Neuer CEO ab Juli |
19.06.2021 23:46:00
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Bezos-Nachfolger: Das gilt es über den neuen Amazon-Chef Andy Jassy zu wissen
Der Internetriese Amazon wird künftig nicht mehr vom Unternehmensgründer geleitet: Jeff Bezos hat mit Andy Jassy seinen Nachfolger an der Konzernspitze ernannt. Dass die Wahl auf Jassy fiel, hat Beobachter kaum überrascht, ist er doch kein Unbekannter.
• Nachfolger Andy Jassy steht in den Startlöchern
• Was kommt auf Amazon jetzt zu?
Einer der wertvollsten Konzerne der Welt bekommt einen neuen CEO: Jeff Bezos, der Amazon am 5. Juli 1994 gegründet hatte und vom Online-Buchhändler zu einem Weltkonzern führte, wird künftig nicht mehr als CEO fungieren. Das kündigte der Unternehmer im Rahmen der jüngsten Bilanzvorlage an. Bezos macht den Weg frei für einen Mann, der seit geraumer Zeit als sein Kronprinz gehandelt wird - ein Mann, der bereits jetzt den Großteil der Amazon-Gewinne verantwortet.
Andy Jassy ist Amazon-Urgestein
Nur drei Jahre nach der Gründung, 1997, kam Andrew R. Jassy, genannt Andy Jassy, zu Amazon. Er erlebte mit, wie der Online-Buchhändler sein Geschäft kontinuierlich erweiterte und rasant expandierte. Dabei stand der heute 53-Jährige nicht nur beobachtend an der Seitenlinie, sondern gestaltete die Entwicklung von Amazon maßgeblich selbst mit.
Zunächst war Jassy als Marketing Manager bei Amazon tätig, er sollte das Geschäft mit Musik-CDs auf der Plattform des Unternehmens aufbauen. Sein Kompetenzbereich verschob sich mit den Jahren, ab 2003 bekam er die Verantwortung für das Cloud-Geschäft übertragen - eine Sparte, die zum damaligen Zeitpunkt weder besonders rentabel war, noch von Amazon als möglicher Geschäftstreiber identifiziert wurde. Doch nur drei Jahre später, 2006, wurde das Cloud-Segment, bei dem sich Amazon ursprünglich allein darauf konzentriert hatte, anderen Unternehmen eigene ungenutzte Serverkapazitäten gegen Mietkosten zur Verfügung zu stellen, zu einem eigenständigen Geschäftsbereich beim Gesamtkonzern. Andy Jassy bekam die Leitung über Amazon Web Services, AWS, übertragen.
Während sich Amazon mit den Jahren davon entfernte, ein reiner E-Commerce-Kanal zu sein und mit eigener Hardware und zahlreichen Service-Angeboten im Prime-Bereich ein eigenes Amazon-Universum schuf, gewann die Cloud-Sparte zunehmend an Relevanz für den Gesamtkonzern. Unter Jassys Leitung wurde die Sparte zum wichtigsten Gewinnbringer von Amazon: Rund die Hälfte des Gesamtergebnisses kommt aus diesem Geschäftsbereich, während AWS zeitgleich nur für rund zehn Prozent der Konzernerträge sorgt. Die Cloud-Sparte ist also hochprofitabel und einer der Gründe, wieso Amazon an der Börse inzwischen eine billionenschwere Marktkapitalisierung vorweisen kann.
Jassy als Bezos' Schatten
Dass Jeff Bezos seinem Vertrauten Andy Jassy nicht nur die Verantwortung über den wohl wichtigsten Geschäftsbereich vom Amazon übertrug, sondern ihn auch als potenziellen Nachfolger ins Spiel brachte, wurde deutlich, als Jassy zum "technischen Assistenten" ernannt wurde und somit als Schatten von Jeff Bezos agierte, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg es nannte. In dieser Position folgte er seinem Chef zwei Jahre lang in Besprechungen und Meetings und begleitete ihn während seines Arbeitstages. Dabei fungierte er auch als Ratgeber von Jeff Bezos und nahm auf diesem Weg zahlreiche Erkenntnisse über den Führungsstil des Amazon-CEO und dessen Fokus auf das wohl zentralste Amazon-Thema - Kundenzufriedenheit - mit.
