Es ist nicht alles Gold, was glänzt: Chancen bei Edelmetallen

Neben Gold gibt es noch andere Edelmetalle, welche ein erhebliches Renditepotenzial bieten, wie Kupfer, Lithium, Platin und Palladium. Dies sind alles produktionsentscheidende Edelmetalle, welche für industrielle Zwecke und den Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien genutzt werden. Auch Silber ist hinter dem Preisanstieg von Gold zurückgeblieben und muss sich noch seinen eigenen Weg als wichtiges Mineral für die Energiewende bahnen, anstatt dem Goldpreis zu folgen.

Rohstoffe und Edelmetalle im Aufschwung

Der S&P GSCI Precious Metals Total Return Index hat seit Jahresbeginn um fast 17 % zugelegt. Unsere Analyse zeigt, dass noch mehr zu erwarten ist. Rohstoffe und Edelmetalle sind ein wichtiger, oft von Einzelanlegern übersehener Sektor, der nicht in einem diversifizierten Portfolio fehlen sollte. Dabei zu bedenken gibt es zwei Faktoren, die sich auf die Preise und die wichtigsten Investitionskanäle auswirken.

1/ Die Zinssätze sind ein wichtiger Bestimmungsfaktor für die Rohstoffpreise - insbesondere für Gold und Silber, die eine umgekehrte Korrelation zu den Zinssätzen aufweisen.

2/ Bei Aktien und Anleihen ist das Gegenteil der Fall: Sie steigen, wenn die Zinsen steigen. Derzeit wird erwartet, dass die US-Zinsen Ende 2023 sinken werden. Jetzt ist also ein guter Zeitpunkt, um Ihre Anlagen umzuschichten und den wahrscheinlichen Anstieg von Rohstoffen und Edelmetallen zu berücksichtigen.

Edelmetallminenfirmen unterbewertet

Obwohl der Goldpreis in letzter Zeit auf ein Allzeithoch gestiegen ist, gibt es immer noch Chancen. Die Aktien von Goldbergbau- und -verarbeitungsunternehmen haben mit dem Anstieg des Goldpreises nicht Schritt gehalten und sind derzeit unterbewertet. Dazu gehören australische, kanadische und US-amerikanische Bergbauunternehmen wie Rio Tinto (ASX/LDN: RIO), Newmont (NYSE: NEM) und Barrick (TSX: ABX). Für diejenigen, die lieber in börsengehandelte Fonds (ETFs) investieren gibt es Fonds wie der STOXX® Europe 600 Basic Resources.

Silber trägt den unrühmlichen Titel, der ärmere Cousin des Goldes zu sein, aber die beiden weisen eine positive Korrelation auf, wenngleich Silber hinter Gold zurückbleibt. Aufgrund der umfangreichen industriellen Anwendungen von Silber, insbesondere bei Batterien, Gebrauchselektronik, Supraleitern und Mikroschaltkreisen, ist seine Entwicklung eng an die Wirtschaftslage gebunden. Seine Nützlichkeit ist der Hauptgrund dafür, dass Warren Buffet Silber gegenüber Gold bevorzugt. ETFs bieten Zugang, ebenso wie Bergbauunternehmen wie das nordamerikanisch-australische Unternehmen SSR Mining (TSX: SSRM, NASDAQ: SSRM, ASX: SSR)

Keine Künstliche Intelligenz ohne Kupfer

Die verbesserte wirtschaftliche Lage in den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt, den USA und China, beschwingt die Kupfernachfrage aufgrund seiner umfangreichen Anwendungen, auch bei der Energiewende. Kupfer wird z.B. in Solar- und Windparks sowie für den Anschluss an die Stromnetze verwendet. Elektroautos brauchen viel mehr Kupfer als herkömmliche Autos. Auch die neuen Rechenzentren, die die KI-Revolution antreiben sollen, benötigen das Metall.

Zu den Minenbetreibern mit grossen Reserven und hohem Anteil an gefördertem Kupfen gehören Anglo American (LSE: AAL), BHP (ASX, NYSE, LSE: BHP) und Glencore (LSE: GLEN).

Lithium ist von zentraler Bedeutung für die Erfüllung der globalen Netto-Null-Verpflichtung für 2050. Obwohl es ein relativ häufig vorkommendes Metall ist, lässt es sich nicht leicht abbauen und kommt nur an wenigen Orten vor: China, Australien und Lateinamerika. Es wird erwartet, dass insbesondere die Einführung von Lithium-Ionen-Batterien als Antrieb für den Übergang zu sauberer Energie die Nachfrage nach dem weichen weissen Metall ankurbeln wird. Die Nachfrage nach Lithium wird also langfristig beträchtlich steigen, während das Angebot begrenzt ist.

Lithum wird traditionell von einem Oligopol hergestellt, das oft als die "Grossen Drei" bezeichnet wird: Albemarle (NYSE: ALB), Sociedad Quimica y Minera de Chile (NYSE: SQM) und Arcadium Lithium (NYSE: ALTM). Diese in den USA börsennotierten Unternehmen sind nach wie vor die wichtigsten Akteure im Lithiumsektor. Allerdings hat sich der Sektor in den letzten Jahren erheblich erweitert, und Anleger sollten auch andere Unternehmen in Betracht ziehen, insbesondere solche, die in Australien und China kotiert sind, wie Pilbara Minerals (ASX: PLS) and Tianqi Lithium (SZSE:002466, HKEX: 9696).

Nachfrage übersteigt Angebot an Platingruppenmetallen

Platin ist ein entscheidender Mineralstoff für die Energiewende. Prognose gehen davon aus, dass die Anwendungen für Platin im Zusammenhang mit Wasserstoff bis Ende 2030 und darüber hinaus erheblich steigen wird. Nach Angaben des World Platinum Investment Council (WPIC) geriet Platin jedoch im Jahr 2023 in ein Angebotsdefizit, das voraussichtlich mindestens bis 2027 anhalten wird. Palladium wird häufig als Ersatz für Platin in Autokatalysatoren verwendet. Der WPIC geht davon aus, dass sich die Palladiumnachfrage in der Automobilindustrie - die etwa 80 % der gesamten Palladiumnachfrage ausmacht - stabilisiert, wenn die absoluten Fahrzeugverkäufe bis 2025 wieder das Niveau von vor der Pandemie erreichen. Die Versorgung mit Palladium ist jedoch eingeschränkt, da der grösste Teil der geförderten Produktion in der Mine mit anderen Metallen zusammen im Korb gefördert wird, was die Möglichkeiten der Hersteller zur Produktionskontrolle einschränkt.

Die oben erwähnten ETFs und Bergbauunternehmen wie Anglo American bieten Zugang zu Platingruppenmetalle.

Derzeit hohe US-Zinsen als Chance Während die US-Zinsen und der US-Dollar relativ hoch bleiben, werden die Edelmetalle ihren Höchststand wahrscheinlich nicht erreichen. Dies bietet Anlegern die Möglichkeit, zu vergleichsweise niedrigen Preisen in diesen Sektor einzusteigen. Unsere Analyse deutet darauf hin, dass Edelmetalle im Vergleich zu anderen Anlageklassen wahrscheinlich deutlich zulegen werden. (Grafik unten einfügen, wenn möglich). Au Revoir FOMO.

Von Christian Henke, Senior Marktanalyst, IG