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Expertenkolumne 17.06.2022 09:07:10

Nach jüngstem Fed-Zinsentscheid: PIMCO US-Ökonomin Allison Boxer erwartet deutliche Verlangsamung der konjunkturellen Entwicklung in den USA

Nach jüngstem Fed-Zinsentscheid: PIMCO US-Ökonomin Allison Boxer erwartet deutliche Verlangsamung der konjunkturellen Entwicklung in den USA

Während die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) signalisiert, dass sie sich fest auf die Eindämmung der Inflation konzentriert, dürfte sich in den kommenden Monaten eine rasche Straffung der Geldpolitik fortsetzen.

Die US-Inflationsdaten, insbesondere der überraschend starke und breit angelegte Verbraucherpreisindex-Bericht für den Mai, veranlassten die US-Notenbank auf der Juni-Sitzung, den Leitzins zum ersten Mal seit 1994 um 75 Basispunkte (bps) anzuheben. Die neuen Wirtschaftsprognosen der Fed zeigen, dass die Mitglieder des Offenmarktausschusses einstimmig der Meinung sind, dass der Leitzins "Fed Funds Rate" bis zum Jahresende über dem neutralen Wert (den die US-Notenbanker bei etwa 2,5 Prozent sehen) liegen soll, ungeachtet der wahrscheinlichen Kosten eines langsameren Wirtschaftswachstums und einer höheren Arbeitslosigkeit in den Jahren 2022 und 2023. Obwohl die Prognosen im Konsens ein langsameres Wachstumstempo für das kommende Jahr erwarten, sagte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell auf seiner Pressekonferenz, dass die Fed immer noch glaubt, dass die US-Wirtschaft eine weiche Landung erreichen kann. Die Medianprognosen der Fed deuten ebenfalls darauf hin. Mit Blick auf die kommenden Jahre sind wir bei PIMCO jedoch der Ansicht, dass die derzeitige hohe Inflation das Risiko erhöht, dass die Fed die Zügel zu stark anzieht, und Fragen aufwirft, ob das von ihr prognostizierte trendähnliche Wachstum in den USA erreichbar ist.

Ergebnis der Juni-Sitzung: Es wird ernst

Die Zinserhöhung um 75 Basispunkte, die Wirtschaftsprognosen und Powells Äusserungen deuten darauf hin, dass sich die Fed sehr viel stärker auf die Inflationsbekämpfung konzentriert, als es ihre bisherigen Verlautbarungen vermuten liessen. Eine Zinserhöhung um 50 oder 75 Basispunkte ist bei der nächsten Sitzung im Juli wahrscheinlich. Der "Fed-Dot-Plot" (Punktdiagramm der Fed, das die Erwartungen der Mitglieder des Offenmarktausschusses über die prognostizierten zukünftigen Zinssätze zeigt), deutet darauf hin, dass wir in den kommenden Monaten insgesamt zwei oder mehr weitere Zinserhöhungen von über 25 Basispunkten sehen könnten. Erst gegen Jahresende dürfte die Zentralbank auf das herkömmliche Tempo von 25 Basispunkten pro Sitzung zurückgehen. Trotz des starken Anstiegs der Prognosen liegen nur wenige Punkte deutlich über den in den Märkten eingepreisten Spitzenwerten. Bemerkenswert ist, dass die Projektionen zeigen, dass die Fed-Vertreter nun einhellig der Meinung sind, dass der Leitzins über den neutralen Wert steigen muss (die Schätzung der Fed für den neutralen Zinssatz oder r * liegt bei etwa 2,5 Prozent, wie der Median ihrer längerfristigen Projektionen zeigt). Zwar hatten die Märkte bereits einen Anstieg der Zinssätze über den neutralen Wert hinaus eingepreist, doch zeigt sich jetzt eine wesentlich grössere Einmütigkeit der Fed-Vertreter in Bezug auf einen steileren Zinserhöhungspfad.

Infolge des geldpolitischen Straffungskurses haben die Fed-Mitglieder auch ihre Wachstums- und Arbeitslosenprognosen nach unten korrigiert. Im Gegensatz zur letzten Aktualisierung der Fed-Prognosen im März, als höhere Zinssätze nicht mit einer wesentlichen Herabstufung der Wirtschaftsaussichten einhergingen, signalisierten die Fed-Vertreter nun, dass sie sich darüber im Klaren sind, dass ein strafferer geldpolitischer Kurs der US-Wirtschaft einen harten Tribut abfordern dürfte.

Der makroökonomische Ausblick bleibt unsicher

Längerfristig sehen wir die Risiken, dass die Bereitschaft der Fed, die Inflation um jeden Preis zu bekämpfen, letztlich zulasten von Wachstum und Beschäftigung geht. Da sich die Inflation hin zu langsameren Messgrössen wie die Preise für das Wohnen verlagert hat und der Arbeitsmarkt tendenziell mehrere Quartale braucht, um ein langsameres Wachstum widerzuspiegeln, sehen wir bei PIMCO die Gefahr, dass die Fed die Schraube zu stark anzieht. Infolgedessen sehen wir Abwärtsrisiken für die US-Wirtschaft: Die konjunkturelle Entwicklung könnte sich verlangsam oder sogar ganz zum Stillstand kommen.

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