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Erdbeben-Risiko 20.03.2023 23:11:00

Schweizerischer Erdbebendienst veröffentlicht umfassende Erdbeben-Risikoanalyse samt Risikokarte

Schweizerischer Erdbebendienst veröffentlicht umfassende Erdbeben-Risikoanalyse samt Risikokarte

Das Erdbeben in der Türkei und Syrien Anfang Februar mit mehr als 50'000 Toten hat der Welt erneut die verheerende Gefahr von Erdbeben vor Augen geführt. Der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH Zürich hat nun zum ersten Mal die Erdbebenrisiken für die Schweiz quantifiziert.

• Erdbebenrisikokarte gibt zum ersten Mal Aufschluss über gefährdete Schweizer Regionen
• Basel ist am gefährdetsten
• Verschiedene Risikoszenarien für Kantone entwickelt

Jährlich zwischen 1'000 und 1'500 Erdbeben

Laut dem Schweizerischen Bundesamt für Umwelt (BAFU) liegt die Erdbebengefahr in der Schweiz im europäischen Mittelfeld. Obwohl Erdbeben mit einer hohen Magnitude theoretisch möglich sind, seien diese deutlich seltener als in anderen gefährdeteren Ländern wie Italien oder der Türkei. "Erdbeben können überall in der Schweiz auftreten und es gibt kein Gebiet, wo die Erdbebengefährdung übersehen werden darf. Aufgrund der dichten Besiedlung und der hohen Sachwerte konzentriert sich das Risiko insbesondere auf die grossen Ballungszentren", schreibt das BAFU. Das Auftreten von Erdbeben lasse sich naturgemäss nicht vorhersagen, allerdings gibt es Gebiete, die deutlich gefährdeter seien als andere. Hier schafft die Risikoanalyse des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) der ETH Zürich Abhilfe, die im Auftrag des Bundesrates zusammen mit dem BAFU, dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz, der ETH-Lausanne und Partnern aus der Industrie erstellt wurde. Ein Teil der umfassenden Risikoanalyse ist eine Risikokarte, in der die gefährdetsten Gebiete aufgezeigt werden. Mit der umfassenden Analyse, die laut SED 4.5 Millionen Schweizer Franken gekostet hat, wurde das erste nationale Risikomodell für Erdbebenrisiken in der Schweiz erstellt, das öffentlich zugänglich ist.

Laut den Befunden des SED ist etwa alle acht bis 15 Jahre mit einem Beben zu rechnen, das Schäden verursachen kann. Jedes Jahr gibt es laut SED in der Schweiz 1'000 bis 1'500 Erdbeben, wovon aber nur rund 20 eine Magnitude aufweisen, die von der Bevölkerung überhaupt gespürt werden. Das letzte Beben in der Schweiz, bei dem Menschen tödlich verunglückt sind, fand im Jahr 1946 in Siders statt. Über einen Zeitraum von 100 Jahren können Erdbeben Schäden in Höhe von elf bis 44 Milliarden Schweizer Franken verursachen. Laut der Analyse könnten bis zu 1'600 Menschen sterben und zwischen 40'000 bis 160'000 Menschen könnten obdachlos werden. Erdbeben sind also eine ernstzunehmende Gefahr.

Basel am meisten gefährdet

Das Erdbebenrisiko einer Region wird von vier Faktoren beeinflusst: der Wahrscheinlichkeit eines Erdbebens, der Widerstandsfähigkeit der Gebäude, der Beschaffenheit des örtlichen Bodens und der Bevölkerungsdichte. Das Risiko bezieht sich somit nicht nur auf die Wahrscheinlichkeit, dass ein Erdbeben eintritt, sondern auch auf die Höhe der zu erwarteten Schäden. Laut der Erdbebenrisikokarte ist das Risiko in Basel am höchsten. Hier liegt die geschätzte Anzahl der Todesopfer in der höchsten Kategorie, nämlich zwischen fünf bis 25 Todesopfer pro 100 Jahre. Die geschätzten Kosten der Gebäudeschäden liegen zwischen 50 bis 500 Millionen Schweizer Franken pro 100 Jahre. Da es sich bei Erdbeben um unerwartete Ereignisse handelt, die über einen Zeitraum sehr ungleichmässig verteilt auftreten, lassen sich die Schätzungen nur über einen langen Zeitraum machen. Die besonders dichte Besiedlung sowie der weiche Boden und die relativ hohe Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Bebens sind die Gründe für die hohe Erdbebengefahr in Basel. Im 13. Jahrhundert wurde Basel schon einmal von einem Erdbeben mit einer Magnitude von 6,6 erschüttert, das schwere Schäden und viele Tote verursachte. Weitere besonders gefährdete Städte sind Genf, Zürich, Luzern und Bern. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Erdbeben eintritt, ist in diesen Städten geringer als in Basel. Die Gefahr kommt eher daher, dass es sich um Ballungszentren handelt, in denen die Menschen durch einstürzende Gebäude und Infrastruktur besonders gefährdet sind. Der besonders weiche Boden begünstige ausserdem zusätzlich die Erdbebengefahr. Die fünf Kantone mit der höchsten Erdbebengefahr sind Bern, Wallis, Basel-Stadt, Zürich und Waadt.

Risikoszenarien: 3'000 Tote bei erneutem schwerem Beben in Basel

Zusätzlich zur Risikoquantifizierung wurden vom SED verschiedene Risikoszenarien erstellt, die aufzeigen, welche Schäden historische Erdbeben verursachen könnten, wenn sie heute stattfinden würden. Seit dem 13. Jahrhundert wurden laut BAFU zwölf grosse Erdbeben mit erheblichen Schäden in der Schweiz dokumentiert. Würde sich das Baseler Erdbeben von 1356 mit der Magnitude 6,6 heute wiederholen, würde die geschätzte Zahl der Todesopfer bei ungefähr 3'000 liegen und der erwartete Sachschaden bei ungefähr 45 Milliarden Schweizer Franken. Neben historischen Beben wurden vom SED Szenarien für jeden Kanton und dessen Hauptstadt entwickelt, in denen diese von einem Erdbeben mit der Magnitude sechs getroffen werden. Ein Erdbeben dieser Stärke findet durchschnittlich alle 50 bis 150 Jahre in der Schweiz oder dessen angrenzenden Regionen statt. Diese Szenarien sollen dazu beitragen, die Öffentlichkeit besser für die Gefahren eines Erdbebens zu sensibilisieren und vorzubereiten. Zusätzlich wird das SED nach jedem Beben mit einer Magnitude von mindestens drei ein schnelle Folgeabschätzung veröffentlichen. Um sich auf mögliche Schäden durch Erdbeben vorzubereiten und abzusichern, können jetzt schon Massnahmen getroffen werden. Erdbebensichere Gebäude können die Risiken durch Erdbeben deutlich minimieren. Daher sollte bei Neubauten darauf geachtet werden, dass die Vorgaben hinsichtlich Erdbebensicherer Bauweise eingehalten werden. Bei älteren Gebäuden sollte überprüft werden, ob diese den Sicherheitsstandards entsprechen, was bei der Mehrheit der Schweizer Gebäude nicht der Fall ist. "Die Mehrheit der Schweizer Gebäude wurde nicht nach den heute geltenden Baunormen für erdbebensicheres Bauen gebaut", so der Bericht. Um sich gegen finanziellen Schaden abzusichern, ist es ausserdem ratsam, eine Versicherung gegen Erdbebenschäden abzuschliessen.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Wolfgang Kaehler/Getty Images,Jan Haas / Shutterstock.com

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