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Corona-Folgen 26.03.2020 19:11:00

Schweizer Konjunkturpaket - Reichen die Massnahmen, um Unternehmen in der Krise zu stützen?

Schweizer Konjunkturpaket - Reichen die Massnahmen, um Unternehmen in der Krise zu stützen?

Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass nicht nur das öffentliche Leben, sondern auch die Wirtschaft in der Schweiz grossflächig heruntergefahren wurde. Um Schweizer Unternehmen in dieser Zeit zu stützen, wurde ein umfangreiches Massnahmenpaket aktiviert. Doch reicht das aus, um eine Pleitewelle zu verhindern?

• Schweizer Eidgenossenschaft legt milliardenschweres Maßnahmenpaket auf
• Krisenfolgen noch immer nicht absehbar
• Dauer der Krisenmassnahmen wird über Wirtschaftentwicklung entscheiden

Um die Folgen für die Wirtschaft abzufedern, hat die Schweizer Politik gemeinsam mit den größten Banken des Landes ein umfangreiches Rettungspaket geschnürt. Unternehmen sollen unbürokratisch und schnell mit Liquidität versorgt werden, die Pleite von bislang solventen Unternehmen will man so gut wie möglich verhindern, Beschäftigung soll erhalten, gesichert und Selbständige aufgefangen werden.

So soll das Geld an die Unternehmen fliessen

Mit einem Teil des Geldes will man besonders betroffene Kleinbetriebe stützen, die unter den Schliessungen und einem Einbruch der Nachfragen leiden. Um die KMU mit Liquidität zu versorgen, können diese auf verbürgte COVID-Überbrückungskredite zurückgreifen. Das Geld bekommen sie nach minimaler Prüfung der Ansprüche von ihren Hausbanken, die Eidgenossenschaft übernimmt die Bürgschaft für die Kredite. Auf diesem Weg sollen bis zu 500'000 Franken direkt von den Hausbanken an betroffene KMU fliessen. Bei grösseren Unternehmen, bei denen dieser Kreditrahmen nicht ausreicht, erfolgt eine kurze Bankenprüfung, danach können Summen bis zu maximal 20 Millionen Franken ausbezahlt werden, die vom Bund zu 85 Prozent garantiert werden.

Insgesamt soll der Topf, in dem die Überbrückungskredite für KMU gebündelt sind, einen Wert von 20 Milliarden Franken haben.

Zahlungsfristen ohne Verzugszins und Zahlungsaufschub

Neben den Direkthilfen in Form von Liquidität soll es weitere Hilfen für Unternehmen geben, die bedingt durch die Sofortmassnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ins Trudeln geraten sind. Demnach soll es einen vorübergehenden, zinslosen Zahlungsaufschub für die Beiträge an die Sozialversicherungen geben. Wenn die Lohnsumme infolge der jüngsten Ereignisse deutlich gesunken ist, können die Akontobeiträge angepasst werden.

Zudem sind Liquiditätspuffer im Steuerbereich angedacht, hier können Zahlungsfristen verlängert werden, ohne dass Verzugszinsen gezahlt werden müssen. Auch die Aussetzung beim Betreibungswesen, die vorerst bis zum 4. April aktiv bleiben soll, dürfte Unternehmen in der Krise zunächst helfen.

Kurzarbeitergeld und Hilfe für Selbständige

Um Massenentlassungen zu vermeiden und die weiter laufenden Kosten bei Unternehmen abzumildern, wurde zudem das Kurzarbeiterinstrument aktiviert. Anwendung findet dieses auch bei Angestellten mit befristetem Arbeitsvertrag oder Zeitarbeitern. Durch eine Reihe von Vereinfachungen soll das Geld unbürokratisch und schnell genehmigt werden.

Und auch Selbständige sollen entschädigt werden, etwa wenn ihnen durch Schulschliessungen oder ärztlich verordnete Quarantäne Erwerbsausfälle entstehen. 80 Prozent ihres Einkommens, maximal aber 196 Franken pro Tag, sollen sie als Taggeld ausbezahlt bekommen.

