Wertberichtigung |
10.02.2022 17:46:47
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CS-Aktie schliesst deutlich tiefer: Credit Suisse rutscht tief in die roten Zahlen - "Greensill"-Bericht wird nicht veröffentlicht
Die Credit Suisse ist im vierten Quartal 2021 wegen einer milliardenschweren Wertberichtigung wie angekündigt tief in die roten Zahlen gerutscht.
Der Reinverlust im vierten Quartal belief sich auf 2,01 Milliarden Franken, wie die Credit Suisse am Donnerstag mitteilte. Vor Steuern resultierte im Schlussquartal ein Minus von 1,59 Milliarden Franken nach -88 Millionen im Vorjahr.
Und auch im Gesamtjahr 2021 bilanzierte die Credit Suisse mit einem Verlust von 1,57 Milliarden Franken mit roter Tinte. Neben dem tiefen Minus im Schlussquartal hatte die Bank bereits im ersten Quartal 2021 wegen dem Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos rote Zahlen eingefahren. Die Aktionäre sollen dennoch wie bereits im Vorjahr eine Dividende von 10 Rappen je Aktie erhalten.
Rückstellungen und Wertberichtigungen
Hauptgrund für den hohen Verlust im Schlussquartal 2021 war eine Wertberichtigung über 1,6 Milliarden Franken auf den Goodwill der im Jahr 2000 übernommenen US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette. Belastet wurde das Ergebnis im vierten Quartal ausserdem durch Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 436 Millionen Franken. Dagegen konnte die Bank Gewinne aus Immobilienverkäufen über 224 Millionen verbuchen.
2021 war für die Credit Suisse wohl eines der schwierigsten Jahre ihrer jüngeren Geschichte. Bereits im ersten Quartal musste die Grossbank zunächst die Liquidation der "Greensill"-Fonds mit hohen Verlusten für die Fondsinvestoren vermelden und fuhr wenig später Milliardenverluste aus dem Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos ein. Im Jahresverlauf folgten hohe Strafzahlungen wegen eines Korruptionsskandals in Mosambik und schliesslich die Verstösse des in der Folge zurückgetretenen Verwaltungsratspräsidenten António Horta-Osório gegen Quarantänevorschriften.
CEO Thomas Gottstein bezeichnete 2021 denn auch als ein "sehr herausforderndes Jahr" für die Credit Suisse. Insgesamt habe die Bank im Gesamtjahr aber "solide zugrunde liegende Ergebnisse" erzielt. Der Fokus liege nun auf der disziplinierten Umsetzung der im November 2021 bekannt gegebenen neuen Gruppenstrategie, so der Konzernchef weiter.
Gesunkene Erträge
Der Nettoertrag im Schlussquartal lag mit 4,58 Milliarden Franken allerdings um rund 12 Prozent tiefer als im gleichen Vorjahreszeitraum. Während die Vermögensverwaltungsbereiche leicht zulegten (+2%), ging der Ertrag in der Investment Bank im Jahresvergleich um fast einen Drittel zurück. Der Geschäftsaufwand kletterte aufgrund der Sonderbelastungen um 20 Prozent auf 6,19 Milliarden Franken.
Mit den Zahlen hat die Grossbank schwächer abgeschnitten als von den Analysten erwartet - insbesondere der Geschäftsertrag lag unter den Erwartungen. Entsprechend ist auch der Verlust höher als am Markt prognostiziert.
Neugeldzuflüsse im Asset Management
Der Bank flossen im vierten Quartal Neugelder in Höhe von 1,6 Milliarden Franken zu. Dabei kam es vor allem in den Vermögensverwaltungsgeschäften in Asien zu Abflüssen, während die Bank im weiteren Vermögensverwaltungsgeschäft sowie im Asset Management Netto-Neugeldzuflüsse verzeichnete.
Die verwalteten Vermögen lagen per Ende des Jahres bei 1614 Milliarden Franken. Sie sind damit innert Jahresfrist um rund 7 Prozent gestiegen.
