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Kritik an Fed-Zinsentscheid 23.06.2023 21:37:00

Ökonom Mohamed El-Erian hält die Zinspause der Fed für einen Fehler - die Gründe

Ökonom Mohamed El-Erian hält die Zinspause der Fed für einen Fehler - die Gründe

Trotz der jüngst verkündeten Zinspause wird die Geldpolitik der US-Notenbank als "falkenhaft" wahrgenommen, die Inflation hält sich indes weiter auf hohem Niveau. Im Spagat zwischen Zinsniveau und Inflationsrate sieht der Cambridge-Professor Mohamed El-Erian Fehlentscheidungen der Fed.

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• Zeitspanne für mögliche Wirkung gelpolitischer Instrumente zu kurz
• Entscheidung nicht "datenabhängig"
• Überraschende Zinsprojektion

Nachdem die US-Notenbank Federal Reserve am 14. Juni verkündet hat, eine Zinspause einzulegen, verbleibt der Leitzins zunächst, nach zehn Zinserhöhungen in Folge, in einer Spanne zwischen 5,0 und 5,25 Prozent

Zinspause - ein Fehler?

Mohamed El-Erian hält diese Entscheidung für einen Fehler, denn der Zeitraum von sechs Wochen bis zur nächsten Leitzinsentscheidung der Fed reiche nicht aus, um die Wirkung der strafferen Geldpolitik zu beurteilen. "Es ist unwahrscheinlich, dass ein zusätzlicher Monat an Daten das Verständnis der Fed für die Auswirkungen eines politischen Instruments, das mit variablen Verzögerungen wirkt, wesentlich verbessern wird", schrieb El-Erian laut Business Insider. Zudem handle die Federal Reserve entgegen der eigenen Maxime, "datenabhängig" zu entscheiden, denn die Daten sprächen für weitere Zinserhöhungen. Dabei bezieht sich der Wirtschaftswissenschaftler und Allianz-Berater höchstwahrscheinlich auf die US-Arbeitsmarktdaten aus dem Mai, die zeigten, dass der US-Job-Motor weiter auf Hochtouren läuft.

In Richtung EU twitterte Mohamed El-Erian, er hoffe, dass EZB-Präsidentin Lagarde "datenabhängig" entscheide und nicht dem Beispiel der US-Notenbank folge.

Die EZB hat den Leitzins am 15. Juni dann auch tatsächlich um weitere 25 Basispunkte auf nun 4,0 Prozent erhöht. Der Preisdruck bleibe hoch, kommentierte EZB-Präsidentin Lagarde kürzlich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. "Unsere künftigen Entscheidungen werden sicherstellen, dass die Leitzinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau gebracht werden", so Lagarde.

Die Entscheidung der Bank of Japan am 16. Juni, den Leitzins nicht zu erhöhen, schätzte der Top-Ökonom weitaus schwieriger ein, da der Yen mit Schwankungen reagiere. Dennoch behielt die japanische Notenbank ihren Kurs bei.

El-Erian hält Inflationsziel für zu niedrig

Anstatt der verkündeten Zinspause, sollte die US-Notenbank die Geldpolitik vielmehr weiter straffen, um die Inflation in Richtung von drei bis vier Prozent zu bringen, so El-Erian. Das sowohl von der Fed als auch von der EZB herausgegebene Inflationsziel von zwei Prozent hält der ehemalige Co-CEO von PIMCO für zu niedrig.

Bereits im Februar sagte er in einem Interview mit Bloomberg TV, dass die Inflation deutlich und länger über dem von der Fed ausgegeben Zielwert bleiben werde. Genau diese Zwei-Prozent-Marke als Ziel sei auch massgeblicher Bestandteil der seiner Meinung nach fehlerhaften Fed-Politik. "Es ist sehr schwierig, ein Ziel zu ändern, wenn man es so lange verfehlt hat. In dem Moment, in dem Sie das tun, wird Ihre Glaubwürdigkeit noch härter getroffen. Wenn man sich heute hinsetzen würde, käme man nicht auf zwei Prozent, sondern auf drei bis vier Prozent."

Zinsprojektion: Powells Aussage überrascht

Die aktuelle Zinsprojektion der US-Notenbank bei 5,6 Prozent zeigt, dass die Fed-Mitglieder im Durchschnitt in diesem Jahr noch zwei weitere Zinserhöhungen erwarten. Bislang waren zahlreiche Experten davon ausgegangen, dass die Zinspause bis zum Ende des Jahres andauern könnte.

Als grösste Überraschung bei der Pressekonferenz zur Verkündung der Zinspause durch die US-Notenbank bewertet auch Mohamed El-Erian diese Erhöhung der Zinsprojektion der Fed-Mitglieder um 0,5 Prozentpunkte.

Jerome Powell liess die Pressevertreter wissen, dass die Zinspause nicht mit einem Ende der Zinserhöhungen gleichzusetzen sei. Der Fed-Chef betonte zwar, dass die tatsächliche Entscheidung über etwaige Zinserhöhung erst im Rahmen der jeweiligen Zinssitzungen getroffen werde, er stufte weitere Zinserhöhungen bei den kommenden Sitzungen jedoch als wahrscheinlich ein. Aus diesem Grund werde die Geldpolitik der Federal Reserve auch weiterhin als "falkenhaft" wahrgenommen, twitterte Mohamed El-Erian.

Redaktion finanzen.ch

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