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Gastbeitrag 13.11.2019 11:50:00

Grüne Anleihen boomen, Investoren und Emittenten profitieren

Das Marktsegment grüner Anleihen boomt. Emittenten dieser Sonderform von Anleihen binden den Emissionserlös verbindlich an umweltfreundliche Projekte und erweitern so ihre Investorenbasis.

Zugleich erhalten Investoren und Fondsanbieter, die in Green Bonds Vermögen anlegen, einen echten Mehrwert: Einen hohen Grad an Transparenz zur Verwendung der bereitgestellten Mittel. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Grüne Bonds sind deshalb enorm beliebt, die hohen Wachstumsraten dürften anhalten: Das Vermögen grüner Anleihenfonds mit Schweizer Publikumszulassung hat sich seit 2017 auf 4.4 Milliarden Franken mehr als verdreifacht und zeigt eine erstaunliche Dynamik.

Der vorliegende Beitrag beschreibt den Mark für grüne Anleihenfonds in der Schweiz. Er stützt sich auf die «IFZ Sustainable Investments Studie 2019» der Hochschule Luzern. Die Studie wird am 21. November 2019 anlässlich des «IFZ Sustainable Investments Day» in Zürich präsentiert.

Anleihen sind unverzichtbare Bausteine in der Portfoliokonstruktion - auch in Zeiten negativer Zinsen. Sie können mit zweierlei Begründung als «nachhaltig» bezeichnet werden: Der Anleihenemittent erfüllt ein ESG-Screening durch Investoren besonders gut oder die Anleihe selbst leistet dank der Zweckwidmung des Emissionserlöses einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft. In diesem letztgenannten Fall weist der Emittent nach, dass der Emissionserlös der Anleihe einem grünen oder sozialen Projekt zugutekommt - oder einer Kombination von grünen und sozialen Projekten. In diesem Fall, also der Finanzierung kombinierter grün-sozialer Projekte, sprechen wir auch von «nachhaltigen Anleihen».

Der Hauptzweck grüner, sozialer und nachhaltiger Anleihen ist es, zusätzliche finanzielle Mittel zu generieren, die den Wandel der Weltwirtschaft in Richtung der Nachhaltigkeits- und Klimaziele bewegen und beispielsweise eine schädliche Klimaerwärmung reduzieren. Allein um das Pariser Klima-Szenario einer Erderwärmung um maximal 2-Grad Celsius zu erreichen, sind gemäss OECD Infrastruktur-Investments von USD 6.9 Billionen pro Jahr in den nächsten 15 Jahren notwendig. Der Anleihenmarkt und speziell grüne Anleihen sollen dazu dienen, privates Kapital für den Umwelt- und Klimaschutz zu mobilisieren.

Solche thematischen Anleihen nehmen eine besondere Wirkung («Impact») für sich in Anspruch: Sie orientieren sich an standardisierten Nachhaltigkeitsprinzipien, sie binden den Emissionserlös an Umwelt- und Sozialprojekte und die Emittenten lassen die Zweckbindung der finanziellen Mittel typischerweise von unabhängiger Seite verifizieren. Ein Vorteil für Investoren ist die gute Nachvollziehbarkeit der Mittelverwendung und die Wirkungsmessung. Green Bond Fonds werden gelegentlich auch Impact Fonds genannt.

In der Schweiz stehen Publikumsinvestoren gegenwärtig 135 nachhaltige Anleihenfonds zur Verfügung. Das umfasst sowohl Anleihenfonds, deren Emittenten einem ESG-Screening unterzogen werden (=116 Fonds), als auch Fonds, die in grüne, soziale oder nachhaltige Themenanleihen investieren (=19 Fonds). Wir wollen in diesem Beitrag den Fokus auf diese 19 Fonds richten, die dezidiert in zweckgebundenen Anleihen investieren.

Die Anzahl an Green Bond Fonds hat sich in der Schweiz seit 2016 mehr als verdoppelt. Heute stehen Schweizer Publikumsanlegern 18 Fonds zur Verfügung, die ihr Vermögen ganz oder teilweise in grüne Anleihen investieren (grüne und nachhaltige Anleihen). Ein Fonds positioniert sich in der Schweiz explizit über zweckgebundene soziale Anleihen. Abbildung 1 schlüsselt das Gesamtvermögen von Schweizer Publikumsfonds, die ihr Vermögen in grüne, soziale oder nachhaltige Anleihen investieren, über die Zeit auf. Mitte 2017 existieren erst elf entsprechende Fonds, heute stehen Schweizer Publikumsinvestoren total 19 Fonds zur Verfügung. Und dieses breite Angebot trifft auf eine steigende Nachfrage: Die investierten Vermögen in grüne oder teilweise mit grünen Anleihen versehenen Anleihenfonds hat sich von Mitte 2017 bis Mitte 2019 von CHF 1‘338 Mio. auf CHF 4‘348 Mio. mehr als verdreifacht. Abbildung 1 illustriert, dass das Segment der "reinen" grünen Anleihenfonds am meisten Vermögen anzieht. Total sind in den 19 nachhaltigen Fonds, die dezidiert in zweckgebundene Anleihen investieren, per Mitte 2019 Vermögen von rund CHF 4.4 Mrd. angelegt. 81 Prozent der Vermögen sind in grünen, 18 Prozent in nachhaltigen und ein Prozent in sozialen Anleihen investiert.