Belastetes Übergangsjahr 2022
2022 sieht die CS nun als ein "Jahr des Übergangs" an. Die Massnahmen der neuen Strategie würden grösstenteils erst ab 2023 zum Tragen kommen. Zunächst würden Restrukturierungskosten und ein höherer Vergütungsaufwand im Vergleich zum Vorjahr die Ergebnisse für 2022 beeinträchtigen, prognostiziert die Grossbank. Zusätzlich belastet werden könnte 2022 durch den schwankenden Kurs der Allfunds-Beteiligung.
Die laufende Geschäftsaktivität im ersten Quartal ist gemäss den Angaben der CS gegenüber dem hohen Niveau 2021 zurückgegangen. Positiv vermerkt wird aber, dass man nach einem schwachen Jahresbeginn nun "erste Anzeichen einer verbesserten Geschäftsdynamik" erkenne. Dazu gehörten beispielsweise seit Jahresbeginn positive Netto-Neugeldzuflüsse im Vermögensverwaltungsgeschäft.
Credit Suisse veröffentlicht "Greensill"-Bericht nicht
Die Credit Suisse will den Bericht zur abgeschlossenen Untersuchung der Greensill-Affäre nicht veröffentlichen. Dies begründet die Grossbank mit "dem laufenden Wiedereinbringungsprozess" und "den komplexen rechtlichen Zusammenhängen", wie aus einer Mitteilung vom Donnerstag anlässlich der Jahreszahlen hervorgeht.
Der Verwaltungsrat hatte im vergangenen Jahr eine unabhängige externe Untersuchung bezüglich der so genannten Supply Chain Finance Funds (SCFF), welche die CS mit der insolventen Greensill Capital geführt hatte, in Auftrag gegeben. Die Anwaltskanzlei Walder Wyss führte diese mit Unterstützung von Deloitte durch. Der diesbezügliche Bericht sei abgeschlossen und die Ergebnisse seien dem Verwaltungsrat und der Aufsichtsbehörde vorgelegt worden.
Massnahmen gegen Einzelpersonen
In Anbetracht der Auswirkungen auf die Reputation der Credit Suisse "wurden Massnahmen gegen mehrere Einzelpersonen ergriffen, wo dies vom Verwaltungsrat als angemessen erachtet wurde", erinnert die Bank. Was die Fonds selbst betrifft, sollen weiterhin alle Möglichkeiten zur Wiedereinbringung zugunsten der Investoren genutzt werden.
Wie bereits bekannt, wurden per Ende 2021 über das Einreichungsverfahren bei der Greensill Bank fünf Versicherungsansprüche geltend gemacht. Diese beziehen sich auf ein Engagement von Credit Suisse Asset Management von rund 1,2 Milliarden US-Dollar.
Zudem haben die Anleger bis Ende Dezember Barzahlungen in Höhe von rund 6,7 Milliarden US-Dollar erhalten. Nach der sechsten Barauszahlung im Dezember 2021 belief sich die Summe der Barauszahlungen und der verbleibenden flüssigen Mittel auf rund 7,2 Milliarden Dollar. Das seien rund 72 Prozent des Nettoinventarwerts der Fonds per 25. Februar 2021.
Die SCFF wurden im Frühling 2021 eingestellt und werden derzeit abgewickelt.
Kritik von Ethos
Die Aktionärsvereinigung Ethos zeigte sich "enttäuscht" über den Entscheid, den Untersuchungsbericht nicht zu veröffentlichen. Das widerspreche den gemachten Versprechungen, sagte Ethos-Direktor Vincent Kaufmann am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Man prüfe derzeit die rechtlichen Möglichkeiten der Aktionäre, um die wichtigsten Schlussfolgerungen dieses Berichts zu erfahren - wie etwa ein Auskunftsbegehren oder eine Sonderprüfung.
An der Generalversammlung im April 2021 hatte die Credit Suisse auf Anfrage der Stiftung laut Protokoll gesagt, dass sie das Ergebnis der Untersuchung kommunizieren werde. Einen Bericht über die Archegos-Affäre hatte die Credit Suisse Ende Juli 2021 veröffentlicht.
