Experten-Kolumne |
19.07.2021 11:00:48
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Altersvorsorge soll Spass machen
Wie können mehr Junge für die Altersvorsorge gewonnen werden? Mit Flexibilität, Transparenz, Nachhaltigkeit und Apps.
Bei einer Versicherungslösung müssen die Kunden für den Risikoschutz einen entsprechenden Risikoaufschlag bezahlen und es besteht - im Gegensatz zu Bankprodukten - meist ein jährlicher Einzahlungszwang. Bei Erwerbsausfall oder Invalidität übernimmt jedoch die Versicherung die Prämienzahlungen, und das Sparziel wird erreicht.
Die Ansprüche der Kundinnen und Kunden steigen, sie fordern auch bei Versicherungslösungen mehr Flexibilität und benutzerfreundliche Applikationen. Versicherungen müssen kundenfreundlicher, digitaler und transparenter werden. Was bedeutet das konkret?
Per Swipe Zugang zum Vorsorgekonto
Versicherungen sollten ihre Kunden z.B. gegen Ende Jahr via App informieren, wie viel sie bereits einbezahlt haben und welcher Betrag für den maximal möglichen Steuerabzug in der 3. Säule noch notwendig ist. Die Versicherungsnehmer sollten jederzeit per Swipe oder Mausklick Zugang zu ihrem Versicherungskonto haben, um den Kontostand zu überprüfen, die Performance ihres Portfolios zu erfahren und den Ist- mit dem versprochenen Sollzustand zu vergleichen. Das Anpassen persönlicher Daten sollte ebenso digital möglich sein wie die rasche Kontaktaufnahme mit der Versicherungsberaterin. Kunden wünschen in der heutigen digitalen Welt die neue Versicherungspolice nicht in einer Woche, sondern in einem Tag, und am liebsten gleich sofort mit digitaler Unterschrift auf dem Tablet.
Doch bei vielen Versicherungen läuft immer noch vieles langsam und über den Postweg ab. Während einige Banken in ihrer digitalen Transformation schon fortgeschritten sind - nicht zuletzt aufgrund des Drucks seitens neuer Fintech-Player wie z.B. N26 und Neon -, stehen viele Versicherungen diesbezüglich noch in der Pflicht. Ein Grund dafür können im Unternehmen verteilte und alte IT-Systeme sein, die einen effizienten Datenaustausch zwischen den verschiedenen Silos verunmöglichen.
Technologie allein reicht aber nicht. Versicherungen müssen auch als vertrauenswürdige Partner wahrgenommen werden - und eine professionelle und persönliche Beratung ist für die komplexen Vorsorgeprodukte unabdingbar. Vorsorgelösungen müssen im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung erarbeitet werden. Deshalb sollten Anbieter von Vorsorgeprodukten ihre Agenten und Broker kontinuierlich weiterbilden. Auch dort bietet die Nutzung neuer Technologien grosse Vorteile, sei es durch interaktive Schulungs-Apps oder digitale Ausbildungsplattformen für sämtliche Produkte und neue regulatorische Anforderungen.
ESG ist die Zukunft
Versicherer sollten ebenfalls berücksichtigen, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Versicherungslösungen markant gestiegen ist, vor allem auch seitens junger Menschen. Vorsorgeprodukte basieren auf einem langfristigen Horizont - und längerfristig haben Unternehmen, die ESG-Prinzipien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) befolgen, deutliche Wettbewerbsvorteile, da sie sämtliche systemischen Risiken adressieren, auch Umweltrisiken. Produktanbieter müssen also in der Lage sein, eine breite Palette an ESG-Fonds oder «Impact Investing Funds» anzubieten - transparentes Reporting inklusive.
Zu guter Letzt sind «coole» Apps auch eine Möglichkeit, der jungen Generation den Einstieg in die selbständige Altersvorsorge zu erleichtern. Im Covid-Jahr 2020 ist das Bewusstsein rund um das Thema Altersvorsorge unter jungen Personen gestiegen; einerseits machten sich viele Gedanken über die Zukunft, andererseits verfügten sie wegen den Einschränkungen plötzlich über mehr freie finanzielle Mittel. Wenn Altersvorsorge mithilfe digitaler Tools Spass macht, führt das zu einer Win-win-Situation für Versicherte, Finanzinstitute und die Gesellschaft als Ganzes.
Autor: Gordon Diehr, COO, Liechtenstein Life
Gordon Diehr ist COO der Liechtenstein Life Assurance AG. Der erfahrene Manager blickt auf über 20 Jahre Erfahrung in verschiedenen Positionen im Finanz- und Versicherungssektor zurück. Diehr gehört zum Gründungsteam der Liechtenstein Life und baute dort zunächst die Bereiche Operation und Vertriebssteuerung auf. Zuvor war er in der Holding eines grossen Finanzdienstleister tätig und dort zunächst für die Internationalisierung und Markterschliessung von Ost-Europa, UK und Italien zuständig. Danach ging er für drei Jahre nach Mailand und leitete das Controlling. Gordon Diehr hat Betriebswirtschaftslehre mit einem Schwerpunkt auf Bankbetriebslehre studiert und hält einen MBA von der Leipzig Graduate School of Management (HHL). Er lehrt als Dozent in Zürich an der Fachhochschule für Versicherungswirtschaft.
"Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus."
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