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Finanzstabilität gefährdet 19.11.2021 23:54:00

Nach Fed-Kritik an Meme-Aktien: Kleinanleger zeigen sich unbesorgt

Nach Fed-Kritik an Meme-Aktien: Kleinanleger zeigen sich unbesorgt

Der Hype um sogenannte Meme-Aktien wie GameStop oder AMC könnte die gesamte US-Finanzstabilität gefährden, warnte die US-Notenbank in ihrem Halbjahresbericht. Doch laut "MarketWatch"-Kolumnist Thornton McEnery lässt dies die Kleinanleger kalt.

• Fed sieht Finanzstabilität durch Meme-Aktien gefährdet
• Kleinanleger nun auch wütend auf Währungshüter
• Meme-Anleger wollen faireres Finanzsystem

Neue Handelsplattformen wie ansprechende, mobile Handels-Apps locken auch eine neue Generation junger Händler an den Aktienmarkt. Doch laut der US-Notenbank Federal Reserve war diese Zunahme von Erstinvestoren, die sich in sozialen Medien organisieren, wesentlich mitverantwortlich für die 'Meme'-Volatilität an den Aktienmärkten in der ersten Hälfte des Jahres 2021.

Zwar hätten die Kursschwankungen der Meme-Aktien wie GameStop, AMC & Co. bisher nur "begrenzte" Auswirkungen auf die Finanzstabilität gehabt und die "Ausbrüche der Volatilität im Handel getrieben durch Privatanleger ist rasch abgeklungen", dennoch rät die Fed Finanzinstituten dazu, diese Entwicklungen weiter im Auge zu behalten. Denn sie berge durchaus das Potential, zu einer Gefahr für das Finanzsystem zu werden. So verwiesen die Währungshüter darauf, dass erstens jüngere Aktienanleger tendenziell eine höhere Verschuldung haben, was sie potenziell anfälliger für grosse Schwankungen der Aktienkurse mache. Zweitens könnten sich Episoden erhöhter Risikobereitschaft mit der Interaktion zwischen sozialen Medien und Kleinanlegern weiterentwickeln und seien schwer vorherzusagen. Und drittens seien die Risikomanagementsysteme der betreffenden Finanzinstitute eventuell nicht auf die Gefahren, die sich aus diesen Trends ergeben könnten, vorbereitet.

Auswirkungen bereits spürbar

Laut Lael Brainard, die Mitglied des Board of Governors des Federal Reserve System ist, waren die Folgen dieser neuen Trends bereits spürbar, und zwar beim Kollaps der Vermögensanlagegesellschaft Archegos Capital Management. Dies zeige, dass Hedgefonds und anderen fremdfinanzierten Finanzinstitutionen hohe Verluste drohen könnten.

Doch die Meme-Anleger fühlen sich laut Thornton McEnery hierdurch nur bestätigt. Über die sozialen Medien liessen sie die Fed wissen, dass es schliesslich ihr Ziel gewesen sei, das derzeitige Finanzsystem zu kippen, indem sie Aktien nutzen, um Hedgefonds zum Bluten zu bringen. Mittels der Volatilität wollen sie die ihrer Meinung nach weitverbreitete Korruption aufdecken.

Der frühere Aktien-Broker Jordan Belfort, der als "Wolf of Wall Street" Berühmtheit erlangte, brachte es bereits im Februar auf den Punkt, als er erklärte, den Hobby-Anlegern ginge es primär gar nicht darum Geld zu verdienen, sondern vielmehr darum zurückzuschlagen. So wisse jeder instinktiv, dass etwas falsch laufe, wenn Hegdefonds sich verbünden, negative Nachrichten verbreiten oder Untersuchungen anstossen, um Aktienkurse nach unten zu drücken. Dies habe Kleinanleger letztlich so wütend gemacht, dass sie sich gegen die grossen Shortseller verbündet haben und ihnen den Krieg erklärten.

Kleinanleger kritisieren Fed

Auch Thornton McEnery schrieb kürzlich in seinem "MarketWatch"-Kommentar, dass die Meme-Anleger die Hedgefonds zerstören wollen um letztlich ein faireres System zu schaffen, in dem auch Kleinanleger erfolgreich sein können.

"Wie kann es sein, dass die Ultra-Reichen über Jahre hinweg quasi Glücksspiel am Aktienmarkt betreiben können, mit überschuldeten Positionen, Dark Pools, Insiderinformationen etc. und trotzdem gibt es keinen Grund zur Sorge", zitiert McEnery beispielhaft aus einem sehr beliebten Post auf subreddit r/Superstonk. "Und plötzlich findet eine Gruppe von Menschen heraus, welchen Bulls*** die Ultra-Reichen da betreiben um unendlich viel Geld zu verdienen und BAM, heilige Sch**** Leute, jetzt ist der gesamte Markt in Gefahr, oh nein!!!!!!"

Eine andere Kritik in den sozialen Medien ging zusätzlich noch auf die Rolle ein, welche die Fed selbst spielt: "Ja, das sind grosse Worte von einer Institution, die in einem einzigen Jahr 33 Prozent des existierenden Geldes gedruckt hat und dann behauptete, dass dies nicht zu einer langfristigen Inflation führen würde", zitiert McEnery einen anderen Nutzer. "Ich schätze, sie haben wohl nicht so eine starke Macht über die Wirtschaft wie es Reddit hat", hiess es weiter sarkastisch.

Zwar war die Warnung der Fed eher mit einem Aufruf an die Finanzinstitute, sich auf die neuen Trends vorzubereiten, verbunden. Doch die Reaktionen auf den sozialen Medien zeigen, dass die Erklärung der Fed bei zahlreichen privaten Anlegern anscheinend nicht gut ankam.

Redaktion finanzen.ch

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