Schwere Vorwürfe |
24.03.2023 21:14:00
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Block-Aktie bricht an der NYSE ein: Hindenburg Research findet in Block neues Short-Ziel
Der US-Leerverkäufer Hindenburg Research hat mit dem Zahlungsdienstleister Block ein neues Short-Ziel gefunden. In einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht wirft Hindenburg dem von Jack Dorsey mitgegründeten Unternehmen Betrug vor. So soll Block Investoren unter anderem mit falschen Bewertungskennziffern in die Irre geführt haben. Die Block-Aktie brach daraufhin kräftig ein.
• Block soll Investoren bei wichtigen Zahlen getäuscht sowie Betrug und kriminelle Machenschaften ermöglicht haben
• Block-Aktie und Vermögen von Mitgründer Jack Dorsey brechen ein
Der US-Shortseller Hindenburg Research wurde vor allem im Jahr 2020 durch einen Report über den Elektroautobauer Nikola bekannt, der letztlich zum Rücktritt und der Anklage des Nikola-Gründers Trevor Miltonführte. Nachdem Hindenburg erst kürzlich für einen Kurssturz bei Aktien der Andani-Gruppe gesorgt hat, folgt nun bereits die nächste Short-Attacke. So hat Hindenburg Research nach eigenen Angaben Aktien des Zahlungsdienstleisters Block leerverkauft und wirft dem Unternehmen von Twitter-Gründer Jack Dorsey unter anderem Betrug und die Unterstützung krimineller Aktivitäten auf der Plattform vor.
Hindenburg Research mit schweren Vorwürfen gegen Block
Wie der Studie zu entnehmen ist, die auf der Webseite von Hindenburg Research veröffentlicht wurde, hat der Leerverkäufer, der nach eigenen Angaben "forensische Finanzforschung" betreibt, Block angeblich zwei Jahre lang unter die Lupe genommen und dabei zahlreiche Interviews mit ehemaligen Mitarbeitern, Partnern und Branchenexperten geführt sowie öffentlich zugängliche Dokumente durchforstet. Dabei sei Hindenburg zu der Überzeugung gekommen, "dass Block Investoren in Bezug auf Schlüsselkennzahlen in die Irre geführt hat und sich Raubangebote sowie Worst-Practice-Compliance zu eigen gemacht hat, um das Wachstum anzukurbeln und um von der Ermöglichung von Betrug gegen Verbraucher und Regierung zu profitieren". Die meisten Vorwürfe konzentrieren sich dabei auf Cash App, ein von Block entwickeltes mobiles Zahlungstool, mit dem Menschen über ihre Smartphones Geld aneinander überweisen können.
Laut Hindenburg vermeide Block etwa Regulierungen und verkleide "Raubkredite und Gebühren als revolutionäre Technologie". So habe das Unternehmen "mit dem Zustrom von pandemischen Cash-App-Nutzern [...] seine Rentabilität stillschweigend gesteigert [...], indem es eine wichtige Bankenregulierung zum Schutz von Händlern umgangen hat". Gemeint sind damit sogenannte "Interchange Fees", die Händler für die Akzeptanz verschiedener Zahlungskarten zahlen müssen. Diese Gebühren werden allerdings per Gesetz gedeckelt, wenn sie von Finanzdienstleistern erhoben werden, die beim verwalteten Vermögen eine bestimmte Grenze überschreiten. Obwohl Block weit über dieser Grenze liege, umgehe der Zahlungsdienstleister das Gesetz, "indem er Zahlungen über eine kleine Bank leitet und Händler mit erhöhten Gebühren ausbeutet".
Ausserdem täusche Block die Öffentlichkeit bewusst in Bezug auf die Anzahl der Personen, die die Cash-App-Plattform nutzen. So habe die Recherche gezeigt, dass Block "die Anzahl der echten Benutzer stark überbewertet und die Kosten für die Kundenakquise zu tief ausgewiesen" habe, schreibt Hindenburg Research. So wurden etwa bekannte Fake-Konten mitgezählt und auch Benutzer, die in Verbindung mit betrügerischen Konten oder Zahlungen standen, nicht gesperrt, sondern einfach ignoriert. "Ehemalige Mitarbeiter schätzten, dass 40-75 Prozent der von ihnen überprüften Konten gefälscht, in Betrug verwickelt oder zusätzliche Konten waren, die an eine einzelne Person gebunden waren", so der US-Shortseller. Block würde zudem bewusst verschleiern, wie viele Personen Cash App nutzen, indem irreführende Kennzahlen veröffentlicht würden, die "mit gefälschten und doppelten Konten gefüllt sind. Block kann und sollte gegenüber Investoren eine Schätzung darlegen, wie viele individuelle Personen Cash App tatsächlich nutzen", fordert Hindenburg.
