Fehlentscheidungen getroffen |
04.03.2021 22:02:00
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Fehlgriffe von Investmentlegenden: Bei diesen Investments lagen Warren Buffett & Co. falsch
Nicht nur Kleinanleger können an der Börse schon mal aufs falsche Pferd setzen, auch Starinvestoren sind vor Fehlgriffen am Finanzmarkt nicht gefeit.
• Börsenstars wie Buffett & Co. sind vor Verlusten nicht gefeit
• Emotionen fehl am Platz
Investoren, die am Aktienmarkt aktiv sind, gehen immer auch Risiken ein: Das Risiko, zum falschen Zeitpunkt oder in den falschen Wert zu investieren. Aber auch das Risiko, ein Erfolgsinvestment komplett verpasst zu haben. Doch diesen Risiken sind auch Starinvestoren ausgesetzt, obwohl sie auf teils enorm große Expertenteams zurückgreifen können, die den Markt für sie analysieren.
Warren Buffett - Fehler und verpasste Chancen
Im Laufe seiner jahrzehntelangen Investmentkarriere hat auch Starinvestor Warren Buffett beim Investieren nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen. Auch wenn seine Langfristerfolge durchaus beeindruckend sind, hat er auf dem Weg dorthin einige Chancen verpasst, wie er rückblickend immer wieder selbstkritisch einräumte.
Seinen ersten Fehler machte er bereits früh in seiner Karriere, und zwar ausgerechnet beim Kauf des Unternehmens, das ihm seinen Kultstatus als Starinvestor eingebracht hat: Berkshire Hathaway. 2010 nannte Buffett selbst dieses Investment sogar die dümmste Investition seiner kompletten Laufbahn. 1962 erwarb er Anteile an Berkshire, einer ins Trudeln geratenen Textilfirma. Nachdem das Unternehmensmanagement mehr Geld von Buffett wollte, reagierte der heute vorrangig abgeklärt agierende Milliardär mit Emotionen, kaufte das Unternehmen auf und setzte die Führungsebene auf die Straße. Dass er das wenig profitable Textilgeschäft von Berkshire nicht sofort abstieß, sondern noch 20 weitere Jahre fortführte, soll ihn rückblickend 200 Milliarden US-Dollar gekostet haben, rechnete Buffett einst vor.
Mit einigen weiteren Fehleinschätzungen, wie dem Erwerb von Aktien des britischen Tesco-Konzerns, dessen Anteile Buffett nach dem Einbruch des Aktienkurses nicht schnell genug wieder abstieß, und der Übernahme von Schulden von Energy Future Holdings, zahlte Buffett ebenfalls Lehrgeld. Ein Fehler, der ihn rückblickend besonders schmerzen wird, dürfte zudem die Tatsache sein, dass er bei einem heutigen Unternehmensgiganten viel zu früh die Reißleine zog: Walt Disney. 1966 stieg er bei dem Unternehmen ein und sicherte sich für vier Millionen US-Dollar fünf Prozent der Disney-Anteile. Nach nur einem Jahr und einem Kursanstieg von 50 Prozent stieß Buffett die Aktien wieder ab. Mit Gewinn zwar, doch seitdem hat Disney an der Börse eine massive Erfolgsgeschichte geschrieben.
Doch seine Fehler beschränkten sich nicht nur auf die frühe Karriere - auch in jüngerer Vergangenheit hatte der heute 90-Jährige einige Male ein wenig glückliches Händchen bei seinen Investitionen, allerdings sind es in der jüngsten Zeit eher verpasste Chancen und schlechtes Timing als direkte Fehlinvestitionen.
So hat der Starinvestor viel zulange Skepsis gegenüber Techtiteln gezeigt. Eingekauft hat er sich zwar in IBM, das Investment blieb aber unter den Erwartungen. Insbesondere, dass er keine Google-Aktien erworben hat, bereut das Orakel vom Omaha heute zutiefst. Kurz nach dem Börsengang im Jahr 2004 seien ihm Google-Aktien angeboten wurden, doch Buffett habe das Potenzial des Unternehmens nicht erkannt, "das habe ich vergeigt", räumte er 2017 selbstkritisch ein.
