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Erste Erfolgsbilanz 07.05.2021 22:44:00

Das erste Quartal Biden: So läuft der Aktienmarkt unter dem neuen US-Präsidenten

Das erste Quartal Biden: So läuft der Aktienmarkt unter dem neuen US-Präsidenten

US-Präsident Joe Biden ist nun 100 Tage im Amt. An den Aktienmärkten hat es seitdem starke Kursbewegungen gegeben, die grössten Befürchtungen der Biden-Skeptiker haben sich aber nicht erfüllt.

• Schweres Erbe: US-Aktienmarkt unter Donald Trump erfolgreich
• Biden kann Trump und Amtsvorgänger nach 100 Tagen schlagen
• Unterstützung kommt unter anderem von der US-Notenbank

Am 20. Januar wurde Joe Biden offiziell in sein Amt als 46. US-Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika eingeführt. Der Inauguration war ein monatelanges Tauziehen um das Präsidentenamt vorausgegangen, der vorige Amtsinhaber Donald Trump hatte den Wahlsieg Bidens lange Zeit nicht anerkannt. Und auch viele seiner Parteikollegen und Marktteilnehmer hatten vor einem Wechsel im Regierungsamt gewarnt und dabei immer wieder auf die Erfolge von Donald Trump am Aktienmarkt verwiesen und darauf, dass die starke Börsenentwicklung unter Biden wohl ihr Ende finden werde. Die Statistik bestätigt die Skeptiker aber nicht.

100 Tage Aktienkursentwicklung im historischen Vergleich

Donald Trump hatte stets betont, unter seiner Führung habe sich der Aktienmarkt in den USA so erfolgreich entwickelt wie nie zuvor. Tatsächlich kann der Politiker und Unternehmer auf Sicht seiner kompletten Amtszeit eine starke Börsenentwicklung für sich reklamieren, aus Anlegersicht ist seine Amtsperiode als Erfolg zu werten.
Die Angst vieler Anleger war, dass sein Nachfolger Joe Biden, der als weniger unternehmerfreundlich als sein Vorgänger gilt und dessen voraussichtliche Steuerpolitik bereits im Wahlkampf eines der größten Themen war, diesen Erfolg nicht würde wiederholen können.

Ein Blick auf die Kursentwicklung an den Aktienmärkten in den ersten 100 Amtstagen zeigt aber, dass sich Joe Biden nicht nur eine erfolgreichere Aktienmarktentwicklung auf die Fahnen schreiben kann, sondern dass die Finanzmärkte unter seiner Präsidentschaft nach rund drei Monaten besser performt haben als unter jedem anderen US-Präsidenten in den letzten 75 Jahren.
Der US-Leitindex Dow Jones kletterte vom 20. Januar bis zum 20. April 2021 um fast elf Prozent, unter Donald Trump ging es für das Börsenbarometer im gleichen Zeitraum vier Jahre zuvor nur um rund vier Prozent aufwärts. Doch die Aktienmarktperformance unter Biden schlug nicht nur die seines direkten Amtsvorgängers, tatsächlich konnte die Börse historisch gesehen nur unter Franklin D. Roosevelt in den 100 ersten Tagen einer neuen Präsidentschaft deutlicher zulegen. Und das war in den 30er Jahren, inmitten der Weltwirtschaftskrise, als Roosevelt sowohl die Banken als auch die Märkte konsequent schloss, was nach Wiedereröffnung zu einem satten Plus an der Börse führte.

Konjunkturprogramm und Schützenhilfe von der Fed

Dass es 2021 so viel besser lief als in den ersten 100 Amtstagen der meisten anderen US-Präsidenten, ist auch der Tatsache zu verdanken, dass Joe Biden eines der größten Konjunkturprogramme der US-Geschichte auf den Weg gebracht hat. Das Paket, mit dem die Regierung die Folgen der Corona-Pandemie abfedern will, hat ein Volumen von 1,9 Billionen US-Dollar und entspricht damit fast zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA.

Schützenhilfe für die Finanzmärkte kam darüber hinaus von Seiten der US-Notenbank Federal Reserve. Die Währungshüter halten nicht nur an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest, sondern haben die Märkte zudem mit billigem Geld geflutet, um die Konjunktur und den Konsum anzukurbeln. Monatlich kauft die Notenbank Wertpapiere in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar auf - eine Fortsetzung der Transaktionen wurde bei der jüngsten Notenbanksetzung beschlossen, bis zu dem Zeitpunkt, wo man "substanzielle weitere Fortschritte" in Richtung Vollbeschäftigung und Preisstabilität sehe.

Corona sorgt für Börsenboom

Und auch die Corona-Pandemie hat dem neuen US-Präsidenten in die Karten gespielt, denn Lockdowns weltweit haben eine Flut neuer Anleger an die Börsen gebracht. Zahlreiche US-Amerikaner haben ihre Stimulusschecks zumindest teilweise am Finanzmarkt angelegt, das frische Geld hat die Marktentwicklung zusätzlich gestützt und mit dazu beigetragen, dass Joe Biden auf derart erfolgreiche erste 100 Tage zurückblicken kann.

Die Tatsache, dass die USA beim Thema Corona-Impfungen in Bidens bisheriger Amtszeit Druck gemacht haben, was die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr auf die wirtschaftliche Erfolgsstraße schürte, war ebenfalls mitverantwortlich für den starken Aktienmarkt seit Ende Januar.

Schwierige Zeiten für Biden kommen noch

Wichtig wird aber sein, wie sich der neue Mann im Weissen Haus auf lange Sicht schlägt. Einen ersten Vorgeschmack darauf, dass die Börsen empfindlich auf die Politik des Demokraten reagieren, gab es vor wenigen Tagen, als Einzelheiten zu Bidens Steuerplänen durchgesickert waren, die unter anderem eine deutliche Erhöhung der Kapitalertragssteuer beinhalten. Anleger reagierten verschnupft, die Börsen erlebten einen Rücksetzer.

Zudem kommen auf den Staatsmann in den nächsten Monaten und Jahren noch weitere schwere Aufgaben zu. So wollen die Vereinigten Staaten ihren Status als internationale Führungsmacht zurückerobern. Dafür muss Biden auch das zerrüttete Verhältnis mit China angehen, ohne dabei allzu große Zugeständnisse an die Wirtschaftsmacht aus Asien zu machen. Zudem wird die Stärkung von der unter Donald Trump vernachlässigten Beziehung zur Staatengemeinschaft NATO eine seiner Herausforderungen sein.

Bidens klimapolitische Ambitionen waren ein dominantes Thema im Wahlkampf, auch hier muss er in den nächsten Monaten und Jahren liefern. Die grösste Herausforderung wartet aber möglicherweise im eigenen Land auf ihn: Die Vereinigten Staaten gelten als gespalten, was nicht zuletzt die Ausschreitungen im Januar deutlich machten, als Anhänger von Donald Trump das US-Capitol stürmten. Zudem dürfte die "Black Lives Matter"-Bewegung, die von Biden offiziell unterstützt wird, ein Streitpunkt unter Amerikanern bleiben.

Redaktion finanzen.ch

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