Schweizer IPO |
04.10.2023 17:48:00
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Novartis-Tochter Sandoz wurde in die Selbständigkeit entlassen: Sandoz-Aktie schliesst am ersten Handelstag über dem Eröffnungskurs
Der Schweizer Aktienmarkt wird mit der Novartis-Generikatochter Sandoz um ein Unternehmen erweitert.
• Sandoz feiert Börsendebüt
• Sandoz will weltweiter Marktführer für Biosimilars werden
Sandoz-IPO
Es ist vollzogen: Novartis hat seine Generikatochter Sandoz erfolgreich abgespalten und an der Börse gelistet. Unter dem Kürzel SDZ wird die Sandoz-Aktie jetzt am Schweizer Aktienmarkt gehandelt. Der Erstkurs wurde bei 24 Franken markiert, im Anschluss zogen die Papiere zeitweise zunächst bis auf 25,20 Franken an. Zu diesem Kurs lag die Börsenkapitalisierung von Sandoz bei rund 11 Milliarden Franken. Zum Vergleich: Analysten hatten waren davon ausgegangen, dass die Aktien zwischen 25 und 33 Franken auf den Markt kommen. Den Börsenwert hatten sie auf 15 bis 20 Milliarden veranschlagt.
So entwickeln sich die Sandoz-Papiere am ersten Handelstag an der SIX
Der Start in die Unabhängigkeit verlief zumindest was die Kursentwicklung angeht, erst einmal etwas holprig. Während Analysten im Vorfeld der Abspaltung damit gerechnet hatten, dass die Sandoz-Aktien im Bereich von rund 30 Franken starten würden, lag der erste Kurs für die 431 Millionen ausgegebenen Aktien bei 24 Franken. Die Papiere gingen an der SIX schliesslich mit einem Plus von 1,46 Prozent bei 24,35 Franken aus den Handel.Novartis-Aktionäre erhielten durch eine 1:5-Ausschüttung Aktien des Tochterunternehmens. "Jeder Novartis-Aktionär erhält eine Sandoz-Aktie für jeweils fünf Novartis-Aktien und jeder Novartis-ADR-Inhaber erhält ein Sandoz ADR für jeweils fünf Novartis ADRs. Novartis-Aktionäre und ADR-Inhaber erhalten für etwaige Bruchteile einen Barbetrag", erklärte Novartis zuvor in einer Mitteilung. Laut Börsenprospekt war im Vorfeld die Emission von 431 Millionen Sandoz-Aktien vorgesehen.
Sinkende Kurse voraus
Mit dem Listing am Schweizer Aktienmarkt können Anteilseigner, die ihre Sandoz-Anteile nicht halten wollen, nun an der Börse verkaufen. Daher hatten Beobachter im Vorfeld mit sinkenden Kursen nach dem Börsenstart gerechnet. Denn anders als der Mutterkonzern Novartis gehört die Sandoz-Aktie nicht dem Leitindex SMI an. Stattdessen wird sie in den SLI aufgenommen, der die 30 größten und liquidesten Titel beinhaltet. Gleichzeitig gehören die Papiere damit auch dem SMIM an, der aus den 30 Titeln besteht, die direkt hinter dem SMI rangieren. Für Fonds, die den SMI abbilden bedeutet das, dass sie sich von Anteilen trennen müssen, denn am Spin-Off-Tag selbst wird Sandoz im SMI aufgeführt.
Zudem rechnen Experten damit, dass institutionelle Investoren größere Aktienverkäufe vornehmen werden, da Sandoz - auch aufgrund der geringeren Marge - jetzt nicht mehr in ihr Portfolio passt. Aber auch sonst war die Resonanz im Vorfeld laut Analysten eher verhalten: "Wir haben den Eindruck, dass viele Novartis-Anleger nur wenig Interesse an einer eigenständigen Sandoz-Aktie haben," hiess es etwa in einem Voraus-Report von Jefferies. Die Experten begründeten dies mit der generell tiefen Bewertung anderer Generika-Aktien.
Ziel: Weltweit führende Position
Ziel des Börsenneulings ist es laut Konzernchef Richard Saynor, zu einem weltweiten Marktführer zu werden. "Als Biologika-Unternehmen sind wir weltweit die Nummer zwei. Mein Ziel ist es natürlich, die Nummer eins zu werden, und bei der Pipeline, die wir haben, sehe ich keinen Grund, warum das nicht gelingen sollte", erklärte er kürzlich in einem Interview gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Derzeit dominiert der US-Konzern Pfizer den Markt für Biosimilars, jedoch verschiebt sich der Fokus des Unternehmens zunehmend von der Biosimilar-Herstellung hin zur Entwicklung neuer Medikamente.
