Expertenkolumne |
24.04.2023 15:39:59
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Private Banking: Vorsorgefragen gewinnen an Bedeutung
Das Geschäft mit der vermögenden Kundschaft verändert sich. Doch nicht etwa die vielbeschworene Digitalisierung führt zu mehr Rendite, sondern die immer ganzheitlichere Beratung.
Die Öffnung der Schnittstellen der Banken zu Treuhändern, Steuerberatern und Vorsorgeexperten, bringt der anspruchsvollen Privatbankenkundschaft wohl mehr als eine ansprechender gestaltete Banking-App. Denn es ist entscheidend, dass im Privatbankengeschäft alle Vermögenswerte aus einer holistischen Perspektive betrachtet werden und diese bestmöglich aufeinander abgestimmt sind. Sonst wird Rendite verschenkt. Und Steuerrenditen sind wesentlich besser planbar als Anlagerenditen.
Dividendenaktien ins Vorsorgevermögen
Stellen wir uns einen Geschäftsinhaber eines kleineren Unternehmens aus der Baubranche vor, der rund 50 Jahre alt ist. Die Firma ist seit zwei Generationen im Familienbesitz. Er verfügt über ein siebenstelliges Privatvermögen, weil er bereits einen Teil des Erbes als Vorbezug erhalten hat und zahlt sich einen Lohn von bis zu 350’000 Franken pro Jahr aus. Als umsichtiger CEO und um für Mitarbeitende attraktiv zu sein, bietet seine Firma allen Angestellten, die die entsprechenden Kriterien erfüllen, sogenannte 1e-Pläne an.Darin können Lohnbestandteile über 132'200 Franken versichert werden. Geschäftsleitungsmitglieder, das Kader und spezialisierte Fachkräfte können aus maximal zehn Anlagestrategien pro Vorsorgewerk auswählen und so individuell auf ihre Risikobereitschaft und -fähigkeit abgestimmt anlegen. Weil der Geschäftsinhaber bereits über ein hohes Vorsorgekapital in seinem 1e-Plan in Höhe von rund 500'000 Franken verfügt, kann er die Anlagestrategie des Vorsorgevermögens perfekt auf die des Privatvermögens abstimmen. In der Praxis sieht das wie folgt aus: Dank der Höhe des angesparten Kapitals im 1e-Plan ist es dem Geschäftsinhaber möglich, sein Vorsorgekapital im Rahmen eines Vermögensverwaltungsmandats nach BVV2-Vorgaben massgeschneidert führen zu lassen.
Dabei lohnt es sich, einige steuerliche Aspekte zu berücksichtigen. Da Wachstumsaktien beispielsweise oft keine oder nur eine kleine Dividende zahlen, bietet es sich an, diese Titel im Privatvermögen zu halten, während Dividendentitel besser im Vorsorgevermögen gehalten werden. Denn dort sind die Dividendenzahlungen von der Einkommens- und Verrechnungssteuer befreit und Vermögenssteuern sind ebenfalls keine zu entrichten. Erst beim Kapitalbezug wird einmalig eine Steuer fällig. Anschliessend zählen die Vorsorgegelder zum Vermögen.
Steuerprogression brechen
Durch Einkäufe in den 1e-Plan kann die Steuerrendite zusätzlich erhöht werden, da die jährlich einbezahlten Summen die Höhe des steuerbaren Einkommens eins zu eins verringern. Das ist besonders attraktiv für Versicherte, die sich in einem Lohnband befinden, das besonders von der Steuerprogression betroffen ist. Ein weiterer Vorteil von Einkäufen ist, dass die Gelder 100 Prozent vor einer möglichen Umverteilung im BVG geschützt sind. Zwar kann das im 1e-Plan angesparte Kapital in der Regel nicht verrentet werden, doch alle über die Jahre erwirtschafteten Erträge gehören einzig und alleine den Versicherten. Beim Übertritt in den Ruhestand lässt sich das 1e-Vermögen durch Wertschriftentransfer unkompliziert in das Privatvermögen überführen.Dieses einfache Beispiel zeigt, dass eine umsichtige Anlage-, Steuer- und Vorsorgeplanung sich positiv auf die Vermögensbildung auswirken kann. Da in der Realität die Verhältnisse und Kundenbedürfnisse meist deutlich komplexer sind, ist eine holistische Beratung mit Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen am Tisch unabdingbar. Eine App allein wird diese Beratungsleistung in absehbarer Zeit nicht erbringen können.
von Fabio Preite, Partner & Geschäftsleitungsmitglied, PensExpert
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