aktives Management lohnt sich, so ihre Schlussfolgerung.
Kritik an Studie
Doch nun wird Kritik an der Studie laut. Besondere Aufmerksamkeit erregte vor zwei Monaten eine Analyse des US-Vermögensverwalters AQR Capital Management, die die gleichen Daten wie die ursprüngliche Untersuchung nutzte. Ihr Ergebnis: Eine verlässliche Abhängigkeit zwischen Active Share und einer überdurchschnittlichen Rendite gibt es nicht. Je nach Vergleichsindex eines Fonds werde die These von Petajisto und Cremers mal gestützt, mal widerlegt. Ebenso habe die Vermengung von Fonds für Standardund Nebenwerte zu Ungenauigkeiten geführt.
Auch eine stichprobenartige Untersuchung der grössten weltweit anlegenden Aktienfonds durch das Analysehaus Morningstar im April offenbarte keine signifikante Abhängigkeit zwischen Active Share und Wertentwicklung.
Die Debatte zeigt, dass der Heilige Gral der Fondsbranche wohl doch noch nicht gefunden wurde. Anleger sollten sich von der Diskussion nicht verwirren lassen, sondern den Active Share als das verwenden, was er ist - als Kennzahl für das Mass der Aktivität eines Fondsmanagers. Diese kann dabei helfen, die Anlagestrategie eines Produkts einzuordnen, und sorgt für eine höhere Transparenz.
Anleger braucht Distanz
Die Hoffnung, dass der Active Share einen Fingerzeig auf die künftige Performance liefert, sollten Anleger hingegen nicht haben. Gerade in der Einzelfallbetrachtung muss ein Fonds mit einem niedrigen Active Share keine schlechteren Aussichten haben als ein Produkt mit einem hohen Wert.
Ausserdem entsteht ein hoher Active Share auch dann, wenn sich ein Manager zwar weit von seinem Vergleichsindex entfernt, mit seinen Wetten aber krachend daneben liegt. Nicht zuletzt deshalb sollten es Anleger mit der nötigen Distanz betrachten, wenn eine Gesellschaft mit einem hohen Active Share wirbt. Eine umfassende Fondsanalyse erspart der Blick auf diese Kennzahl jedenfalls nicht.
(Handelszeitung)
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