Millionenzahlung |
11.08.2023 23:48:00
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Indien verdonnert BYD zu Steuernachzahlung
Seit vergangenem Jahr versucht der chinesische E-Autobauer und Tesla-Rivale BYD vermehrt, in Indien Fuss zu fassen. Nun wurde der Mischkonzern von einer indischen Behörde zu einer Steuernachzahlung verdonnert. Erst kurz zuvor stiess BYD auf Widerstand bezüglich eines Joint-Ventures mit Megha Engineering & Infrastructures (MEIL).
• Besteuerung bei Einfuhren zu niedrig angesetzt
• Joint-Venture-Pläne offenbar abgesagt
Millionenschwere Investition in indischen Markt
Der chinesische Mischkonzern BYD hat sich in den vergangenen Jahren vor allem aufgrund seines Engagements im E-Auto-Bereich einen Namen gemacht. Im letzten Jahr hat das Unternehmen die Produktion von Autos mit Verbrennermotoren vollständig eingestellt, um sich nun auf E-Fahrzeuge zu konzentrieren. Ebenfalls 2022 strebte BYD ausserdem auf den indischen Markt. Derzeit listet der Tesla-Konkurrent auf seiner Webseite 24 Verkaufsstellen im Vielvölkerstaat. Darüber hinaus betreibt der Konzern in Sriperumbudur bei Chennai ein Montagewerk, in dem importierte Autoteile zusammengebaut werden. Zum derzeitigen indischen Produktportfolio zählen die E-SUVs Atto 3 und e6. Noch 2023 soll ausserdem die E-Limousine Seal den Weg auf indische Strassen finden. Nach Informationen der Nachrichtenagentur "Reuters" hat BYD bereits über 200 Millionen US-Dollar in den indischen Markt investiert. Zulassungsdaten belegen ausserdem, dass dort seit dem Verkaufsstart im vergangenen Jahr 1'960 BYD-Autos verkauft wurden.
Steuerermittlungen gegen BYD
Nun muss sich BYD aber einer Untersuchung durch die indische Behörde Directorate of Revenue Intelligence (DIR) stellen, wie Reuters unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete. Demnach soll der E-Autobauer zu wenig Steuern für Fahrzeuge bezahlt haben, die in Indien gefertigt und verkauft wurden. Insgesamt 730 Millionen Rupien, was umgerechnet etwa 9 Millionen US-Dollar entspricht, soll das Steuerdefizit betragen.
Niedrigere Besteuerung von Autoteilen
Auf bereits fertig gebaute E-Autos, die nach Indien eingeführt werden, erhebt die Behörde Steuern in Höhe von 70 bis 100 Prozent - je nach Wert des Gefährts. Autoteile für E-Autos, die zur Fertigung in das Land transportiert werden, werden hingegen mit 15 oder 35 Prozent besteuert, so Reuters. Diese Steuersätze gelten jedoch nur, wenn Antriebsteile wie Motoren oder Akkus nicht bereits auf dem Fahrgestell montiert wurden, da das Land dies ansonsten als fertiges Fahrzeug einstuft. Gemäss der Reuters vorliegenden Quellen soll BYD die Bedingungen für die niedrigere Besteuerung aber nicht erfüllt haben und falle nun, je nach Fahrzeugwert, in die 70- bzw. 100-prozentige Besteuerung.
Untersuchung offenbar noch nicht abgeschlossen
Mittlerweile soll BYD den Betrag von 730 Millionen Rupien zwar bezahlt haben, dennoch sei die Untersuchung noch nicht abgeschlossen. So sei es immer noch möglich, dass auf den Mischkonzern noch weitere Strafen und Steuerzahlungen zukommen, ehe die Behörde BYD eine endgültige Mitteilung über die Ergebnisse der Untersuchung zukommen lässt. Erst dann sei das Unternehmen in der Lage, den Bericht anzufechten.
Joint-Venture-Pläne in Indien wohl durchkreuzt
Es ist nicht das erste Mal, dass BYD mit den indischen Behörden aneinandergerät. Berichten der "Economic Times" zufolge reichte das Unternehmen im April bei der indischen Regierung den Vorschlag ein, mit dem Infrastrukturunternehmen Megha Engineering & Infrastructures (MEIL) ein gemeinsames Joint-Venture zu starten, im Rahmen dessen es zum Bau von E-Autos in Indien kommen soll. Bei den indischen Behörden stiessen die Pläne jedoch nicht auf Freude: Drei Ministerien des Landes, darunter auch das Finanz- und das Aussenministerium, sollen Sicherheitsbedenken geäussert und sich gegen das Gemeinschaftsunternehmen gestellt haben, so die indische Wirtschaftstageszeitung. Nun habe der chinesische E-Autobauer seinem Kooperationspartner mitgeteilt, dass man den Deal abblasen wolle. Eine offizielle Bestätigung blieb aber bislang aus.
Chinesische Firmen leiden unter Grenzkonflikt
Die ablehnende Haltung gegenüber BYD von Seiten der indischen Behörden könnte mit dem seit Jahrzehnten schwelenden Grenzkonflikt zwischen China und der Republik begründet werden. So wurde 1962 zwischen den beiden Parteien ein Krieg um ein Grenzgebiet im Himalaja geführt, aus dem China als Sieger hervorging. Dennoch kommt es seitdem immer wieder zu Zwischenfällen in der Region, wie die "ZEIT" berichtete. Meist verliefen die Konflikte ohne Verletzungen, im Jahr 2020 kam es aber zu einem tödlichen Zwischenfall. Die gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Soldaten beider Länder forderte 40 chinesische und 30 indische Todesopfer, wie die "Süddeutsche Zeitung" später bestätigte. Seitdem sind die Fronten zwischen den beiden Grenznationen verhärtet, was nun auch chinesische Unternehmen zu spüren bekommen. Reuters zufolge rückte 2022 etwa der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi in den Fokus der indischen Behörden. Dem Tech-Konzern wurde vorgeworfen, illegale Überweisungen an ausländische Firmen vorgenommen und diese offiziell als Zahlungen von Lizenzgebühren ausgegeben zu haben. Xiaomi bestritt die Vorwürfe und setzte sich gerichtlich dagegen zur Wehr.
Redaktion finanzen.ch
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