Fusionsphantasie |
19.09.2018 21:42:00
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Ex-Deutsche Bank-Chef Ackermann: Trumps "America First"-Politik erzwingt Europa zu weiteren Bankenfusionen
Inmitten des Frankfurter Bankenpokers zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank meldet sich nun auch Ex-Vorstandschef Josef Ackermann zu Wort. Der ehemalige CEO weist nun auf die Vorteile einer möglichen Fusion hin.
Als Schweizer an der Spitze der Deutschen Bank
Im Jahr 2002 übernahm der heute 70-jährige Schweizer Josef Ackermann als erster Nichtdeutscher den Vorsitz des größten Kreditinstituts des Landes. Mit der schon im Jahr 1999 durchgeführten Übernahme der US-amerikanischen Vermögensverwaltungsgesellschaft Bankers Trust mutierte der deutsche Branchenprimus unter Ackermann zum Globalplayer im Investment Banking und nahm eine Führungsrolle im Handel mit Derivaten ein.
Goldene Zeiten mit Ackermann
Vor etwas mehr als zehn Jahren lobte der damalige deutsche Bundesfinanzminister Peer Steinbrück den Ex-Chef der Deutsche Bank mit den Worten: "Es freut mich sehr, dass Herr Ackermann einen guten Jahresabschluss vorgelegt hat." Denn im Februar 2008 verkündete Ackermann einen Rekordgewinn der Deutschen Bank in Höhe von 6,5 Milliarden Euro. Die Zeiten, in denen die Investoren und Gläubiger dem Institut mit solch positiven Nachrichten überrascht wurden, sind jedoch längst Geschichte. Der Aktienkurs der Deutschen Bank ist seit jenen Tagen weit über 85 Prozent gefallen.
Der Verfall des europäischen Bankensektors
Um die Misere der Deutschen Bank wie auch der Commerzbank zu beenden, schließt sich Ackermann nun den Stimmen an, die dazu auffordern, dass sich die beiden strauchelnden Kreditinstitutionen zusammenschließen, um den US-Banken im internationalen Wettbewerb auf Augenhöhe begegnen zu können. In einem jüngst veröffentlichten Interview mit Bloomberg sagte Ackermann: "[Im Investmentbanking] übernehmen die USA absolut die Oberhand. Ist das gut? In einem Umfeld von "America first", oder sollten nicht die Europäer versuchen, das zu ändern?"
Konsolidierungsmaßnahmen sind zwingend notwendig
"Wir müssen alles tun, um einen einheitlichen Markt und einen europäischen Markt mit den gleichen regulatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen, so dass wir in Zukunft mehr grenzüberschreitende Konsolidierungsmaßnahmen durchführen können", so Ackermann weiter. Solch eine Einschätzung dürfte unterdessen auch dem Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz gefallen, welcher ebenfalls den desolaten Zustand der hiesigen Banken kritisierte.
Scholz warnt vor Problemen für die Volkswirtschaft
Der deutsche Finanzminister beanstandete schon Ende August bei einer Bankentagung in Frankfurt das schwächer werdende Leistungsvermögen der deutschen Geldhäuser. Scholz sagte, es sei ein Problem für eine Volkswirtschaft wie Deutschland, dass die Institute nicht die notwendige Größe haben, um die Wirtschaft zu begleiten.
Börsenhändler begrüßen die Fusionspläne
Auch an der Frankfurter Börse finden sich einige Befürworter einer Fusion der beiden Kreditinstitute. So sagte ein Händler: "Besser eine starke Bank aus Deutschland, als zwei schwache Geldhäuser". "Eine Fusion der Deutschen Bank und der Commerzbank wäre eine logische Konsequenz aus der aktuellen Lage der Branche in Deutschland", so ein weiterer Broker aus Frankfurt.
CEO-Sewing hat noch keine Eile
Trotz aller heißgekochten Spekulationsgerüchte bekräftigte der gegenwärtige Deutsche Bank-Vorstandsvorsitzende Christian Sewing gegenüber Investoren, dass ein Zusammenschluss frühestens in 18 Monaten auf der Agende stünde. Im Gegensatz zu Sewing würde der Commerzbank-Chef Martin Zielke jedoch "lieber heute als morgen" fusionieren.
Fusionsfantasien bei Banken, ein brancheninternes Phänomen
Fusionsspekulationen innerhalb des europäischen Finanzsektors bestimmen gerade in diesem Jahr die Medienberichterstattung aus der Branche. So wurde auch erst kürzlich erneut darüber spekuliert, ob es zwischen dem größten italienischen Bankhaus UniCredit und der französischen Société Générale einen Zusammenschluss geben könnte. Auslöser für die Fusionsphantasie war ein Mitarbeiter, welcher innerhalb der beiden Institutionen eine führende Position innehatte. Darüber hinaus flammten auch schon im Vereinigten Königreich Gerüchte über einen Zusammenschluss zwischen Barclays und Standard Chartered auf. Damit Europas Banken in Zukunft jedoch nicht in der Bedeutungslosigkeit versinken, werden die von Ackermann angesprochenen "grenzüberschreitenden Konsolidierungsmaßnahmen" im Finanzsektor mittel- bis langfristig unabwendbar sein.
Pierre Bonnet / finanzen.ch
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