US-Leitzins im Fokus |
07.04.2024 14:48:00
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Zinssenkung nach Fed-Sitzung im Juni unsicher: Experten warnen vor voreiligen Schlüssen
Nachdem der Leitzins in den USA zuletzt nicht angetastet wurde, richtet sich die Hoffnung der Marktteilnehmer auf den Fed-Entscheid im Juni. Laut mehreren Ökonomen ist ein Zinsschritt im Juni durch die Währungshüter jedoch keineswegs sicher.
• Powell: "Wir müssen es mit der Senkung nicht eilig haben"
• Sorgen über eine Rezession
Experten: Leitzinssenkung im Juni ist nicht sicher
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat in diesem Jahr mit der ersten Leitzinssenkung vorgelegt. Insgesamt wurde der Leitzins dabei um 0,25 Punkte auf 1,5 Prozent gesenkt. Die Währungshüter der EU sowie der USA haben den Leitzins in ihrem letzten Entscheid im März jedoch nicht angetastet. Nun richtet sich die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer auf den Zinsentscheid der Währungshüter im Juni. Eine Zinssenkung im Juni sei jedoch noch keine sichere Sache. Wie MarketWatch berichtet, gehen Ökonomen davon aus, dass sich der Anleihemarkt selbst überhole.
"Der Anleihemarkt hat die ganze Zeit damit gerechnet, dass sie etwas früher handeln würden. Ich wäre nicht überrascht, wenn sie noch eine weitere Sitzung [bis Juli] abwarten würden", wird beispielsweise Ethan Harris, pensionierter Chef-Globalökonom der Bank of America zitiert.
Zudem weist Harris auch darauf hin, dass die Werte für die Verbraucherinflation im Januar und Februar "zwei schlechte Monate" gewesen seien. Bevor die Fed jedoch handeln könne, brauche sie drei freundliche Berichte. "Das ist möglicherweise nicht rechtzeitig für Juni", so Harris.
Auch J. Benson Durham, Leiter der globalen Politik und Vermögensallokation bei Piper Sandler, erklärt: "Ich denke, es ist noch zu früh, um zu sagen, dass der Juni schon feststeht. Ich denke immer noch, dass die Daten etwas volatil sind." Die Unsicherheit über die Wirtschaftsaussichten sei so hoch wie seit den 1970er-Jahren nicht mehr, erläutert Durham. Und auch Derek Tang, Ökonom bei Monetary Policy Analytics, erklärte zuletzt, die Unsicherheit über die Entwicklung der Wirtschaft sei ausgeprägter geworden. "Ich denke, sie sind ein wenig besorgt, dass die Inflation hartnäckig auf einem Niveau über 2 % bleiben wird", erklärt er. "Deshalb gehen sie ziemlich vorsichtig vor."
Viele Beobachter der Fed seien laut MarketWatch der Ansicht, dass Powell die jüngsten starken Inflationsdaten heruntergespielt hat. Dies wurde vor allem als Anzeichen dafür gewertet, dass er bereit ist, die Zinsen zu senken, und darauf wartet, seine Kollegen davon zu überzeugen, Schritte in diese Richtung zu unternehmen.
"Powell ließ kaum Zweifel an seinem Vorhaben, in absehbarer Zukunft mit Zinssenkungen zu beginnen", sagte Michael Feroli, Chefökonom für die USA bei JPMorgan.
Das Problem liege jedoch darin, dass Powells Kollegen möglicherweise nicht vollständig mit einem solchen Schritt einverstanden sind.
"Es gibt eine wachsende Gruppe von Fed-Beamten, die glauben, dass die Zinsen möglicherweise länger höher bleiben müssen", sagten Ökonomen von Jefferies laut MarketWatch in einer Mitteilung an die Kunden. Diese Meinungsverschiedenheit wurde in den von der Zentralbank veröffentlichten Wirtschaftsprognosen deutlich, so das Unternehmen. Sieben von 19 Fed-Beamten gaben an, dass der "neutrale Zinssatz" über 3 Prozent liegt. Dies deute darauf hin, dass sie davon ausgehen, dass der aktuelle Leitzins der Fed die Wirtschaft nicht allzu stark beeinträchtigt.
Die nächste geldpolitische Sitzung der Fed findet vom 30. April bis 1. Mai statt. Ökonomen gehen im Allgemeinen davon aus, dass Powell diese Sitzung nutzen möchte, um die Zinssenkungen bei der darauffolgenden Sitzung vom 11. bis 12. Juni anzukurbeln.
Es sei klar, dass die Fed mit der Senkung der Zinsen beginnen wolle, so Tang. Gleichzeitig mache sich die Fed jedoch zunehmend Sorgen über eine Rezession, da die Zentralbank nicht vor 2026 mit einer Rückkehr der Inflation zu ihrem Ziel rechne, erklärt er. "Es ist nicht so, dass eine Rezession unmittelbar bevorsteht. Aber sie wollen nicht, dass dieses Risiko steigt. Und sie sind bereit, das Rezessionsrisiko auf Kosten einer etwas höheren Inflation für die nächsten Jahre einzudämmen".
Michael Feroli, Chefökonom für die USA bei JPMorgan gibt wiederum zu bedenken, dass die Möglichkeit bestehe, dass die Fed die Zinsen schneller senke, als von irgendjemandem erwartet. Dabei wies er darauf hin, dass Powell in seinen Ausführungen einen neuen Satz hinzugefügt habe und sagte, dass "eine unerwartete Abschwächung des Arbeitsmarktes auch eine politische Reaktion rechtfertigen könnte." Feroli erklärt, wenn es zu einer Abschwächung der Arbeitsmärkte komme, "würde das Tempo der Zinssenkungen bei jeder Sitzung beschleunigt, oder wenn die Abschwächung stark genug wäre, würde der Umfang der Zinssenkungen erhöht."
Signale von Fed-Chef Powell
Zuletzt erklärte Fed-Chef Jerome Powell jedoch, dass die Fed bereit sei, die Hoffnungen der Wall Street auf eine Zinssenkung im Juni zu ignorieren, wenn der Eindruck bestehe, dass die Wirtschaft noch nicht bereit dazu sei. "Wir müssen es mit der Senkung nicht eilig haben", zitiert ihn CNN. Er betonte: "Eine zu frühe Senkung der Zinssätze birgt das Risiko, dass die Inflation erneut anzieht und wir gezwungen sind, gegenzusteuern, was erhebliche Störungen für die Wirtschaft bedeuten würde."
Powell erkannte jedoch auch die Gefahren an, die mit einer Beibehaltung der aktuellen Zinssätze einhergehen. Wenn die Fed zu lange mit einer Senkung der Zinsen zögert, könnten hohe Zinssätze sowohl die Amerikaner als auch die Wirtschaft weiter belasten und möglicherweise eine Rezession auslösen.
Derzeit ist eine solche Situation jedoch nicht abzusehen. "Die Wirtschaft spürt derzeit keine Beeinträchtigung durch die aktuellen Zinssätze", so Powell.
Hoffnung auf Zinssenkung im Juni sinkt
Außerdem sank zuletzt auch die Hoffnung auf eine Zinssenkung im Juni. Die vom CME Fedwatch Tool verfolgten Terminmarktdaten zeigen laut Business Insider, dass die Anleger das Vertrauen in den Juni-Zeitplan verlieren. So rechnen weniger als 57 Prozent damit, dass die Fed bis dahin ihre Zinsen senken wird. Zwei Wochen zuvor erwarteten noch 60 Prozent eine Kürzung in diesem Monat.
Redaktion finanzen.ch
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