Und auch einer weiteren verpassten Techchance trauert der Investor hinterher: Einer Beteiligung am Internetriesen Amazon. Obwohl er ein Fan von Jeff Bezos sei, habe er nicht angenommen, dass seine Unternehmensstrategie so erfolgreich werden könne und habe daher auch den Kauf von Amazon-Aktien nicht in Betracht gezogen. "Ich war zu dumm, um zu bemerken, was passieren würde", erklärte er im Rahmen eines Aktionärstreffens. Heute hat Berkshire Hathaway zwar Amazon-Aktien im Depot, 2019 erwarb er erstmals eine Position, doch den größten Teil des Erfolgslaufes der Aktie hat Buffett verpasst.
Ebenso wie bei Apple: 2016 erwarb er erstmals Aktien des Unternehmens - zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem die Apple-Aktie gerade den Rückwärtsgang eingelegt hatte, doch die Kursentwicklung der vorangegangenen Jahre verpasste er.
Jim Cramer zeigt beim Investieren Nerven
Auch der ehemalige Hedgefondsmanager Jim Cramer gehört zu den Börsenexperten, die in der Vergangenheit in Sachen Investition nicht immer die richtige Entscheidung getroffen haben. Dabei geht es nicht darum, aufs falsche Pferd gesetzt sondern das richtige Pferd zum falschen Zeitpunkt abgestoßen zu haben.
Mit seiner gemeinnützigen Stiftung stieg er im Jahr 2012 bei dem US-Einzelhändler Bed Bath & Beyond ein. Mehrere tausend Aktien erwarb die Stiftung, weil die Aktie zum damaligen Zeitpunkt - angesichts der übermäßigen Konkurrenz im Online-Handel - günstig war. Zunächst fuhr Cramer mit der Aktie Verluste ein, hielt an dem Investment aber weiter fest. Doch diese Strategie hielt er nicht lange durch und trennte sich schlussendlich mit Verlusten von dem Anteilsschein.
Als sich die Aktie daraufhin erholte und nicht nur den Kurs überstieg, zu dem er die Anteile verkauft hatte, sondern auch seinen damaligen Einstiegskurs und schlussendlich sogar noch deutlich weiter stieg, konnte Cramer nur von der Seitenlinie aus zuschauen. Hätte Cramer die Nerven behalten - schließlich war er von den Geschäftsaussichten von Bed Bad & Beyond überzeugt - hätte das Investment eines seiner erfolgreichsten werden können. Erst recht vor dem Hintergrund, dass der Anteilsschein Anfang des Jahres 2021 zum Spielball von Kleininvestoren wurde, die auf der Suche nach stark von Hedgefonds geshorteten Aktien Titel des Einzelhändlers in Massen kauften und der Aktie zu einem Mehrjahreshoch verhalfen.
Ron Baron verpasst eine echte Chance
Auch für den milliardenschweren Fondsmanager Ron Baron lief in seiner Investmentkarriere nicht immer alles rund. Tatsächlich gibt es ein Investment, das der Experte verpasst hat und dem er heute hinterher trauert.
Gegenüber CNBC erklärte er 2018, dass er - ebenso wie Warren Buffett - einen Einstieg bei Amazon verpasst hat. Dabei hatte er sogar Kontakt zu Amazon-Chef Jeff Bezos aufgenommen, weil er ihn davon überzeugen wollte, das Auktionshaus Sotheby’s zu übernehmen, mit dem sein Fonds Verluste eingefahren hatte, nachdem ein Skandal um Preisabsprachen die Sotheby’s-Aktie auf Talfahrt schickte. "Hier bin ich und versuche ihn dazu zu bringen dieses Unternehmen, in dem ich investiert bin, zu kaufen und ich bin darin gefangen, anstatt mich auf 'Oh mein Gott, dieser Kerl hat die Welt verändert' zu konzentrieren", räumte Baron im Interview selbstkritisch ein.
