"Disneyland vorbei" |
17.02.2023 23:54:00
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Kritik an Fed-Zinspolitik: Darum rechnet "The Black Swan"-Autor mit einer Wende am Aktienmarkt
Marktkenner Nassim Nicholas Taleb betrachtet die späte Zinswende der Fed kritisch. So habe das Niedrigzinsumfeld das Wachstum mehrerer Blasen begünstigt, die nun zu platzen drohen.
• Mehrere "Tumore" gewachsen
• Anlegerstimmung dürfte kippen
Der ehemalige Finanzmathematiker Nassim Nicholas Taleb dürfte vielen vor allem aufgrund seines Buchs "The Black Swan" aus dem Jahr 2007 bekannt sein, in dem er seltene und unvorhergesehene Ereignisse und deren Folgen behandelt. Diese bezeichnet Taleb als "Schwarze Schwäne". Gemäss des Werks des Ex-Optionshändlers sind besonders Banken und Aktienhändler gegenüber diesen Ereignissen verwundbar.
Nassim Nicholas Taleb mit Warnung an Anleger
Auf einer Veranstaltung des Hedgefonds Universa Investments, dem Taleb beratend zur Seite steht, richtete sich der Marktkenner nun mit einer Warnung an Anleger. Demnach habe die Niedrigzinspolitik der US-Notenbank Fed der letzten Jahre erhebliche Probleme ausgelöst, wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" den Experten zitiert. So habe das billige Geld der Währungshüter mehrere Vermögensblasen ausgelöst und ausgebaut, die dem Markt nun zum Verhängnis werden dürften. "All diese Jahre haben sich die Vermögenswerte wie verrückt aufgebläht", kritisierte Taleb. "Ich glaube, das ist wie ein Tumor, das ist die beste Erklärung".
Bitcoin und Immobilien aufgebläht
Zu den Tumoren, deren Wachstum die Währungshüter begünstigt haben sollen, zähle neben dem Bitcoin auch der Immobilienmarkt. So habe der Immobiliensektor massiv von niedrigen Zinssätzen profitiert und die Preise für Eigentumswohnungen und Häuser in die Höhe getrieben. Insgesamt sei dieser "illusionäre Reichtum", den die Fed mit ihrer abwartenden Haltung ausgelöst habe, auf mehr als eine halbe Billion US-Dollar angewachsen, so die Berechnungen des Forschers.
Bereits kurz zuvor äusserte sich Taleb in einem Interview mit dem französischen Magazin "L’Express" kritisch gegenüber dem Bitcoin, den er bereits dort als "Tumor" ausmachte. So sei die älteste und nach Marktkapitalisierung gewichtet grösste Kryptowährung nicht nur kein Wertaufbewahrungsmittel, sondern auch nicht als Inflationsschutz zu verstehen. Auch in Katastrophenfällen sei der Coin nicht zu gebrauchen. Der oft gebrachte Vergleich mit Gold hinke ebenso, so der Ex-Händler. "Technologien kommen und gehen, aber Gold bleibt, zumindest physisch", erklärte Taleb gegenüber dem Blatt. "Sollte der Bitcoin jedoch jemals für kurze Zeit vernachlässigt werden, so wird er unweigerlich zusammenbrechen."
Weitere Zinserhöhungen stehen ins Haus
Dass Blasen wie der Bitcoin und der Immobilienmarkt wachsen konnten, liege vor allem an der Zinspolitik der US-amerikanischen Notenbank bis 2022, so Taleb laut Bloomberg. Nicht nur habe die Fed durch ihr Nichtstun ungleiche Bedingungen am Markt geschaffen, auch seien sämtliche Marktteilnehmer durch die niedrigen Zinsen nicht ausreichend auf die Zinswende im vergangenen Jahr vorbereitet worden. Zwar seien die Zinserhöhungen seit März 2022 in Anbetracht hoher Inflationsraten angemessen, Anleger habe man damit jedoch vor den Kopf gestossen. Dennoch dürften die Notenbanker um Fed-Chef Jerome Powell den Leitzins in den kommenden Monaten noch weiter in die Höhe treiben, ist sich der Autor sicher.
Taleb sieht schwarz für den Aktienmarkt
Anleger müssten sich nun auf andere Zeiten einstellen, warnte Taleb laut Bloomberg. So könnten die in den letzten Jahren stetig gewachsenen Blasen nun platzen. "Disneyland ist vorbei, die Kinder gehen wieder zur Schule", lautete das Urteil des Wissenschaftlers. "Es wird nicht mehr so glatt laufen wie in den letzten 15 Jahren". Damit seien die Zeiten billigen Geldes vorerst vorbei. Wie lange die Durststrecke anhalte, verriet Taleb nicht. Jedoch sollten sich Marktteilnehmer darauf einstellen, dass sich die dunklen Wolken am Anlegerhimmel nicht allzu schnell wieder verziehen werden. "Die Dinge werden für eine Weile nicht gut sein", so der Ausblick des Schriftstellers. "Wir haben die seltsamsten Bewertungen in der Geschichte".
Übernahme-Chaos um Twitter als Symptom von Zinspolitik
Die neuen Herausforderungen auf dem Markt haben sich Taleb zufolge kürzlich auch an der Übernahme des Kurznachrichtendiensts Twitter gezeigt. Nachdem Tesla-Chef Elon Musk im April 2022 ein grosses Aktienpaket des sozialen Netzwerks erstand und kurz darauf seine Übernahmepläne publik machte, legte der Unternehmer seine Kaufpläne nur einen Monat später wieder auf Eis. Als Grund nannte die umstrittene Persönlichkeit "falsche und irreführende" Angaben, besonders im Hinblick auf die Fake-Accounts auf dem Dienst. Twitter wollte nun aber am Deal festhalte - notfalls mit Rechtsmitteln. Kurz vor dem Beginn der Gerichtsverhandlungen im Oktober gab Musk schliesslich klein bei und sagte zu, den Anbieter doch übernehmen zu wollen. Die Folge waren jedoch zahlreiche Entlassungen und Umstellungen der angebotenen Dienstleistungen. Dies sei ein Symptom der Zinswende der Fed, so Taleb. "Es regnet kein Geld mehr", erklärte der Mathematiker im Hinblick auf Twitter und Musk, den er zwar nicht namentlich nannte, aber als "brillanten Finanzfachmann" bezeichnete.
Redaktion finanzen.ch
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