Neobroker in der Krise |
18.11.2023 23:46:00
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Robinhood-Aktie wird nach enttäuschenden Zahlen unter Druck: Cathie Wood betätigt sich als Schnäppchenjägerin

Das Börsendebüt von Robinhood im Juli 2021 verlief phänomenal: In den ersten Handelstagen war eine furiose Kursrally zu beobachten. Doch dann kehrte schnell Ernüchterung ein. Infolge vieler schwacher Quartalsberichte warfen Anleger ihre Robinhood-Papiere aus ihren Depots - doch nicht alle Marktteilnehmer teilen diesen Pessimismus, wie sich zuletzt eindrucksvoll zeigte.
• Trotz Stellenstreichungen plant Robinhood die Expansion nach Europa
• Cathie Wood nutzt Kursschwäche und deckt sich mit Robinhood-Papieren ein
Das Chartbild von Robinhood ist selbst für hartgesottene Börsianer ein absolutes Grauen. Markierte die Aktie des US-Neobrokers wenige Tage nach der Initial Public Offering (IPO) an der NASDAQ-Technologiebörse am 4. August 2021 bei einem Stand von 85,00 US-Dollar noch ein Rekordhoch, ist der Anteilsschein nach einer zweijährigen Talfahrt nur noch ein Bruchteil dessen wert. Selbst der diesjährige Stabilisierungsversuch hielt nicht lange. In den vergangenen drei Monaten ging es für das Robinhood-Papier, das aktuell 8,50 US-Dollar kostet (Stand: Schlusskurs vom 14. November), nochmals um weitere 18,35 Prozent bergab.
Robinhoods enttäuschende Umsatzentwicklung
Der Grund für den neuerlichen Kursrutsch war der schwache Quartalsbericht zum abgelaufenen dritten Jahresviertel 2023. Robinhood verbuchte zwischen Juni und September 467 Millionen US-Dollar an Umsatz. Das war zwar immerhin mehr als noch im Vorjahresquartal (361 Millionen US-Dollar), allerdings konnten die im Vorfeld der Zahlenvorlage von Analysten erwarteten 479,5 Millionen US-Dollar nicht erreicht werden.
Auch die Gewinnentwicklung verlief schwach. Robinhood machte einen Gewinn von 0,10 US-Dollar je Aktie im abgelaufenen Jahresviertel. Im Vorjahresquartal hatte der Gewinn allerdings noch bei 0,20 US-Dollar gelegen. Da konnte es die Anleger scheinbar auch nicht trösten, dass die Gewinnschätzungen der Analysten, die im Konsens gar einen Verlust von 0,10 US-Dollar je Aktie erwartet hatten, übertroffen wurden. Am Ende des an den Quartalsbericht anschliessenden Handelstag, am 8. November, ging die Robinhood-Aktie denn auch mit einem Abschlag von 4,29 Prozent auf 8,37 US-Dollar aus dem NASDAQ-Handel.
Boom der Neobroker scheint verflogen
Der letzte Quartalsbericht verdeutlichte, dass Robinhood weiterhin in einer tiefen Krise steckt. Neobroker, die besonders im Zuge der COVID-19-Pandemie einen veritablen Boom erlebten, gehen durch schwere Zeiten. Die Anfangseuphorie unter Kleinanlegern scheint verebbt, da das hohe Zinsniveau den Risikoappetit lindert. Zudem reduzierte die hartnäckige Inflation ebenso wie die schwache US-Konjunkturlage die Kaufkraft potentieller Anleger.
Die Folge: Die Erlöse von Robinhood steigen nicht so stark wie erhofft, das Handelsvolumen sowie die Nutzerzahlen waren zuletzt stagnierend oder gar rückläufig. Auf die geringer als erwarteten Einnahmen reagierte der US-Neobroker, indem er Hunderte von Stellen strich. Dennoch scheint Robinhood nicht die Flinte ins Korn werfen zu wollen - ganz im Gegenteil: Im Rahmen der Berichtsvorlage teilte der US-Neobroker mit, in den kommenden Wochen nach Europa expandieren zu wollen. Demnach prüft Robinhood bereits jetzt die Einrichtung von Brokerage-Aktivitäten im Vereinigten Königreich.
Anleger grösstenteils pessimistisch - mit Ausnahme von Cathie Wood
Die Anleger haben mittlerweile auf die vermeintlich deutlich geringeren Wachstumschancen der Neobroker-Branche reagiert und entsprechende Aktien abverkauft, wofür neben Robinhood auch der Kursrutsch des Krypto-Brokerunternehmen Coinbase symptomatisch steht.
Es gibt aber dennoch eine namhafte Investorin, die den Pessimismus hinsichtlich der Aussichten von Robinhood keineswegs teilt: Cathie Wood. So hat die berühmt-berüchtigte US-Tech-Anlegerin ausgerechnet am Tag nach der Quartalsvorlage, also am 8. November 2023, ein erhebliches Robinhood-Aktienpaket erworben. Wie "Cointelegraph" berichtet, kaufte Wood an jenem Handelstag insgesamt 1,1 Millionen Aktien für etwa 9,5 Millionen Dollar ein. Weiter wird ausgeführt, dass der Zukauf mittels dreier von ARK verwalteten börsengehandelten Innovationsfonds (ETFs), namentlich ARK Innovation ETF (ARKK), ARK Next Generation Internet ETF (ARKW) und ARK Fintech Innovation ETF (ARKF) getätigt wurde. ARKK war demnach für den Kauf von 888'500 Robinhood-Anteilsscheinen (78 Prozent des gesamten Zukaufes) verantwortlich, wohingegen ARKW und ARKF 152'849 Aktien respektive 99'697 Aktien einsammelten.
Der beherzte Robinhood-Zukauf Woods stellt keinen Einzelfall dar. Vielmehr hat die 67-jährige Investorin in den vergangenen Monaten die Kursschwäche von Robinhood häufiger ausgenutzt und regelmässig ihre Beteiligung am Neobroker ausgebaut. Die Zukäufe fielen dabei jedoch meist kleiner aus, so kaufte ARK am 22. Oktober beispielsweise 259'628 Robinhood-Aktien und am folgenden Handelstag nochmals weitere 197'285 Robinhood-Papiere für seine ARKW-Fonds. Ob die Robinhood-Papiere allerdings den Turnaround schaffen und sich Woods mehrfache Nachkäufe letztlich doch noch auszahlen, wird sich erst noch zeigen müssen.
Redaktion finanzen.ch
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