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Konkurrenz bei Roboterautos 02.07.2020 23:24:00

Nach Zoox-Kauf: Tesla-Chef Elon Musk feindet Amazon-Gründer Jeff Bezos erneut an

Nach Zoox-Kauf: Tesla-Chef Elon Musk feindet Amazon-Gründer Jeff Bezos erneut an

Elon Musk hat auf Twitter einmal mehr gegen Jeff Bezos geschossen. Stein des Anstosses ist dieses Mal die Übernahme des Roboterauto-Entwicklers Zoox durch den Online-Händler. Neben dem Ärger über zunehmende Konkurrenz durch Amazon dürfte bei der neuen verbalen Attacke aber auch Teslas Vergangenheit mit Zoox eine Rolle spielen.

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• Amazon dringt mit Zoox-Übernahme in Kerngeschäftsbereich von Tesla vor
• Bezos und Musk konkurrieren bereits mit ihren Raumfahrtunternehmen Blue Origin und SpaceX
• Rechtsstreit zwischen Tesla und Zoox endete erst kürzlich

In der vergangenen Woche gab der Online-Händler Amazon die Übernahme des Roboterauto-Startups Zoox bekannt. Das 2014 gegründete Unternehmen arbeitet an der Entwicklung eines autonomen Autos, erste Testfahrzeuge sind bereits auf den Straßen von San Francisco unterwegs. Anders als viele Mitbewerber auf diesem Gebiet versucht Zoox jedoch nicht, die Technologie für das selbstständige Fahren in konventionelle Autos zu integrieren, sondern entwickelt laut eigenen Angaben selbst ein bestmöglich auf diesen Zweck zugeschnittenes Fahrzeug, um "die einzigartigen Herausforderungen der autonomen Mobilität zu lösen". Anscheinend mit Erfolg: Analysten der Citigroup lobten laut "Financial Times" die Verbesserungsrate der Fahrzeuge - ermittelt auf Basis der Häufigkeit, mit der ein menschlicher Fahrer eingreifen muss - als "beachtenswert".

Auch Amazon ist offenbar vom Potenzial der jungen Firma überzeugt: Das Unternehmen um Jeff Bezos legte bei der Übernahme laut Informationen der US-Zeitung mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar auf den Tisch - mehr zahlte Amazon nur für die Übernahme von Whole Foods - und möchte Zoox als selbstständiges Geschäft unter der bisherigen Leitung weiterführen. Damit befindet sich Amazon-Chef Jeff Bezos jedoch einmal mehr auf direktem Konfrontationskurs mit Tech-Milliardär Elon Musk. Denn wie dieser mit dem Elektroautobauer Tesla will auch Zoox laut den bisherigen Plänen eine Robotaxi-Flotte aufbauen - und zwar ebenfalls mit emissionslosen Autos. Die Reaktion des Tesla-Chefs auf Amazons Neuerwerbung ließ dann auch nicht lange auf sich warten.

Elon Musk greift Jeff Bezos auf Twitter an

Elon Musk benutzte am vergangenen Freitag erneut den Kurznachrichtendienst Twitter als Sprachrohr. Er postete dort einen Artikel zur Zoox-Übernahme durch Amazon und kommentierte ihn mit den Worten: "Jeff Bezos ist ein Nachmacher haha".

Anders als Jeff Bezos arbeitet Elon Musk mit Tesla schon seit Jahren an vollständig autonomen Fahrzeugen. Bereits jetzt können Telsas mit der Autopilot-Funktion die Spur und den Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug halten, die Geschwindigkeit anpassen, auf Ampeln und Stoppschilder reagieren sowie selbstständig in und aus einer Garage fahren. Wie bei einem Assistenzsystem muss der Fahrer jedoch den Verkehr zu jeder Zeit im Blick behalten. In Zukunft sollen Teslas allerdings komplett selbstständig fahren können und dann, wenn sie nicht von ihrem Besitzer benötigt werden, als autonome Robotaxis unterwegs sein und für den Fahrzeughalter Geld verdienen - so die Vision von Elon Musk, der sich nun offenbar darüber ärgert, dass Amazon in die gleiche Richtung steuert.

Wird Amazon zu einem ernstzunehmenden Tesla-Konkurrent?

