Geldpolitik |
19.09.2023 23:00:00
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Hoffnung auf erste Zinssenkung der Fed: Börsenkennerin rechnet zuvor mit "massiven Schmerzen"
Die US-Notenbank Federal Reserve hat in einer Reihe von Zinsschritten den Leitzins von knapp über Null auf 5,25 bis 5,50 Prozent angehoben. Anleger hoffen nun aber auf eine Trendwende - und übersehen dabei die Folgen der erfolgten Leitzinserhöhungen, warnt eine Marktexpertin.
• Marktexpertin warnt vor verzögerten Zinserhöhungsfolgen
• Auch mögliche Zinssenkungen nicht mit Sofort-Effekt
Die US-Notenbank wandelt mit ihrer Geldpolitik auf einem schmalen Grat. Zwar gelten Leitzinserhöhungen als probates Mittel gegen Inflation, heben die Währungshüter die Zinsen aber zu schnell zu weit an, kann die Konjunktur empfindlichen Schaden nehmen und im schlimmsten Fall droht eine Rezession. Entsprechend vorsichtig agieren Fed-Chef Jerome Powell und die Mitglieder der Notenbank - auch auf kommunikativer Ebene: Nach einer Zinspause hatte die US-Notenbank die Tür für weitere Zinserhöhungen offen gelassen: "Die meisten Teilnehmer sahen weiterhin erhebliche Aufwärtsrisiken für die Inflation, die eine weitere Straffung der Geldpolitik erforderlich machen könnten", hieß es in dem veröffentlichten Protokoll (Minutes) zur jüngsten Zinsentscheidung. Einen klaren Hinweis auf die weitere Zinspolitik gab es jedoch nicht.
Erste Anleger setzen auf Zinswende
Dessen ungeachtet hoffen viele Marktteilnehmer, dass die Zinswende in absehbarer Zeit bevor stehen könnte. Marktexperten wie Jeremy Siegel zeigten sich unlängst zuversichtlich, dass es im September und November nicht zu weiteren Zinserhöhungen seitens der Fed kommen wird.
Fed-Direktor Christopher Waller unterstützte diese Hoffnung und betonte gegenüber CBNC, dass die jüngsten Konjunkturdaten es der Fed erlauben würden, es beim nächsten Zinsentscheid ruhiger angehen zu lassen: "Es gibt nichts, was darauf hindeutet, dass wir bald etwas unternehmen müssen". Es sehe danach aus, dass die US-Wirtschaft eine sanfte Landung hinlegen werde - also eine Rezession vermeiden könne, fügte Waller hinzu.
Doch trotz der robusten Konjunkturlage gibt es erste Optimisten, die sogar eine Zinssenkung für möglich halten. Ein Schritt, vor dessen Folgen Stephanie Pomboy, die Gründerin von Macro Mavens, unlängst in einem Wealthion-Interview warnte.
Anleger vergessen den "Schmerz vor dem Pivot"
Dass die Wirtschaft Anzeichen von Abkühlung zeige und die Inflation sich verlangsame, habe bei Anlegern die Erwartung geweckt, dass die Zinsen bald sinken werden, sie würden jedoch wahrscheinlich von den verzögerten Auswirkungen der bisherigen Zinserhöhungen überrascht werden, warnte Pomboy.
Dabei betonte die Marktexpertin, dass der Schaden, der durch Zinserhöhungen verursacht werde, mit verzögerter Wirkung eintrete. "Die Märkte scheinen den Schmerz vor dem Pivot nicht vorherzusehen - sie antizipieren lediglich den Pivot", sagte die Gründerin von Macro Mavens kürzlich in einem Wealthion-Interview. Einem Fed-Pivot, also einer Zinswende der US-Notenbank, werden ihrer Ansicht nach zunächst massive Schmerzen vorausgehen, die viele Marktteilnehmer aktuell nicht sehen wollen: "Die Auswirkungen auf die Wirtschaft und in der Folge auf die Unternehmens- und Haushaltskredite werden so schwerwiegend sein, dass die Zinssätze drastisch gesenkt werden", so Pomboy weiter.
Dieser Markt fühle sich an, als würde er auf Hoffnung und nur sehr wenig auf tatsächlichen Fundamentaldaten aufbauen, zeigte sich die Marktexpertin besorgt. Viele Haushalte und Unternehmen hätten sich auf niedrigere Zinssätze festgelegt, aber immer mehr Haushalte müssten bald Schulden bedienen, die deutlich höhere Zinszahlungen erforderten, stellte sie fest. Die "schwächsten Glieder in der Kreditkette" seien weitaus anfälliger, als viele Leute denken würden.
Auch Zinssenkungen wirken nicht sofort
Hinzu kommt ihrer Meinung nach, dass auch eine Zinswende keine sofortigen positiven Folgen für die Wirtschaft hätte: "Es dauert lange, bis die Menschen über die Narben hinwegkommen, die der Abschwung hinterlassen hat", sagte sie über die schmerzhaften Folgen gestiegener Zinssätze und eines wirtschaftlichen Abschwungs. "Die Leute lecken ihre Wunden."
Amerikaner würden voraussichtlich zunächst in Sachen Kreditaufnahme vorsichtig sein, auch die Einstellung neuer Mitarbeiter und Unternehmensinvestitionen würden ihrer Ansicht nach dann nur zögerlich erfolgen: "Nachdem die Immobilienblase geplatzt war, weigerten sie sich lange, lange, überhaupt, Kredite mit ihrer Kreditkarte aufzunehmen. Sie waren von dieser Erfahrung so ernüchtert", begründet Pomboy ihre Vorhersage. "Wir werden eine solche Zeit sicherlich erleben."
Redaktion finanzen.ch
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