Regulierer machen Druck |
09.02.2021 21:32:00
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Nach Börsengang-Absage: Wie geht es für Alibaba-Tochter Ant Group weiter?
Es hätte der grösste Börsengang aller Zeiten werden sollen, doch kurz vor dem IPO kam plötzlich die Absage: Die Börsenpläne von Ant Financial platzten. So steht es derzeit um die Alibaba-Tochter und den Mutterkonzern.
• Absage des Börsengangs brachte die Alibaba-Aktie unter Druck
• Regulierungsbemühungen könnten Firmenwert drastisch senken
Als die Aufsichtsgremien der Börsen in Shanghai und Hongkong die Börseneinführung der Ant Group im November 2020 überraschend vorerst aussetzen, waren die Gründe für diese Entscheidung zunächst unklar. Offiziell hieß es von der Börse in Shanghai, dass sich das "aufsichtsrechtliche Umfeld" bedeutend geändert habe, was dazu führen könne, dass die Ant Group die Bedingungen für den Börsengang und die Offenlegungspflichten nicht erfüllen könnte.
Erst im Nachgang wurden die Gründe für die Absage deutlicher: Offenbar hatte Jack Ma, der Chef der Ant Financial-Mutter Alibaba, Kritik an den chinesischen Staatsbanken geäußert, was bei der Führung des Landes alles andere als gut ankam. Hinsichtlich der Politik lokaler und globaler Regulierungsbehörden hatte Ma Innovation statt Regulierung gefordert und erklärt, "Gute Innovation hat keine Angst vor Regulierung, aber sie hat Angst vor veralteten Vorschriften".
Bei einem Treffen mit Chinas Zentralbank und anderen Aufsichtsbehörden war dem Finanzdienstleister dem Vernehmen nach mitgeteilt worden, dass sich die Ant Group bei ihrer Expansion den gleichen Beschränkungen hinsichtlich Kapital und Verschuldung unterwerfen müsse wie chinesische Banken. Offenbar wurde Ant Financial in Sachen Kreditvergabe als zu starke Konkurrenz für die etablierten Institute bewertet.
IPO-Absage kostete Alibaba Milliarden
Für die Alibaba-Aktie, die in Erwartung des größten Börsengangs aller Zeiten zuvor kräftig zugelegt hatte, war die IPO-Absage ein Supergau. Die Aktie sackte massiv ab, vom Rekordhoch, das Ende Oktober an der US-Börse NYSE bei 319,31 US-Dollar markiert wurde, ging es bis auf rund 250 US-Dollar abwärts, ein Einbruch um mehr als 20 Prozent. Zwischenzeitlich hatte das Minus sogar rund 30 Prozent betragen.
Ant Financial-Bewertung im Sinkflug?
Die Entwicklungen haben auch auf die Tochter Ant Group weitreichende Auswirkungen. Denn nun rückt die Marktstärke der chinesischen Techriesen zunehmend in den Fokus chinesischer Regulierungsbehörden. Insbesondere die Marktmacht der Ant Group, aber auch des heimischen Konkurrenten Tencent ist den Aufsehern dabei ein Dorn im Auge.
Die Zahlungsdienstleister, die nicht aus dem chinesischen Bankensektor stammen, sollen nach dem Willen der chinesischen Zentralbank verwarnt werden, wenn sie am Zahlungsmarkt einen Marktanteil von mehr als einem Drittel besitzen, oder wenn zwei Unternehmen gemeinsam als Duopol über die Hälfte des Marktes kontrollieren. Die Verwarnung soll dann von der Anti-Monopol-Behörde kommen, die zudem kartellrechtliche Untersuchungen einleitet.
Kommt die Behörde zu dem Schluss, dass tatsächlich ein Monopol vorliegt, könnten restriktive Maßnahmen die Folge sein - auch die Aufspaltung des Unternehmens in seine unterschiedlichen Geschäftsfelder sind dann möglich. Unternehmen, die bereits über Zahlungslizenzen verfügen, hätten eine einjährige Nachfrist, um die neuen Vorschriften einzuhalten, hieß es von Seiten der Zentralbank weiter.
Im Falle der Ant Group würde diese eine massive Senkung des Unternehmenswertes zur Folge haben. Der Senior Analyst von Bloomberg Intelligence, Francis Chan, geht davon aus, dass die Bewertung der Ant Group auf unter 700 Milliarden Yuan sinken könnte. Damit würde sich der Wert des Alipay-Dienstes von Ant halbieren, zitiert Bloomberg den Experten. Der Analyst hatte erst zum Anfang des Jahres seine Ant-Bewertung von 1,33 Billionen Yuan auf weniger als eine Billion Yuan gesenkt. "Die Bewertung der Ant Group könnte weiter sinken, wenn ihr Zahlungsdienstleistungsgeschäft aufgrund potenzieller kartellrechtlicher Untersuchungen der chinesischen Zentralbank zum Auseinanderbrechen gezwungen wird", schrieb Chan in einer Research Note. Kurz vor dem geplanten IPO war das Unternehmen noch mit 320 Milliarden US-Dollar bewertet - eine Größe, von der Ant inzwischen weit entfernt ist.
Alibaba beugt sich dem Druck
Der Druck der chinesischen Behörden wurde zwischenzeitlich offenbar so groß, dass die Ant-Mutter mit einem überraschenden Schritt reagiert hat, um eine massive Senkung des Firmenwertes zu verhindern: Ant Financial wird in eine Finanzholding umgewandelt, wie Bloomberg berichtet. Unter dem Dach der Holding soll das gesamte Ant-Geschäft liegen, neben der Techsparte auch die Sparte Essensauslieferungen, heißt es unter Berufung auf Insider.
Der Schritt ermöglicht den chinesischen Behörden eine stärkere Kontrolle von Ant Financial, gleichzeitig habe Alibaba so möglicherweise eine Aufspaltung verhindert, schreibt Bloomberg weiter. Eine offizielle Bestätigung steht aber noch aus.
Ob die IPO-Pläne wieder aufgenommen werden, ist aktuell noch nicht abzusehen. Francis Chan hält dies aber für wenig wahrscheinlich - zumindest kurzfristig. Dies sei "fraglich", so der Experte.
Redaktion finanzen.ch
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