Weitere Gewinnwarnungen? |
03.07.2023 22:19:00
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Leonteq spricht Gewinnwarnung aus, VAT berichtet über schwachen Geschäftsgang: Hier könnten weitere negative Überraschungen lauern
In den vergangenen Wochen kappten einige Unternehmen ihre Prognosen und sorgten damit für Aufsehen. Auch hierzulande warnten die ersten Unternehmen vor einem eingetrübten Geschäftsgang. Drohen schon bald weitere Gewinnwarnungen?
• Einige Unternehmen haben bereits ihre Prognosen gesenkt
• Drohen auch bei Schweizer Unternehmen weitere Gewinnwarnungen?
Mitte Juni erklärte das deutsche Unternehmen K+S, dass die jüngsten Preisentwicklungen und die Kaufzurückhaltung der Kunden das operative Ergebnis im zweiten Quartal belasteten und dass die Erreichbarkeit der prognostizierten Kennzahlenbandbreiten aufgrund der jüngsten Kalipreisbewegungen "unwahrscheinlich" sei.
Wenige Tage später verkündete der Pharma- und Laborausrüster Sartorius, dass der Abbau von Lagerbeständen bei Kunden nach der Corona-Pandemie und die allgemeine schwache Nachfrage das Unternehmen stärker als bisher gedacht belasten und senkte seine Prognosen für den Umsatz und die Profitabilität im laufenden Jahr deutlich.
Kurz darauf schockte LANXESS die Märkte: Der Spezialchemiekonzern wird wegen der schwachen Nachfrage pessimistischer. LANXESS erwartet im zweiten Quartal ein operatives Ergebnis unter den Erwartungen und senkte die Jahresprognose deutlich.
Daneben kürzte unter anderem auch die US-Apothekenkette Walgreens Boots Alliance wegen des anhaltend herausfordernden Umfelds ihre Gewinnprognosen für das Jahr und kündigte härtere Sparmassnahmen an.
VAT und Leonteq warnen vor eingetrübtem Geschäftsgang
Auch hierzulande sorgten bereits die ersten Negativschlagzeilen für Aufsehen.
So verkündete etwa Vakuumventil-Hersteller VAT Mitte Juni, für rund 650 Produktionsmitarbeitende in der Schweiz Kurzarbeit einzuführen und begründete diesen Schritt mit dem aktuellen wirtschaftlichen Abschwung, "der die stark gesunkenen Ausgaben von Halbleiterkunden im Hinblick auf verlangsamte Konsumausgaben, anhaltend hohe Zinssätze sowie das geringere Wirtschaftswachstum widerspiegle", wie awp berichtete. Bereits Mitte April hatte VAT mit den Quartalszahlen über einen schwachen Geschäftsgang berichtet.
Daneben hat Leonteq eine Gewinnwarnung für das Geschäftsjahr 2023 ausgesprochen. Grund dafür sei ein geringeres Handelsergebnis wegen der im Vorjahresvergleich stark gesunkenen Marktvolatilität.
Hier könnten negative Überraschungen lauern
Laut einem Strategiepapier des Analysehauses Stifel, über das der cash Insider berichtete, habe es bei der Swiss Equity Conference im Juni ausserdem von Clariant, Geberit, Givaudan, Rieter und der VAT Group vorsichtige oder gar negative Aussagen gegeben. Vor allem für Comets Mittelfristziele und VAT Groups Jahresziele würden die Autoren die Möglichkeit einer Prognosesenkung sehen, so der cash Insider. Auch Fabienne Hockenjos, Anlagechefin der Basellandschaftlichen Kantonalbank, sieht laut cash.ch bei Zulieferern der Halbleiterindustrie wie Comet oder VAT ein gewisses Enttäuschungspotenzial.
Nach Leonteqs Gewinnwarnung dürften Anleger auch bereits gespannt auf die Zahlenvorlagen in der Schweizer Finanzbranche warten. Hockenjos sieht bei Titeln wie Vontobel und Julius Bär "schon ein gewisses Enttäuschungsrisiko", da die Marktentwicklung bei diesen eine wichtige Rolle spiele und bei geringerer Kundenaktivität weniger Erträge anfallen würden. Bezüglich der UBS erklärt Matthias Geissbühler, Anlagechef bei Raiffeisen, gegenüber cash.ch: "Integrationskosten, mögliche weitere Rückstellungen sowie ein schwaches M&A- und Handelsgeschäft dürften das Ergebnis belasten".
Aufgrund der Eintrübung der Konjunktur stehen derzeit aber vor allem zyklische Titel aus Bau, Chemie und Industrie im Fokus. Geissbühler erklärt gegenüber cash.ch: "Wir rechnen damit, dass viele Zykliker ihre Jahresprognose reduzieren müssen. Negative Überraschungen sind im Bausektor zu erwarten, da die Abkühlung insbesondere in Europa sehr stark ist. Kandidaten sind Geberit, Arbonia, Forbo sowie Zehnder". Nach der Gewinnwarnung von LANXESS dürfte sich der Blick ausserdem auch auf Schweizer Chemiewerte richten. Hier würden Clariant und EMS-CHEMIE laut Geissbühler Gegenwind spüren. Auch Hockenjos betrachte Clariant in der Chemiebranche als "Risikofaktor". Sowohl die kurzfristige als auch die mittelfristige Guidance seien ihrer Meinung nach in Frage zu stellen.
Im Pharma-Bereich, vor allem bei Auftragsfertigern wie Lonza oder BACHEM, sehe Hockenjos ausserdem das Finanzierungsumfeld als Herausforderung. Aufgrund von finanziellen Engpässen bei kleineren Biotechfirmen würden sich Studienprogramme verzögern. Bei BACHEM sei so zum Beispiel die Gefahr gestiegen, dass die Prognose für das Gesamtjahr angepasst werden muss.
Beat Pfiffner, stellvertretender Leiter Research der Schwyzer Kantonalbank, sehe insbesondere bei frühzyklischen Unternehmen, wie zum Beispiel beim Personaldienstleister Adecco, ein erhöhtes Risiko. Doch auch die Lebensmittelhersteller dürften sich seiner Meinung nach nicht in Sicherheit wähnen. "Wegen der hohen Teuerung weichen viele Konsumenten auf günstigere Produkte aus oder reduzieren den Konsum", so Pfiffner. Barry Callebaut habe dies (neben unternehmensspezifischen Problemen) bereits zu spüren bekommen. Nun sei abzuwarten, ob der Schokoladenhersteller seine Mittelfristziele kürze.
Angesichts der derzeit vorherrschenden Konjunktursorgen könnte der defensive Charakter des SMI jedoch von Vorteil sein, denn sollte eine Rezession einsetzen und sinkende Zinsen mit sich bringen, so könnten sich konservative Sektoren wie das Gesundheitswesen oder der Nahrungsmittelsektor, die im SMI überrepräsentiert sind, für Anleger als Vorteil erweisen.
Redaktion finanzen.ch
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