Credit Suisse verwaltet mehr Vermögen nachhaltig
Die Credit Suisse wächst im Bereich Nachhaltigkeit. Im vierten Quartal 2021 verwaltete die Grossbank 150 Milliarden Franken an Kundenvermögen nachhaltig. Das entspricht einem Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorquartal.
Gegenüber dem Vorjahreswert liegt das Wachstum bei 39 Prozent, hiess es in einer Mitteilung am Donnerstag. Per Ende Dezember 2021 war damit rund jeder zehnte Franken an Kundenvermögen nachhaltig verwaltet.
Die Credit Suisse hat im vergangenen Quartal ein Regelwerk für nachhaltige Aktivitäten eingeführt. Damit will die Grossbank mehr Klarheit bezüglich ihrer nachhaltigen Finanzaktivität schaffen.
CS-Aktien deutlich unter Druck nach höherem Verlust als erwartet
Die CS-Aktie verlor im Handel an der SIX 6,62 Prozent und schloss bei 8,64 Franken. Damit ist der Gewinn vom laufenden Jahr fast wieder komplett dahingeschmolzen, nachdem die Aktie bereits im vergangenen Jahr mehr als ein Fünftel eingebrochen war.
Die ersten Analystenkommentare nennen die Zahlen schwach, auch die weiteren Aussichten stimmen die Analysten nicht unbedingt zuversichtlich. Für Gesprächsstoff sorgt in Expertenkreisen insbesondere der im Jahresvergleich rückläufige Geschäftsertrag, welcher selbst die pessimistischste Schätzung verfehlte. Analysten sehen darin einerseits eine Folge der Reduktion von Risiken, andererseits aber auch Anhaltspunkte für Marktanteilsverluste. Gleichzeitig sei der Geschäftsaufwand allerdings nicht ganz so stark wie befürchtet gestiegen, wie es weiter heisst.
Insgesamt erachten Beobachter es indes als schwierig, die vorliegenden Zahlen vernünftig beurteilen zu können - wegen der zahlreichen Sonderfaktoren wie Wertberichtigungen, Rechtsrückstellungen und Liegenschaftsverkäufen.
"Die Zutaten für einen Ertragsrückgang waren spätestens seit der Gewinnwarnung vom 25. Januar bekannt", kommentiert die ZKB. "Nichtsdestotrotz kommt das Ausmass überraschend." Goodwill-Abschreiber und Rechtskosten aus dem Quartalsergebnis rausgerechnet, resultiere zwar die berüchtigte schwarze Null. Diese habe es aber nur dank der Immobilienverkäufe gegeben.
Besorgt zeigen sich die Marktbeobachter aber vor allem mit Blick in die Zukunft. Die Credit Suisse habe das vergangenen Quartal und das Gesamtjahr 2021 mit einem Verlust beendet, während die meisten vergleichbaren Institute starke, wenn nicht gar Rekordergebnisse präsentiert hätten, schreibt Vontobel. Künftig würden aber höhere Zinsen für Rückendwind sorgen und die Entwicklung an den Märkten dürfte weniger Unterstützung liefern als in den vergangenen zwei Jahren. Das betreffe die gesamte Industrie. Die Credit Suisse sei jedoch mit ihren speziellen Problemen und "einem Jahr des Übergangs" 2022 in einer schwächeren Position.
Bei der Schweizer Grossbank gehe es derzeit um die Erhaltung des Kapitals und die Erfüllung regulatorischer Anforderungen - und nicht um das Ziel, Rendite für die Aktionäre zu erwirtschaften, heisst es bei JP Morgan.
Die Aussagen zum laufenden ersten Quartal seien aber etwas ermutigend, schreibt derweil die UBS. "Nach einem schwachen Jahresbeginn erkennen wir nun jedoch erste Anzeichen einer verbesserten Geschäftsdynamik", hatte es von der Credit Suisse am Morgen geheissen. Unter anderem hat die Vermögensverwaltung seit Jahresbeginn positive Netto-Neugeldzuflüsse verzeichnet.
tp/gab
Zürich (awp)
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