Stagnation |
16.02.2023 23:54:00
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Nach durchwachsenem Jahr 2022: Stehen den Schweizer Privatbanken schwierige Zeiten bevor?
Das vergangene schwierige Börsenjahr 2022 machte auch den Schweizer Privatbanken zu schaffen. Kommen nun schwierige Zeiten auf die Schweizer Privatbanken zu, oder handelt es sich nur um eine Verschnaufpause nach vorangegangenen Rekordjahren?
• Geringere Neugeldzuflüsse - Turnaround bei Julius Bär in H2
• Ausblick vielerorts dennoch positiv
Die niedrigeren Preise von Aktien und Anleihen machten sich im vergangenen Jahr auch in den Kundenportfolios bemerkbar und sorgten mitunter dafür, dass die verwalteten Vermögen einiger Schweizer Privatbanken gegenüber dem Vorjahr teilweise deutlich einbrachen und die Geldhäuser weniger verdienten. Daneben hielten sich viele Kunden im vergangenen Jahr aufgrund fallender Kurse und der grossen Unsicherheit am Markt lieber zurück und so gingen auch die Einnahmen, die durch die Handelsgebühren erzielt werden bei einigen Finanzinstituten zurück.
Verwaltete Vermögen rückläufig
Die Union Bancaire Privée erwirtschaftete 2022 einen Reingewinn von 210,4 Millionen Franken, nach 201,2 Millionen Franken im Vorjahr, was einem Plus von 4,5 Prozent entspricht. Damit hält sich die Schweizer Privatbank im Vergleich zu manchem Konkurrenten gut. Die verwalteten Kundenvermögen gingen im Vergleich zu 2021 jedoch um 12,5 Prozent auf 140,4 Milliarden Franken zurück.
Der Konzerngewinn der Julius Bär-Gruppe lag 2022 mit 950 Millionen Franken um 12 Prozent unter dem Rekordergebnis des Vorjahres. Die verwalteten Vermögen beliefen sich zum Jahresende auf 424,1 Milliarden Franken und lagen damit ebenfalls 12 Prozent unter dem Wert von Ende 2021.
Auch der Gewinn der Schweizer Privatbank Pictet ging im vergangenen Jahr zurück: Nach rund 1,01 Milliarden Franken im Jahr 2021, lag der Gewinn 2022 bei 768 Millionen Franken. Die verwalteten oder verwahrten Vermögen beliefen sich per 31. Dezember 2022 auf 612 Milliarden Franken; Ende 2021 waren es noch 698 Milliarden Franken, was einem Rückgang von rund 12 Prozent entspricht.
Neugeldzuflüsse im Fokus
Julius Bär hat mit seinen jüngst vorgelegten Jahreszahlen die Erwartungen der Analysten beim Gewinn und bei den verwalteten Vermögen dennoch leicht übertroffen. Die Analysten der Bank Vontobel lobten laut der Nachrichtenagentur AWP die soliden Resultate der Privatbank in einem herausfordernden Jahr mit stark rückläufigen Märkten. Die Experten von Barclays erklärten, dass die Geldzuflüsse sich nach einem negativen ersten Halbjahr in der zweiten Jahreshälfte auf rund 4,6 Prozent belaufen und vor allem in den letzten beiden Monaten des Jahres noch einmal deutlich beschleunigt hätten. So hat die Bank 2022 schliesslich 8,7 Milliarden Franken an Neugeld angezogen. Dennoch liegt dieser Wert deutlich unter den 2021 erzielten 19,6 Milliarden Franken.
Bei Pictet beliefen sich die Nettoneugelder im vergangenen Jahr auf 4 Milliarden Franken. Zum Vergleich: 2021 waren es laut "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) noch 29 Milliarden Franken. Die Union Bancaire Privée habe derweil 0,9 Milliarden Franken an Neugeldern anziehen können, nach 5,7 Milliarden Franken im Vorjahr.
Ein sogenannter "Credit Suisse-Effekt", also die Abwanderung von vermögenden Kunden von der kriselnden Schweizer Grossbank zu den kleineren Konkurrenten, war somit nicht zu erkennen.
Ausblick dennoch optimistisch
Dennoch falle der Ausblick für 2023 laut NZZ vielerorts positiv aus. Nach starken Ergebnissen 2021, scheinen sich die Banken von einem Jahr ohne neue Rekordergebnisse nicht verschrecken zu lassen. Auch Julius Bär-CEO Philipp Rickenbacher habe vom "zweitbesten Ergebnis in der Geschichte der Gruppe" gesprochen und relativierte damit die im Vergleich zum Vorjahr schlechteren Ergebnisse aus 2022.
Weiterhin positiv stimmen dürfte die Geldhäuser auch im laufenden Jahr das steigende Zinsumfeld, von dem auch die Privatbanken bereits im vergangenen Jahr profitieren konnten. Etwas stärker dürfte der Zinseffekt laut NZZ womöglich bei den Privatbanken wirken, die die eigene Bilanz aktiver nutzen, zum Beispiel um ihren Kunden Kredite zu gewähren.
Sorgen um den eigenen Ruf
Eines bereite den Schweizer Privatbanken laut NZZ dennoch Sorgen, und das sind die politischen Entwicklungen. So habe es in den vergangenen Wochen vermehrt Diskussionen um die Einziehung von Vermögenswerten russischer Staatsbürger gegeben.
Wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) in Bern Anfang Dezember 2022 mitteilte, beliefen sich die Einlagen von russischen Staatsangehörigen und natürlichen und juristischen Personen in Russland zum 3. Juni 2022 auf 46,1 Milliarden Franken, während sich die Summe der blockierten finanziellen Vermögenswerte mit Stichdatum 25. November 2022 auf 7,5 Milliarden Franken belief.
Den Banken, bei denen russische Kunden offenbar nur einen kleinen Anteil der gesamten Kundschaft ausmachten, gehe es laut NZZ jedoch weniger ums Geld. Die Ergebnisse vom vergangenen Jahr hätten gezeigt, dass die Finanzinstitute dennoch Geld verdienen und wachsen könnten. Sorgen würden sich die Schweizer Banken eher um ihren Ruf bei anderen ausländischen Kunden machen. So seien Kunden in den Golfstaaten, Chinesen und die, die ihre Geschäfte mit Schweizer Banken in Hongkong oder Singapur abwickeln, anscheinend bereits verunsichert.
Redaktion finanzen.ch
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