Saynor beabsichtigt, die Pipeline für Biosimilars von Sandoz zu erweitern. Der Geschäftsführer, der die Sparte bereits seit 2019 leitet, gab bekannt, dass das Unternehmen derzeit an der Entwicklung von 25 verschiedenen Biologika arbeitet. "Ich werde glücklicher sein, wenn es über 30 sind", so Saynor. Sandoz hat bereits acht Biosimilars auf dem Markt und plant in den nächsten beiden Jahren fünf weitere einzuführen.
Stabiler Ausblick
Schon einige Tage vor dem Börsendebüt von Sandoz nahm die Ratingagentur Moody’s die Generika-Spezialistin mit einem Baa2-Rating in ihre Bewertung auf. Der Ausblick wurde mit "stabil" festgehalten. Begründung für die Einstufung des Unternehmens sei laut Moody’s, dass Sandoz einer der weltweit führenden Anbieter von Generika sowie Biosimilars sei. Ebenfalls Teil der Bewertung sei gewesen, dass Sandoz die Position des Marktführers in Europa einnehme. Zeitgleich werde jedoch auch berücksichtigt, dass Sandoz auf das Geschäft mit patentfreien Arzneimitteln spezialisiert sei, die in den meisten Märkten mit einem deutlichen Preisverfall konfrontiert sind. Insgesamt erwarte die Agentur, dass sich das Schweizer Unternehmen in den nächsten 12 bis 18 Monaten vor allem auf die reibungslose Abspaltung von Novartis konzentrieren und mit der Umsetzung eines Plans zur Margenverbesserung starten werde.
Keine Angst vor kurzzeitiger Schwäche
Am Markt fallen die ersten Stimmen zum erfolgten Spin-off wohlwollend aus: "Unserer Meinung nach sollten Aktionäre aufgrund des möglichen kurzfristigen Abgabedrucks bei den Sandoz-Titeln in der ersten Handelswoche nicht nervös werden", heisst es in einem Kommentar der Helvetischen Bank. "Möglicherweise entstehen dadurch sogar Investitionschancen, denn die aktuelle Bewertung erscheint uns bereits jetzt attraktiv."
Ihre Zuversicht begründen die Experten damit, dass Sandoz ein europäischer Champion und ein weltweit führender Anbieter von Generika und Biosimilars ist. "Somit ist das Unternehmen in einem wachsenden Markt tätig", so die Experten weiter.
Tatsächlich hatte Sandoz im Vorfeld des Spin-Offs im Rahmen von Investorenveranstaltungen auch betont, dass sich das Unternehmen in Zukunft noch stärker auf die lukrativeren Biosimilars fokussieren will. Immerhin verlieren laut CEO Saymor in den kommenden Jahren eine Vielzahl an milliarden-schweren Medikamenten ihren Patentschutz. "Alleine in den nächsten zehn Jahren sprechen wir hier von etwa 400 Milliarden US-Dollar."
Der geplante Fokus auf Biosimilars kommt auch in Expertenkreisen gut an. Diese Nachahmerprodukte sind anspruchsvoller und kostspieliger in der Herstellung, was laut Stefan Schneider, Analyst bei Vontobel, das Wettbewerbsumfeld günstiger gestaltet, da die Einstiegsbarrieren für andere Wettbewerber steigen.
Neues Image nötig
Sandoz hofft, damit auch sein Image als wachstumsschwaches Generika-Unternehmen abzulegen. "Das Problem von Sandoz ist, dass sie am Markt - wie auch der Generikamarkt selbst - in puncto Margen und Wachstumsaussichten als wenig attraktiv wahrgenommen werden", stellt Octavian-Analyst Michael Nawrath im Gespräch mit AWP fest.
Dies dürfte auch einer der Hauptgründe für Novartis gewesen sein, sich von der Sparte am Ende auf diese Weise zu trennen. Eine strategische Überprüfung über die weitere Zukunft des Geschäftsfeldes hatte Novartis-CEO Vas Narasimhan bereits 2021 angekündigt. Hintergrund ist, dass sich Novartis selbst im Laufe der vergangenen Jahre zu einem fokussierten Unternehmen für innovative Medikamente entwickelt hat.
Mit einem Margen-Ziel von längerfristig 40 Prozent war da kein Platz mehr für das Generika-Geschäft, das aktuell lediglich etwa halb so profitabel ist wie das Pharmageschäft.
Redaktion finanzen.ch / awp
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