Hilfen für Sport, Kultur und Tourismus

Um die stark betroffenen Kultureinrichtungen des Landes zu stützen, soll es auch in diesem Bereich Soforthilfen und Ausfallentschädigungen geben: 280 Millionen Franken stehen hier zur Verfügung. Weitere 100 Millionen CHF werden für Sportorganisationen bereit gestellt - jeweils zur Hälfte als rückzahlbare Darlehen oder Subventionen im Fall existenzieller Bedrohungen.

Hinzu kommen im Tourismusbereich Bundesdarlehen, die gestundet werden können, auch die Überbrückung von Liquiditätsengpässen hat sich der Bund für dieses Segment auf die Fahnen geschrieben.

Reicht das Geld vom Bund?

Das Massnahmenpaket der Eidgenossenschaft ist also umfangreich und milliardenschwer. Doch die Folgen, die die Corona-Krise für die Schweizer Wirtschaft haben wird, sind noch nicht im mindesten absehbar.

Fakt ist, nicht alle Branchen werden die Krise gleich stark zu spüren bekommen. Der traditionell starke Pharmasektor hierzulande ist einer der Profiteure - noch. Denn eine längerfristige Unterbrechung der Lieferkette wird auch hier starke Spuren hinterlassen. Bereits jetzt deutlich zu spüren sind die Belastungen im Maschinenbau oder in der Autobranche. Luxusprodukte wie Uhren gehören aktuell ebenfalls nicht zu den Branchen, in denen sich Verbraucher mit Produkten eindecken, zumal die Nachfrage aus Asien vorübergehend beinahe komplett weggebrochen ist.

Massiv auf Kollisionskurs sind Unternehmen aus dem Tourismusbereich. Auch Gastroniemiebetrieben droht unter Umständen eine Pleitewelle, nachdem sie ihre Türen für den Publikumsverkehr schliessen mussten. Hier ist nicht nur ein Umsatzrückgang das Problem, sondern die Erlöse fallen von heute auf morgen auf null, wenn die Gastronomen nicht mit Lieferangeboten einen Teil der Verluste auffangen können.

Das milliardenschwere Massnahmenpaket des Bundes soll hier das Schlimmste verhindern, Spuren dürfte die aktuelle Situation in den genannten Bereichen aber trotzdem hinterlassen, einige Unternehmen werden möglicherweise nicht zu retten sein.

Gefährlich wird es, wenn die Krise auf die Bankhäuser übergreift - dann nämlich, wenn viele Unternehmenskunden ihre Kredite nicht mehr bedienen können. Der Staat wäre dann zum Eingreifen gezwungen, um den Bankensektor zu stützen.

Krisendauer entscheidet über Wohl und Wehe der Schweizer Wirtschaft

Ob das Maßnahmenpaket der Eidgenossenschaft reicht, um den "worst case" nicht eintreten zu lassen, dürfte unmittelbar davon abhängen, wie lange die Wirtschaft noch auf Sparflamme laufen muss. Das wiederum hängt am Erfolg der Massnahmen, mit denen die Pandemie eingedämmt werden soll.

Dass die Schweiz im ersten Halbjahr 2020 in eine Rezession rutschen wird, ist für die Ökonomen der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (Kof) bereits jetzt kaum noch abzuwenden. Doch die Experten setzen auf einen Rebound in der zweiten Jahreshälfte, der am Ende des Jahres für ein BIP-Plus von 0,3 Prozent sorgen dürfte.
Für weniger wahrscheinlich halten es die Kof-Forscher, dass die Krise im Sommer schon komplett ausgestanden ist. Sollte dieser Fall eintreten, wäre für das Gesamtjahr mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 1,2 Prozent zu rechnen.
Kommt es nicht wie erhofft zu einer Erholung ab dem Sommer, wird sich die Rezession auch in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen. Die Annahme der Konjunkturforscher: Die Schweizer Wirtschaft wird in diesem Fall 2020 auf minus 2,3 Prozent einbrechen.

Doch die Kof zeigt sich zuversichtlich: Die Massnahmen des Bundes sollten bereits ab dem Sommer die Folgen für die Wirtschaft verringern, hieß es.

Redaktion finanzen.ch

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