Marktkapitalisierung sinkt |
28.04.2022 22:57:00
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Droht der Credit Suisse ein Abstieg aus dem SMI? - Das wären die Folgen
Angesichts eines rapide sinkenden Börsenwerts wird inzwischen spekuliert, ob die Credit Suisse im Herbst den Schweizer Leitindex SMI verlassen muss. Doch wie realistisch ist dieses Szenario und welche Auswirkungen hätte dies?
• Spekulationen um SMI-Abstieg
• Auswirkungen eines Rausschmisses umstritten
Die Credit Suisse kommt nicht aus den Negativschlagzeilen. Neben mehreren Rechtsfällen - unter anderem auf den Bermudas - wirft zudem insbesondere der Greensill-Zusammenbruch ein schlechtes Bild auf die Grossbank: Die Finanzgesellschaft des australischen Bankers Lex Greensill ist vor gut einem Jahr zusammengebrochen, nachdem er den Versicherungsschutz für seine Produkte verloren hatte. In der Folge musste die Credit Suisse vier ihrer Fonds im Umfang von 10 Milliarden US-Dollar liquidieren. Dann deckte auch noch ein internationales Recherche-Netzwerk im Rahmen der sogenannten "Suisse Secrets" auf, dass die Credit Suisse angeblich über Jahre Autokraten, Drogendealer sowie mutmassliche Kriegsverbrecher und Menschenhändler als Kunden akzeptiert habe.
Zudem mussten Anleger eine Reihe wenig erfreulicher Geschäftsberichte verdauen. Auch im gerade beendeten ersten Quartal 2022 schaffte es die zweitgrösste Schweizer Bank nicht aus den roten Zahlen. Wegen dem Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos war die Credit Suisse bereits im ersten Quartal 2021 in die Verlustzone abgerutscht. Es folgten wie bereits erwähnt weitere Grosspannen, weshalb die Bank nun auch für die ersten drei Monate 2022 immer noch einen Vorsteuerverlust von 428 Millionen Franken vermelden musste. Belastend wirkten dabei der Ukraine-Krieg, hohe Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten, aber auch die Erträge der Bank schrumpften angesichts der volatilen Marktbedingungen deutlich.
Börsenwert geschrumpft
In Kombination führte dies dazu, dass sich die Marktkapitalisierung von Credit Suisse in den letzten zwei Jahren in etwa halbiert hat. Derzeit ist die Bank an der Börse nur noch rund 17,25 Milliarden Franken wert (Stand: 27.04.2022).
Das Wirtschaftsportal "Inside Paradeplatz" nahm dies zum Anlass, um darüber zu spekulieren, dass der Credit Suisse bei der nächsten ordentlichen Index-Anpassung im September ein Abstieg aus dem Blue-Chip-Index der Schweiz drohen könnte - falls der CS-Aktie keine Trendwende gelingt. Ersetzt werden könnte das Papier demnach von der EMS-CHEMIE-Aktie, denn der von der Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher geführte Spezialchemiekonzern komme inzwischen auf einen höheren Börsenwert. Aktuell sind es 19,94 Milliarden Franken (Stand: 27.04.2022). Laut "Inside Paradeplatz" könnte diese Schere noch weiter aufgehen, denn die Aussichten für das Industrieunternehmen seien besser als jene für das Finanzinstitut.
Echte Gefahr?
Doch deshalb allein droht noch kein Abstieg aus dem Index mit den 20 grössten Schweizer Börsenunternehmen. Zwar gibt es sogar mehrere Konzerne mit einer höheren Börsenbewertung als Credit Suisse - etwa Kühne & Nagel, Lindt & Sprüngli, Sonova sowie Straumann - jedoch "sind neben der Marktkapitalisierung auch die Handelsvolumen sowie der Free Float [Streubesitz, Anmerkung der Redaktion] für eine Aufnahme in den Leitindex entscheidend", erklärte Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer von Raiffeisen Schweiz gegenüber "Blick". "Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass die Credit Suisse aus dem Leitindex fällt", versicherte deshalb der Analyst.
Bei der letzten Aktualisierung der SMI-Liste Ende März schaffte es die Credit Suisse daher auch auf Rang 16. Das bedeutet, es würden zunächst andere Unternehmen aus dem SMI fallen, bevor es die Grossbank treffen würde. Doch völlig vernachlässigbar ist die Gefahr deshalb auch nach Meinung von Geissbühler nicht: "Sollte sich die operative Situation bei der Credit Suisse allerdings in den kommenden Quartalen nicht deutlich verbessern und der Titel weiter an Wert verlieren, wäre ein Abstieg aus dem SMI ein mögliches Szenario", so der Raiffeisen-CIO.
Auswirkungen eines Abstiegs
Hinsichtlich potenzieller Folgen eines möglichen Index-Abstiegs gehen die Meinungen auseinander: So glaubt man bei "Inside Paradeplatz", dass ein Rausschmiss dramatisch für die Aktionäre und die Credit Suisse wäre. Sollte es wirklich zum Äussersten kommen, so würden institutionelle Anleger, die den SMI nachbilden, ihre CS-Titel veräussern und den Aktienkurs damit unter Druck setzen. Laut "Inside Paradeplatz" droht der Schweizer Grossbank sogar eine Übernahme durch einen der grossen Player wie JPMorgan oder Morgan Stanley, für die die Credit Suisse ein Schnäppchen wäre.
Dagegen vertritt Matthias Geissbühler die Ansicht, dass ein SMI-Abstieg zwar kurzfristig gewisse Kursrücksetzer auslösen könnte, mittelfristig sei "der Effekt aber vernachlässigbar". "Es wäre primär ein Reputationsverlust für die Bank, die seit Jahren dem Leitindex angehört", lautet sein Urteil.
Redaktion finanzen.ch
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