Was sich jetzt bei Amazon ändern wird
Die Nachricht, dass Andy Jassy nach dem Rückzug von Jeff Bezos als CEO neuer Chef des Internetgiganten werden wird, wurde an der Börse recht unaufgeregt zur Kenntnis genommen. Nicht allein deshalb, weil der Aufstieg von Jassy nach den Entwicklungen der vergangenen Jahre für viele Beobachter abzusehen war, sondern insbesondere, weil nicht damit zu rechnen ist, dass Amazon unter der neuen Führung dramatische Änderungen zu erwarten hätte.
Tatsächlich dürfte Jassy den Shift vom E-Commerce-Unternehmen zum Technikkonzern weiter fortführen, mit seinem Hintergrund als AWS-CEO ist kaum etwas anderes zu erwarten. Hinzu kommt, dass Jeff Bezos den Konzern nicht komplett verlassen wird, sondern als Verwaltungsratschef weiter enormen Einfluss auf die Geschicke des von ihm gegründeten Unternehmens nehmen dürfte. Auch Bezos selbst betonte zuletzt, dass es nicht darum gehe, dem Unternehmen den Rücken zu kehren, stattdessen wolle er seine Aufmerksamkeit auf neue Produkte und Initiativen ausrichten und sich zudem mehr anderen Projekten widmen, für die im Rahmen der CEO-Tätigkeit für Amazon weniger Zeit blieb. Bezos leitet mehrere Stiftungen, hat mit Blue Origin eine eigene Raumfahrtfirma und mit der "Washington Post" eine eigene Zeitung in seinem Besitz.
Bezos und Jassy sind sich ähnlich
Für all diese Projekte hat Bezos ab dem 5. Juli, wenn Jassy den CEO-Posten übernehmen wird, mehr Zeit. Und muss sich dennoch wohl keine Sorgen darum machen, dass sich Amazon unter neuer Führung in eine Richtung entwickeln wird, die er als Gründer nicht gutheißen würde.
Denn Bezos und Jassy wird ein ähnlicher Arbeitsethos nachgesagt - beide sind wohl stets akribisch vorbereitet, ihr Führungsstil gilt als strikt, sachlich und mit unbedingtem Fokus auf Kundenzufriedenheit. Sie haben zudem gemeinsam den Aufstieg und die Expansion von Amazon hautnah miterlebt und dürften eine ähnliche Zukunftsvision für das Unternehmen teilen.
Schließlich wird auch Jassy daran gelegen sein, dass Amazon weiter profitabel bleibt, der neue Chef muss sich dabei aber mit Problemen auseinandersetzen, die Jeff Bezos jetzt nicht mehr hat - unter anderem der Tatsache, dass die Marktmacht von Amazon von Behörden in den USA und Europa zunehmend kritischer gesehen wird. Eine mögliche Umstrukturierung von Amazon fällt nun in Jassys Verantwortungsbereich.
Dass Jassy - anders als Bezos - einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund hat, da er an der Harvard Business School einen Abschluss erlangte, dürfte ihm vor diesem Hintergrund eher nutzen als schaden. Dass er zusätzlich enorme Techaffinität besitzt, dürfte in seiner Funktion als Leiter von AWS auch Kritikern deutlich geworden sein.
Alles in allem dürfte der Chefwechsel bei einem der wertvollsten Internetkonzerne der Welt wohl zunächst keine großen Folgen auf die Ausrichtung von Amazon oder die weitere Geschäftsentwicklung haben. Die Herausforderung für Jassy ist zwar groß, denn der charismatische Gründer hinterlässt große Fußstapfen. Doch Jassy und Bezos sind sich in vielerlei Hinsicht ähnlich, auf beruflicher wie auch privater Ebene, das dürfte den Postentransfer erleichtern.
Redaktion finanzen.ch
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