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Fehlentscheidungen 04.12.2023 21:14:00

Julius Bär-Aktie und Vontobel-Aktie mit mauer Performance: Die Probleme der beiden Schweizer Bankhäuser unter der Lupe

Julius Bär-Aktie und Vontobel-Aktie mit mauer Performance: Die Probleme der beiden Schweizer Bankhäuser unter der Lupe

Das Chaos rund um die Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS lenkte die Aufmerksamkeit der Schweizer Öffentlichkeit von zwei anderen kriselnden Banken weg: Julius Bär und Vontobel. Beide Geldhäuser haben mit ihren ganz eigenen Problemen zu kämpfen.

Julius Bär
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• Julius Bär: Grosszügige Kredite an René Benko rächen sich
• Schlechte Börsenstimmung: Vontobel leidet als Investmenthaus besonders
• Aktien der beiden Schweizer Banken schwächeln

Julius Bär und Vontobel sind zwei eidgenössische Bankhäuser, die zumeist im Schatten der Grossbanken stehen. Früher waren dies noch die UBS und die Credit Suisse (CS), nach der CS-Notübernahme ist nur noch die UBS übrig geblieben. Obwohl die beiden Banken aus der zweiten Reihe weiterhin einen recht guten Ruf geniessen, leiden doch sowohl Julius Bär als auch Vontobel derzeit unter verhängnisvollen Fehlentscheidungen aus der jüngeren Vergangenheit.

Julius Bär gab grosse Kredite an René Benko - das rächt sich nun

Julius Bär präsentierte sich in den letzten Jahren stolz als "Pure Player", der sich auf eine bilanzschonende Vermögensverwaltung für Privatkunden konzentrieren wollte. Damit einhergehend sollten Kredite nur sehr restriktiv und unter strengen Sicherheitsgarantien gewährt werden. Dass es Julius Bär mit diesem Leitkonzept aber nicht immer ganz so eng nahm, offenbarte sich in den vergangenen Wochen. Obwohl die Bank dies bislang noch nicht bestätigte, so kann angesichts übereinstimmender Medienberichte davon ausgegangen werden, dass Julius Bär hohe Kredite an René Benko gewährt hat - also an den österreichischen Immobilien-Milliardär, dessen Holding SIGMA wohl Insolvenz angemeldet hat. Von den finanziellen Schwierigkeiten SIGMAs soll Julius Bär bereits seit Monaten gewusst haben. Benko wird diese Kredite aller Voraussicht nach nicht mehr an Julius Bär zurückzahlen können. Als Folge davon musste die Bank vor Kurzem erhebliche Wertberichtigungen vornehmen, was zu einem erwarteten Jahresgewinn für 2023 unter dem des Vorjahres führen wird.

Mindestens genauso schwer wie die Millionenabschreibungen dürfte aber die Tatsache wiegen, dass Julius Bär einen Vertrauensverlust vonseiten der Kunden und Anleger erleidet. Die über Jahre mit Inbrunst vorgetragene "Pure Player"-Strategie hat sich Julius Bär nun selbst ausgehöhlt. Statt als ein solide wirtschaftendes, risikobewusstes Bankhaus dazustehen, wurde nun der Verdacht geweckt, Julius Bär habe sich ein unheilvolles Vorbild an den waghalsigen Geschäften der CS genommen. Wie hinlänglich bekannt, wurden der CS die zahlreichen, weitreichenden Skandale - man denke nur an den Kreditausfall von Archegos Capital Management im Jahr 2021 - zum Verhängnis. Der Julius Bär-Chef Philipp Rickenbacher will unterdessen an dem bisherigen Geschäftskonzept festhalten.

Maue Börsenstimmung brockt "Investmenthaus" Vontobel schwaches Geschäft ein

Auch Vontobel traf vor einigen Jahren eine Entscheidung, die zumindest Stand jetzt als ein Fehler bewertet werden kann. So beschlossen die Zürcher unter der Führung von Verwaltungsratspräsident Herbert Scheidt und CEO Zeno Staub 2019, das Geschäft der Vontobel-Bank neu zu konzeptionieren: Aus einer reinen Bank sollte ein Investmenthaus werden. Der Schwerpunkt lag fortan auf Anlagekompetenz, wobei Staub "finews.ch" zufolge mit Nachdruck betonte: "Investieren ist das neue Sparen." Vontobel entwickelte sich zu einem aktiven Investmentmanager mit klaren Anlagestrategien (High-Conviction). Das Problem: Vontobel machte sich dadurch stark abhängig von der jeweiligen Börsenstimmung. Bei guter Aktienmarktentwicklung - wie 2019 oder auch 2021 - floriert das Geschäft, während Vontobel bei schwacher Börsenlage unter der Zurückhaltung der Investoren oder unter der Bevorzugung von passiven Strategien leidet.

Die Situation einer Börsentristesse traf 2022 ein und hält weiterhin an, was an den zuletzt enttäuschenden Vontobel-Quartalszahlen abzulesen war. In ersten neun Monaten des laufenden Jahres musste Vontobel einen Geldabfluss von institutionellen Investoren in Höhe von 5,8 Milliarden Franken hinnehmen. "Im Asset Management durchlaufen wir, wie viele in der Branche, eine anhaltend schwierige Phase", gab das Unternehmen anlässlich der Zahlenvorlage zu.

Allerdings könnte Vontobel bald auch wieder bessere Zeiten erleben, bahnt sich doch ein Ende des Zinserhöhungszyklus an. Sollten die Zentralbanken rund um den Globus 2024 tatsächlich zu Leitzinssenkungen greifen, würde dies die Börsenstimmung deutlich verbessern, was wiederum dem Geschäft von Vontobel zuträglich wäre. Die Nachfolger von Scheidt und Staub an der Firmenspitze, Christel Rendu de Lint und Georg Schubiger, wollen denn auch an der Investmenthaus-Strategie festhalten.

2023er-Performance der Julius Bär- und Vontobel-Aktie: Ein Trauerspiel

Die Folge der schwachen Geschäfte von Julius Bär und Vontobel liegen auf der Hand: Die Aktionäre reagierten verschnupft und verbannten die Titel aus ihren Depots. Die Vontobel-Aktie ist seit 2019 im besonderen Masse von der Börsenlage abhängig - und letztere war in den letzten gut zwei Jahren von Turbulenzen rund um Inflations- und Zinssorgen sowie von geopolitischen Risiken geprägt. Die Folge: Die Vontobel-Papiere stecken seit November 2021 in einem konstanten Abwärtstrend. Allein in den letzten wölf Monaten verloren die Vontobel-Anteilsscheine bei einem Kurs von zuletzt 51,00 Franken fast 14 Prozent an Wert (Stand: 01. Dezember 2023).

Die Julius Bär-Aktien hingegen liefen bis zur kürzlichen Wertberichtigung eigentlich noch recht passabel. Bis dahin hatte sich die Strategie, bilanzschonende Vermögensverwaltung für Privatkunden anzubieten, zumindest mit Blick auf den Aktienkurs nach weitgehend bewährt. Umso schockierender dürfte für die Julius Bär-Aktionäre der deutliche Aktienkursrückgang der letzten Wochen sein. So verlor das Julius Bär-Papier, das derzeit 44,55 Franken kostet, in den vergangenen drei Monaten rund 27,3 Prozent an Wert (Stand: 01. Dezember 2023).

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Vontobel,FABRICE COFFRINI/AFP/GettyImages,Keystone

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