Die Übernahme von Zoox ist allerdings nicht der erste Vorstoß von Amazon auf das Territorium von Platzhirsch Tesla. So hat der Online-Händler laut "Financial Times" bereits vor einiger Zeit in das Startup Aurora investiert, das sich ebenfalls mit dem autonomen Fahren beschäftigt. Außerdem gehören dem US-Konzern auch Anteile am Elektrotruck-Hersteller Rivian, bei dem Jeff Bezos 2019 dann auch 100'000 Elektorlieferwagen orderte, die ab 2021 sukzessive zum Einsatz kommen sollen. Außerdem ist Amazon Mitglied der "Electric Vehicle Alliance". Dahinter verbirgt sich ein Unternehmensverband, der sich den beschleunigten Wechsel hin zu einer elektrifizierten Fahrzeugeflotte zum Ziel gesetzt hat. Diesem Ziel könnte Amazon nun auch mit der Zoox-Übernahme näher kommen, denn wie Insider gegenüber der "Financial Times" angaben, will Amazon mit Zoox nicht nur eine Flotte selbstfahrender Taxis aufbauen, sondern auch selbstfahrende Lieferwagen entwickeln.

In direkte Konkurrenz zu Tesla begibt sich Amazon mit diesen Plänen jedoch nicht wirklich. Mit autonomen Lieferfahrzeugen würde sich der Online-Händler auf einem gänzlich anderen Gebiet bewegen als der E-Autobauer und auch bei den Robotaxis soll laut "Financial Times" eher mit dem Google-Startup Waymo konkurriert werden. Denn anders als bei Tesla sind die autonomen Fahrzeuge von Zoox - zumindest momentan - offenbar nicht zum Verkauf an Privatpersonen vorgesehen. Auch Citi-Analyst Itay Michaeli sieht bei einem Vorstoß von Amazon in den Robotaxi-Markt vor allem "den Wettbewerbsdruck auf Firmen wie Uber, Lyft, GM-Cruise und Ford-Argo" steigen, wie er gegenüber der "Finanical Times" angab. Allzu viel Grund zur Sorge hätte Tesla-Chef Elon Musk also momentan wohl noch nicht. Doch es sind wohl auch alte Feindschaften, die durch die Zoox-Übernahme wieder Nahrung erhalten haben und ihn zu dem verärgerten Tweet veranlassten.

Elon Musk und Jeff Bezos verbindet eine lange Feindschaft

Elon Musk stichelt aktuell bei weitem nicht zum ersten Mal gegen Jeff Bezos. Erst Anfang Juni forderte der Tesla-Chef auf Twitter beispielsweise die Zerschlagung von Amazon. Vornehmlich ging es in der Vergangenheit bei der Fehde der beiden Tech-Unternehmer jedoch um die Raumfahrt - und die Konkurrenz zwischen Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX und Bezos Blue Origin. Seit beide Unternehmen im Jahr 2013 um die Übernahme des Launch Pad 39A des Kennedy Space Centers konkurrierten, fiel vor allem Elon Musk immer wieder mit öffentlichen Verbalattacken gegen den Amazon-Chef auf. So nannte er Bezos etwa bereits 2019 einen "Nachmacher", als Blue Origin Pläne bekannt gab, mehrere tausend Satelliten ins All bringen zu wollen - zwei Jahre nachdem SpaceX ein entsprechendes Projekt an den Start gebracht hatte.

An Jeff Bezos scheinen solche Kommentare jedoch abzuprallen - eine Antwort auf seine Tweets erhält Elon Musk normalerweise nicht. Lediglich 2019 ließ sich Bezos laut "Business Insider" im Rahmen eines privaten Vortrags offenbar dazu hinreisen, Musks Pläne für eine Besiedlung des Mars zu kritisieren. Dabei rief er alle Menschen, die auf dem Mars leben wollen, dazu auf, zuerst ein Jahr auf dem Mount Everest zu verbringen. Dieser sei ein "Gartenparadies" verglichen mit dem roten Planeten, so Bezos, der allerdings weder den Namen von Elon Musk noch von SpaceX explizit nannte.

Elon Musk brachte Zoox vor Gericht

Doch nicht nur mit Amazon-Chef Jeff Bezos, sondern auch mit dem Robotaxi-Startup Zoox selbst steht Elon Musk auf Kriegsfuß. Denn laut "Automobil Produktion" sind in der Vergangenheit bereits mehr als 100 Angestellte von Tesla zu Zoox übergelaufen. Darunter auch vier hochrangige Mitarbeiter, die im Zuge des Firmenwechsels Betriebsgeheimnisse mitgenommen und womöglich an ihren neuen Arbeitgeber weitergegeben haben. Im März 2019 reichte Tesla daher Klage ein und bekam im April 2020 Recht zugesprochen, verbunden mit einer Zahlung durch Zoox in unbekannter Höhe. Die Informationen hätten dem Startup jahrelange Entwicklungsarbeit erspart, die normalerweise benötigt werde, um "eine eigene Lagerhaltung, Logistik und Bestandskontrolle zu entwickeln und zu unterhalten", so Tesla laut "The Verge". Ein Grund mehr, warum Elon Musk die Zoox-Übernahme durch Amazon so sehr wurmen dürfte.

Redaktion finanzen.ch

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