Der Kern des Problems sei laut dem Leerverkäufer jedoch, dass Block ein Bevölkerungssegment willkommen geheissen habe, das traditionell keinen grossen Zugang zu Bankdienstleistungen habe, nämlich Kriminelle. "Der 'Wildwest'-Ansatz des Unternehmens in Bezug auf Compliance machte es Kriminellen leicht, massenweise Konten für Identitätsbetrug und andere Betrügereien zu erstellen und dann schnell gestohlene Gelder zu extrahieren", heisst es in dem Bericht. Selbst wenn Nutzer bei einem Betrug oder kriminellen Aktivitäten erwischt worden seien, sei nur das betroffene Konto gesperrt worden, aber nicht der Nutzer selbst oder weitere mit ihm verbundene Konten. Das habe Block eine gewisse notorische Berühmtheit unter Gangster-Rappern eingebracht.
Block-Mitgründer Jack Dorsey habe dies laut Hindenburg sogar genutzt und sich öffentlich stolz darüber gezeigt, dass Cash App in zahlreichen Hip-Hop-Songs erwähnt wird. Dorsey habe das "als Beweis für dessen Mainstream-Anziehungskraft" gewertet. Allerdings habe eine Überprüfung dieser Songs gezeigt, dass "die Künstler im Allgemeinen nicht über die reibungslose Benutzeroberfläche von Cash App rappen - viele beschreiben, wie sie es benutzen, um für Betrug, Drogenhandel oder sogar für Mord zu bezahlen".
Block weist Vorwürfe zurück
Der Zahlungsdienstleister Block reagierte am Donnerstag in einer Pressemitteilung auf die Vorwürfe von Hindenburg Research und wies diese zurück. Der Bericht über das Cash-App-Geschäft sei "sachlich ungenau und irreführend", heisst es in dem Statement. "Wir haben den vollständigen Bericht im Kontext unserer eigenen Daten geprüft und glauben, dass er darauf abzielt, Anleger zu täuschen und zu verwirren", so das Unternehmen. Block werde mit der SEC zusammenarbeiten und rechtliche Schritte gegen den Leerverkäufer Hindenburg Research prüfen, der für Angriffe bekannt sei, "die ausschliesslich darauf abzielen, es Leerverkäufern zu ermöglichen, von einem gesunkenen Aktienkurs zu profitieren".
Bericht zeigt Wirkung: Block-Aktie sackt ab
Tatsächlich arbeitet Hindenburg Research laut "CBS News" im Normalfall so, dass ein negativer Bericht über ein Unternehmen veröffentlicht wird, woraufhin dessen Aktienkurs fällt und der Shortseller profitiert. Das bedeutet allerdings nicht, dass die darin dargelegten Informationen bewusst falsch sind, denn damit würde sich der Leerverkäufer selbst strafbar machen.
Hindenburg Research macht indes auch keinen Hehl daraus, wie man sich in Bezug auf Block positioniert hat: "Nach umfangreicher Recherche sind wir eine Short-Position in Aktien von Block eingegangen", heisst es in dem Hindenburg-Bericht. Allein auf "rein fundamentaler Basis" besitze die Block-Aktie ein "Abwärtspotenzial von 65 Prozent bis 75 Prozent". Dabei seien aber die Ergebnisse der Studie noch gar nicht miteinberechnet.
Die Block-Aktie reagierte am Donnerstag auf die Veröffentlichung des Berichts dann auch mit einem Kursrutsch: An der US-Börse NYSE sackte die Block-Aktie bis zum Handelsende um 14,82 Prozent auf 61,88 US-Dollar ab. Im Handelsverlauf hatte sie zuvor zeitweise sogar 22,2 Prozent verloren.
Auch im Freitagshandel stand das Papier weiter unter Druck und verlor letztlich weitere 1,94 Prozent auf 60,68 US-Dollar.
Auch das Vermögen von Block-Mitgründer Jack Dorsey, das zum Grossteil aus Aktien des Zahlungsdienstleisters besteht, wurde durch den Kursrutsch der Block-Aktie in Mitleidenschaft gezogen. Er wurde laut "Bloomberg" am Donnerstag um 526 Millionen US-Dollar ärmer und besitzt nun noch rund 4,4 Milliarden US-Dollar.
Redaktion finanzen.ch
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