Nukleare Renaissance |
17.12.2018 21:43:00
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Uranpreis-Explosion: Das radioaktive Metall weckt das Interesse der Anleger
Uran - eins der wohl umstrittensten Metalle der Welt - erlebt gegenwärtig eine regelrechte Renaissance. Die weltweit steigende Nachfrage sorgt nicht nur für einen Preisanstieg, sondern auch für einen IPO-Boom von Rohstoffkonzernen, die sich auf Uran spezialisiert haben.
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Von wegen - "Atomkraft, nein danke"
Der in Deutschland vorangetriebene Atomaustieg, als Konsequenz aus der Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011, stellt weltweit eher die Ausnahme als die Regel dar. Während der Anteil der Kernenergie an der gesamten Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2017 bei 11,6 Prozent lag, sind es im Nachbarland Frankreich immer noch rund 71,6 Prozent.
China, Russland und Saudi-Arabien setzten auf Atomstrom
Länder wie China, Russland und Saudi-Arabien möchten in Zukunft sogar noch vermehrt auf Atomkraft setzen. Das Reich der Mitte möchte seine Atomkapazität bis 2020 vervielfachen und auch in Russland soll der Anteil der Kernenergie bis 2030 auf über 30 Prozent verdoppelt werden.
43-prozentiger Preisanstieg für Uran
Der neue Drang der aufstrebenden Industrienationen zur vermeintlich günstigen Energieproduktion durch Kernkraft spiegelt sich auch in der erhöhten Nachfrage nach Uran wieder. Die Preise für das umstrittene Metall sind seit ihrem Tief bei 20,25 US-Dollar je 250 Pfund U308 im April auf nun rund 29,00 US-Dollar geklettert. Dieser 43-prozentige Preisanstieg zeigt, dass in jüngster Zeit eine regelrechte Nuklear-Renaissance ihren Lauf nimmt. Da die Nachfrage nach dem Metall gerade aus den Schwellenländern wieder erheblich zunimmt, drängen nun auch vermehrt Unternehmen an die Börse, die sich auf die Exploration und den Handel mit dem Energieträger spezialisiert haben.
Der gegenwärtig wohl beste Rohstoff
"In Bezug auf eine heutige Investitionsthese gibt es vielleicht keinen besseren Rohstoff als Uran. Der Bullenmarkt ist auf dem Weg zu einer Verschärfung der Fundamentaldaten", so Scott Melbye, Vizepräsident des Uran- und Bergbauunternehmens Uranium Energy Corporation.
IPO-Boom der Uran-Konzerne
Aufgrund dieser positiven Entwicklung hat auch der größte Uranproduzent Katzatomprom, mit Sitz in Kasachstan, ein Teil seines Unternehmens an die Londoner Börse gebracht. Beim Börsengang des Urangiganten am 13. November wurden fast 39 Millionen Aktien angeboten. Des Weiteren wurden auch für ausländische Investoren geeignete Global Depository Receipt´s emittiert.
Wachsendes Interesse der Anleger
Auf den Börsengang von Kazatomprom folgte dann schon im Dezember die Erstplatzierung der Uranium Trading Corporation. Ein Uran-Investment- und Handelsunternehmen aus Kanada. Diese Entwicklung "spricht für das starke und wachsende Interesse der Anleger am Uranmarkt", so Melbye weiter.
Hochkonjunktur in der Branche
Im vergangenen Jahren sorgten Unternehmen wie die Uran-Investmentgesellschaften Yellow Cake, welche ihren Börsengang mit 200 Millionen US-Dollar erfolgreich an der Londoner Börse abgeschlossen hat, für Hochkonjunktur in der Branche. Die Aktie ist seit ihrem Börsengang schon rund 14 Prozent angestiegen.
Spekulation mit dem radioaktiven Metall
"Finanzakteure, darunter Händler, Banken und Hedgefonds, haben auch größere Mengen des Materials gekauft. All dies schafft eine starke Unterstützung für die Preise, die seit Ende September in jeder Woche gestiegen sind", so Jonathan Hinze, Präsident von UxC. Solange größere Minen "die Produktion zurückhalten und aktive Käufer auf dem Markt sind, um den Bedürfnissen der Kunden nachzukommen, wird der Uranmarkt zusätzlichen Preisdruck erleben", so Hinze weiter.
Künstliche Verknappung als Preistreiber
Allein 2018 wurden durch Angebotskürzungen und den Aufkauf von verfügbaren Uranlieferungen durch Investmentfonds rund 60 Millionen Pfund Uran vom Markt genommen. Da sich die weltweite Produktion des Metalls im Jahr 2018 auf lediglich 135 Millionen Pfund belaufen dürfte, entpuppt sich die künstliche Verknappung des Metalls als echter Preistreiber. Zum Vergleich - im Jahr 2016 wurden weltweit noch rund 162 Millionen Pfund Uran gefördert.
Ein neuer Player am Uranmarkt
Eine geringere Produktion gepaart mit einer erhöhten Nachfrage wird auch in Zukunft für steigenden Uranpreise sorgen. Des Weiteren hat Saudi-Arabien schon Ende 2017 laut der Internationalen Atomenergiebehörde einen Antrag zum Bau der ersten beiden Atomreaktoren des Landes eingereicht. "Die Regierung hatte schon lange das Ziel, bis zu 16 Reaktoren zu bauen, aber dieser erste Deal wird nur für zwei gelten, danach können zwei weitere gewährt werden", so der UxC Präsident. Denn der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman möchte mit der Nuklearstromproduktion der Abhängigkeit seines Landes vom Erdöl entgegenwirken.
Die Atombranche hat sich von "Fukushima endgültig erholt"
Verstärkte Aktivitäten im Bereich der nuklearen Energiegewinnung wie in China, Russland und auch in Saudi-Arabien führen dazu, dass eine Abkehr von Kernenergie, wie sie in Deutschland praktiziert wird, auch in Zukunft keine Rolle spielen wird. "Die Branche hat sich nach dem Abschwung nach Fukushima endgültig erholt", so der Vizepräsident von Uranium Energy. Dementsprechend wird 2018 weltweit erstmals wieder soviel Atomstrom produziert wie in den Monaten kurz vor der Nuklearkatastrophe in Fukushima.
Pierre Bonnet / finanzen.ch
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