Expertenkolumne |
20.09.2024 07:43:09
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Die Fed sorgt für einen Paukenschlag und senkt den Leitzins deutlich
Wir gehen davon aus, dass die Fed in den kommenden Sitzungen weiterhin die Zinsen senken wird, um die Geldpolitik an eine nun wieder "normalere" US-Wirtschaft anzupassen.
Die Massnahmen der Notenbank deuten darauf hin, dass sie eine Verschiebung im Verhältnis der Risiken zwischen Inflation und Beschäftigung erkennt. Dies erfordert eine schnellere Anpassung in Richtung Neutralität, als viele Experten bisher erwartet hatten. Historisch betrachtet, gingen einer ersten Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte oft Rezessionen voraus, oder sie leiteten einen Zyklus geldpolitischer Lockerung ein. Dieser beinhaltet eine Reihe von Zinssenkungen, die oft stärker, tiefgreifender oder länger anhalten, um eine angeschlagene Wirtschaft zu stützen.
Wir glauben nicht, dass sich die US-Wirtschaft derzeit in einer Rezession befindet; die Konsumausgaben sind weiterhin stabil, und das Investitionswachstum scheint sich zu beschleunigen. Da der Inflationsdruck nachlässt, konzentriert sich die Notenbank zunehmend darauf, durch angepasste Geldpolitik Wachstum und einen robusten Arbeitsmarkt in den USA zu sichern. Die Wirtschaft erscheint deutlich "normaler", nachdem die pandemiebedingten Schocks, die die hohe Inflation ausgelöst haben, weitgehend abgeklungen sind.
Die Fed steuert unserer Einschätzung nach auf eine schrittweise Lockerung der Geldpolitik zu, mit Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte auf den kommenden Sitzungen. Allerdings bleibt die Fed datenabhängig. Verschlechtert sich der Arbeitsmarkt schneller als erwartet, rechnen wir mit aggressiveren Zinssenkungen.
In drei Monaten kann sich viel ändern
Die US-Notenbank hat ihre Wirtschafts- und Zinsprognosen im Vergleich zum Juni deutlich überarbeitet. Die Beschäftigungs- und Inflationsdaten haben seitdem viele Anleger überrascht und zu erhöhter Marktvolatilität geführt. Das Gleichgewicht der Risiken für das duale Mandat der Notenbank hat sich etwas von der Inflation wegbewegt. Diese liegt zwar immer noch leicht über dem Ziel, bewegt sich aber nachhaltig in eine gute Richtung. Stattdessen steht die Beschäftigung nun stärker im Fokus. Letztere ist zwar nach wie vor relativ stark, zeigt aber Anzeichen einer Abschwächung.
Der Median der aktualisierten Wirtschaftsprognosen der Notenbank für Ende 2024 spiegelt diese Entwicklungen wider: Die Experten erhöhten ihre Prognose für die Arbeitslosenquote auf 4,4 Prozent (von vier Prozent) und senkten ihre Prognose für die Kerninflation auf 2,6 Prozent (von 2,8 Prozent). Diese Veränderungen veranlassten eine Senkung des Medians der Zinsprognosen für 2024 und 2025 um 0,75 Prozentpunkte. Die Notenbank zielt offenbar auf eine schnellere Normalisierung der Geldpolitik ab, um die Beschäftigung zu fördern und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu gewährleisten.
US-Wirtschaft und -Politik kehren zu "normalen" Bedingungen zurück
Da sich die Wirtschaft wahrscheinlich normalisiert, sollte dies auch für die Geldpolitik gelten. Der Übergang zur Normalität muss zwar nicht ungeordnet verlaufen, könnte die Wirtschaft aber anfälliger für unvorhergesehene Schocks machen. Dies gilt besonders dann, wenn die Geldpolitik übermässig restriktiv bleibt.
Angesichts des nachlassenden Inflationsdrucks, des sich verlangsamenden BIP-Wachstums und der sinkenden Zahl an Neueinstellungen scheint sich die Fed verstärkt auf die Stabilisierung der Wirtschaftskraft zu konzentrieren. Diese Neuausrichtung zeigt sich auch in den neuen Zinsprognosen der Notenbank, die einen schnelleren Weg zu neutralen Leitzinsen nahelegen. Dieser Zinspfad dürfte von der anhaltenden Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft abhängen. Die mittleren Prognosen der Notenbank zeigen ein solides Wachstum von zwei Prozent, während die Arbeitslosenquote nur um 0,2 Prozentpunkte über dem derzeitigen Niveau bleiben dürfte. Der Markt preist nun einen Zinssenkungszyklus ein, der eine sanfte Landung der Wirtschaft ermöglicht, ohne in eine Rezession abzugleiten. Der Markt könnte jedoch stärkere Senkungen erwarten, falls die Rezessionsgefahr deutlich steigt. Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Notenbank noch Spielraum für weitere Zinssenkungen in verschiedenen wirtschaftlichen Szenarien hat.
Unterschiedliche Ansichten
Die Sitzung der US-Notenbank im September hob auch die unterschiedlichen Ansichten der Entscheidungsträger hervor. Notenbankgouverneurin Michelle Bowman lehnte eine Senkung um 0,25 Prozentpunkte ab. Dies war die erste abweichende Stimme eines Vorstandsmitglieds seit 2005. Die "Dot Plot"-Projektionen für 2024 zeigen, dass die Entscheidung zwischen einer Senkung um 0,25 und 0,5 Prozentpunkten knapp war. Neun Mitglieder plädierten für keine oder nur eine weitere Senkung bis zum Jahresende. Die anderen neun Mitglieder unterstützen offenbar mehrere Senkungen um 0,25 Prozentpunkte nach der ersten Senkung um 0,5 Prozentpunkte im September.
Die breite Spanne der Zinsprognosen für 2025 - die sich über 1,25 Prozentpunkte unter den Entscheidungsträgern erstreckt - unterstreicht die Unsicherheit über die wirtschaftliche und geldpolitische Zukunft. Die August-Inflation (gemessen am Verbraucherpreisindex) war höher als erwartet. Dies zeigt, dass die Risiken zwar geringer sind, die Inflation jedoch noch nicht das Ziel der Notenbank erreicht hat. Der jüngste Rückgang der Arbeitsmarktdynamik birgt jedoch die Gefahr, das Inflationsziel zu unterschreiten. Dies erklärt die entschlossene expansive erste Zinssenkung der Notenbank.
Auswirkungen für Anleger
In der Vergangenheit schnitten mittelfristige Anleihen während der Zinssenkungsphasen der US-Notenbank Fed tendenziell besser ab als Geldmarktanlagen. Da die Fed ihre Zinsen nun senkt, könnten Anleger profitieren, indem sie die noch attraktiven Renditen mittelfristiger Anleihen sichern. Anleihen bieten auch Absicherungsmöglichkeiten, falls die Fed die Zinsen wegen einer stärkeren Konjunkturabschwächung schneller senken muss.
Autoren: PIMCO-Ökonominnen Tiffany Wilding und Alison Boxer
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