Dass er damals nicht in Amazon investiert hätte, sei rückblickend sein größter Fehler gewesen. Inzwischen ist die Amazon-Aktie meilenweit entfernt von ihrem Kursniveau von 2001, dem Jahr, in dem Sotheby’s unter Druck geriet. Damals kostete eine Aktie rund 200 US-Dollar, heute hat sich der Aktienwert mehr als verzwölffacht, ein Schnäppchen ist der Techriese heute nicht mehr.
Suze Orman: Richtig investiert, zu früh ausgestiegen
Auch bei der Finanzberaterin Suze Orman steht die Amazon-Aktie auf der Liste der Investments, die sie heute bereut.
Anders als Baron hatte sie den richtigen Riecher und investierte direkt 1997 in das damals noch junge Startup, ohne sich aber Gedanken über das Geschäftsmodell und die Aussichten des Unternehmens zu machen. Einige Jahre später stieg sie mit Gewinn wieder aus, wie sie in einer Fragestunde in New York freimütig einräumte. Heute werde ihr schlecht beim Gedanken daran, welchen Wert ihre Amazon-Beteiligung heute hätte, wenn sie nicht zu früh die Reißleine gezogen hätte.
Bill Ackman lässt sich blenden
Für den Fondsmanager Bill Ackman gab es ebenfalls Ereignisse in seiner Börsenkarriere, auf die er heute mit wenig Stolz zurück blickt: Eines davon dürfte sein Investment in Valeant Pharma sein, in das er 2015 3,2 Milliarden US-Dollar investierte. Als der Pharmakonzern schon kurz darauf in Verdacht geriet, die eigenen Bilanzen gefälscht zu haben, zog dies einen großen Skandal nach sich, der die Aktie an der Börse abstürzen ließ. Zusätzlich belasteten bekannt gewordene Informationen über die Geschäftspraktiken des Konzerns, der kleine Medizinunternehmen aufkaufte und die Preise für deren Erfolgsprodukte umgehend anhob, statt selbst Forschung zu betreiben.
Für den Fondsmanager war dies der Supergau: Eingestiegen war Ackman bei einem Aktienkurs von 166 US-Dollar, dem Vernehmen nach soll er bei einem Aktienkurs von 11 US-Dollar die Reißleine gezogen und das Skandal-Investment abgestoßen haben.
Stanley Druckenmiller stolpert über die Dotcom-Blase
Der US-amerikanische Hedgefondsmanager Stanley Druckenmiller kann auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. Seine Kunden erfreute er mit starken Jahresrenditen. Doch selbst erfolgreiche Investoren wie Druckenmiller sind vor Fehlspekulationen nicht gefeit - in seinem Fall war es die Dotcom-Krise, die sich als fatal erwiesen hat.
Inmitten des Höhepunktes der Techblase kurz vor der Jahrtausendwende wettete Druckenmiller auf einen Crash am Techmarkt und löste zu diesem Zweck eine Reihe von Leerverkäufen aus. Der Crash kam allerdings vorerst nicht und die Shorts auf Techtitel erwiesen sich als Boomerang: Der Investor musste in den Markt einsteigen, um seine Verluste zu relativieren und kaufte in großem Stil Tech-Titel, darunter auch Aktien von VeriSign.
Der Investor, der den Crash eigentlich hatte kommen sehen, ließ sich von der Stimmung am Markt anstecken und musste die Konsequenzen tragen: Als die Blase schließlich doch platzte, saß Druckenmiller auf einem Verlust von mehreren Milliarden US-Dollar.
Auch erfolgreiche Investoren machen Fehler
Die Tatsache, dass auch Hedgefondsmanager und Investoren, die mit Millionen und Milliarden Dollar-Werten hantieren, nicht immer bei der Auswahl ihrer Investments oder ihrem Investment-Timing glänzen, dürfte für viele Privatanleger eine Erleichterung sein. Denn schlussendlich sind bestimmte Entwicklungen am Aktienmarkt auch für Profis kaum absehbar, rückblickend raten Experten aber dazu, sich nicht von Emotionen leiten zu lassen und die einmal getroffene Investmentstrategie zwar kritisch zu hinterfragen, aber nicht panisch über den Haufen zu werfen.
Redaktion finanzen.ch
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