Abbildung 1: Schweizer Publikumsfonds, die in zweckgebundene Themenanleihen investieren (in Mio. CHF, in Klammern Anzahl Fonds, jeweils per 30. Juni, Quelle: IFZ Sustainable Investments Studie 2019)

Diesem dynamischen Wachstum entsprechend hat sich auch die Anbieterlandschaft grüner Anleihenfonds entwickelt. Ausgewählte Fondsanbieter haben die Angebotslücke früh entdeckt und entsprechende Fonds lanciert. Vor 2017 haben acht Fondsanbieter den Markt unter sich aufgeteilt. Heute bieten 16 Anbieter Fonds an, die ihr Vermögen ganz oder teilweise in grüne Anleihen investieren - siehe Abbildung 2. Zu den drei führenden Anbietern gehört Mirova, die auf nachhaltige Anlagen spezialisierte Boutique der französischen Natixis Investment Management, NN Investment Partners, der Asset Manager der niederländischen NN Group sowie BlackRock. Ein Wachstumsausreisser innerhalb des Segments stellt der Fonds «BlackRock FIDF plc - iShares Green Bond Index Fund (IE)» von BlackRock dar.

Der passive Indexfonds bildet den «Bloomberg Barclays MSCI Global Green Bond Index» ab und hat seit der Lancierung im Jahr 2017 ein überproportionales Wachstum erfahren. Mitte 2017 hatte der Fonds noch ein Vermögen von CHF 28 Mio. - heute sind im Fonds Mittel von CHF 695 Mio. investiert. Andere passiv verwaltete Green Bond Fonds werden von der Credit Suisse (Credit Suisse IF (Lux) - CSIF (Lux) Bond Green Bond Global Blue) und Franklin Templeton Investments (Franklin LibertyShares ICAV - Franklin Liberty Euro Green Bond UCITS ETF) angeboten. Während der ETF von Franklin Templeton Investments sich auf grüne Anleihen in europäischen Währungen fokussiert, bildet der neulancierte Indexfonds der Credit Suisse denselben Index ab wie der Green Bond Fonds von BlackRock.

Abbildung 2: Ranking der Anbieter von grünen und nachhaltigen Anleihenfonds 2019 vs. 2018 (in Mio. CHF, jeweils per 30. Juni, Quelle: IFZ Sustainable Investments Studie 2019)

Die «IFZ Sustainable Investments Studie 2019» präsentieren wir ausführlich am «IFZ Sustainable Investments Day» am 21. November 2019 in Zürich. Jetzt anmelden und einen Platz sichern! Die Themen an der Konferenz:

  • Präsentation der «IFZ Sustainable Investments Studie 2019. Nachhaltige Bonds und nachhaltige Fonds»
  • Green Bonds. Praxisbericht eines Emittenten
  • EU Sustainability Finance Action Plan: Die Auswirkungen auf Anlagelösungen für institutionelle Investoren
  • Impact Investing. Die nächste grosse Chance?
  • Nachhaltigkeit im Investmentprozess der Swiss Re. Chancen und Herausforderungen
  • Paneldiskussion: Nachhaltige Bonds und nachhaltige Fonds
Die Konferenz wird unterstützt von BlackRock, DWS, Raiffeisen, UBS, Amundi Asset Management, Candriam, Credit Suisse, Generali, Lombard Odier Investment Managers, OLZ, PIMCO, RobecoSAM und Schroders.


1 Vgl. Stüttgen/Mattmann (2019) IFZ Sustainable Investments Studie 2019. Nachhaltige Bonds und nachhaltige Fonds (im Druck). Für die Studien der Vorjahre, siehe Studie 2017 / Studie 2018.
2 ESG steht für Environment, Social, Governance, zu Deutsch: Umwelt, Soziales, gute Unternehmensführung.

Autoren: Prof. Dr. Manfred Stüttgen und Brian Mattmann


Bildquelle: HSLU, HSLU

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