Börsenausblick |
26.01.2015 06:45:00
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«Der Schaden lässt sich erst später feststellen»
Was erwartet Anleger diese Woche, wo bieten sich Chancen und wo Risiken? Jeden Montag gibt an dieser Stelle ein anderer Experte eine Einschätzung über die aktuelle Börsenwoche - heute Hans Olsen von Barclays Wealth and Investment Management.
Wie werden die Massnahmen der EZB und der SNB-Entscheid nachwirken?
Zunächst einmal werden die Anleger die Massnahme der Schweizer Nationalbank "verdauen" müssen. Allerdings dürfte es das Vorgehen der Europäischen Zentralbank vergangener Woche sein, das den grössten Einfluss auf den Schweizer Markt haben wird. Die EZB hat ein neues erweitertes Programm der quantitativen Lockerung angekündigt, das den Kauf von Staatsanleihen für 60 Milliarden Euro pro Monat umfasst. Eine verstärkte quantitative Lockerung wird voraussichtlich zu einem weiteren Aufwärtsdruck auf den Wechselkurs des Schweizer Frankens zum Euro führen, wie der Markt bereits gezeigt hat.
Welche Ereignisse werden diese Woche prägen?
Die Entkopplung des Schweizer Franken vom Euro wird in den kommenden Wochen und Monaten erhebliche Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben. Die Aufwertung des Franken wird die Betriebskosten von international tätigen Unternehmen mit Sitz in der Schweiz in die Höhe treiben. Es wird eine Zeit lang dauern, bis die Anleger (und wahrscheinlich auch das Management von Schweizer Unternehmen) den negativen Effekt einer deutlich höheren Währung auf das operative Geschäft der Schweizer Unternehmen vollständig erfassen werden.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Der Schweizer Markt dürfte eine zunehmende Volatilität sehen, da die Anleger erst einmal den Effekt der Massnahmen der Schweizer Nationalbank sowie der zusätzlichen quantitativen Lockerungsmassnahmen der EZB auf das operative Geschäft Schweizer Unternehmen und die Schweizer Wirtschaft verstehen und auswerten müssen.
Welche Schweizer Unternehmen/Branchen stehen nun besonders im Fokus?
Da der Schweizer Markt international und die Schweizer Wirtschaft auf Exporte ausgerichtet ist, dürfte in den kommenden Wochen höhere Volatilität am Aktienmarkt herrschen. Grund dafür ist die Ungewissheit darüber, wie gut sich das Management Schweizer Unternehmen auf die im Vergleich zur globalen Konkurrenz deutlich gestiegenen Kosten einstellen können. Grösseren, international positionierten Unternehmen drohen daher enttäuschende Ergebnisse. Aber auch für kleinere Unternehmen, die sich am Binnenmarkt orientieren, bestehen Risiken. Der belastende Effekt der höheren Währung auf die Schweizer Wirtschaftstätigkeit wird ihre Resultate ebenfalls beeinflussen.
Ihr Ratschlag für Anleger?
Die Anleger sollten in den nächsten Wochen sehr umsichtig vorgehen. Wenn der Franken im Zuge zusätzlicher Anreizprogramme der EZB weiter ansteigt, könnten die Schweizer Unternehmensgewinne unter einem erhöhten Abwärtsdruck leiden, und die Schweizer Wirtschaft dürfte aufgrund der relativ hohen Kostenstruktur einen Wettbewerbsnachteil aufweisen. Da die Aktienkurse in der Regel den Gewinnen folgen, steht der Schweizer Markt auf zwei Ebenen unter Druck, da voraussichtlich Gewinnrevisionen nach unten anstehen.
Sehen Sie weitere Risiken?
Wie bereits angedeutet, ergeben sich die Risiken für den Markt aus einer stärkeren Währung, die sich sowohl auf die Kostenstruktur des Binnengeschäfts als auch auf die erheblichen, auf internationaler Ebene erzielten Gewinne der Schweizer Unternehmen negativ auswirkt. Angesichts der Bemühungen von Unternehmen, eine international wettbewerbsfähigere Kostenstruktur zu erreichen, ist ein Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Schweiz bei einer gleichzeitigen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums möglich.
Wie schätzen Sie die Entwicklung an der Schweizer Börse über die nächsten 12 Monate ein?
Dieses Jahr dürfte sich als schwierig für die Schweizer Anleger erweisen. Der nachhaltige Effekt der Ankündigung der Schweizer Nationalbank und die anschliessenden Massnahmen der EZB sind noch nicht vollständig in die Kurse der Schweizer Aktien eingepreist. Der Schaden am Aktienmarkt und in der Wirtschaft wird erst einige Zeit später genau festgestellt werden können.
*Hans Olsen ist Managing Director und Global Head of Investment Strategy für Barclays Wealth and Investment Management. In dieser Funktion ist er für die Asset Allocation und Anlageideen der Organisation verantwortlich.
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