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Baisse Tipps 14.11.2018 22:14:00

So können sich Anleger positionieren, wenn sie für 2018 noch mit einem Bärenmarkt rechnen

So können sich Anleger positionieren, wenn sie für 2018 noch mit einem Bärenmarkt rechnen

Viele Experten und Analysten prophezeien seit längerem eine Baisse an den internationalen Finanzmärkten. Doch was sollten Anleger genau tun, wenn sie an ein solches Szenario glauben.

Das es an der Börse auch längere Phasen geben kann, in denen die Aktienkurse fortwährend fallen, ist gerade für viele jüngere Investoren Neuland. Nach einem über zehnjährigen Bullenmarkt sollte man sich jedoch vor Augen führen, dass die Hausse und die darauffolgende Baisse kein neues Phänomen sind, sondern seit Jahrhunderten zu beobachten sind.

Wer hat Angst vor dem Drawdown?

Wer an der Börse aktiv ist, wird früher oder später auch einmal einen Markteinbruch miterleben müssen. Diesen genau vorherzusagen oder zu prognostizieren ist zwar unmöglich, jedoch sollte sich jeder Investor auch einmal Gedanken über den Ernstfall machen und möglicherweise einen theoretischen Handlungsplan entwerfen. Natürlich ist eine langfristige Perspektive an der Börse das beste Mittel gegen jeden Crash, aber für Investoren, die den Drawdown fürchten, gibt es auch Strategien um das Depot abzusichern.

Nun ist eine "vorsichtige Positionierung" angebracht

Investoren, die 2018 noch mit dem Beginn eines Bärenmarktes rechnen, sollten ihre Schäfchen ins Trockene bringen und diverse Risikopositionen in ihrem Portfolio liquidieren, um die Gewinne zu realisieren. "Auch wenn die Aktienmärkte sich zuletzt wieder sehr schnell erholt haben, halten wir einen vorsichtige Positionierung für angebracht", so der Portfoliomanager Jens Herdack von der Weberbank.

Portfolio Evaluierung

Eine langfristige Unternehmensbeteiligung ist nur dann sinnvoll, wenn auch die Perspektive des Geschäftsmodells stimmt. Aktien, die im Sinne einer kurzfristigen Strategie gekauft wurden, haben in einem krisenfesten Aktienportfolio somit keinen Platz mehr. Bei Unternehmen, die in antizyklischen Branchen agieren und kontinuierlich Gewinne erwirtschaften und ihre Anteilseigner mit Dividenden erfreuen, empfiehlt sich ein vorsorglicher Verkauf hingegen nur in seltenen Fällen.

Cash ist King

Um gut auf die Baisse vorbereitet zu sein, sollten Anleger in jeden Fall ihre Cash Bestände erhöhen um im Notfall einzelne Positionen nachzukaufen oder bei niedrigen Bewertungsniveaus wieder einzusteigen. Investoren, die aber schon seit längerem sehnsüchtig auf einen Crash warten und hohe Cash-Bestände halten, sollten sich auch über ihre entgangenen Erlöse Gedanken machen. Denn diese sogenannten Opportunitätskosten schmälern die langfristige Rendite.

Liquidität verursacht Opportunitätskosten

Zu den Opportunitätskosten zählen nämlich nicht nur entgangene Kursgewinne, Zinsen und Dividenden, sondern auch der Kaufkraftverlust des Geldes. Denn gerade in Zeiten von negativen Realzinsen schmälert die Inflation Jahr für Jahr den Wert des Geldes. Um genügend Kapital bei einem Crash zur Verfügung zu haben, empfiehlt es sich einen Teil der liquiden Mittel in kurzfristige Anleihen, welche eine Laufzeit von ein bis drei Jahren haben und mit einem Investment-Grade-Kreditrating ausgestattet sind, zu investieren. Mit Zinssätzen von ein bis zwei Prozent bietet eine derartige Investition nämlich einen soliden Inflationsschutz. Anleihen mit solch kurzfristigen Laufzeiten gehen in der Regel mit einem geringen Ausfallrisiko und einer moderaten Volatilität einher.

Short Duration Bonds schützen vor der Inflation

Um eine bestmögliche Diversifikation zu erzielen, können Anleger hierbei auf sogenannte Short Duration Bond ETFs zurückgreifen. Diese börsengehandelten Fonds setzten sich aus einer Vielzahl an kurzfristigen Anleihen aus diversen Ländern sowie Sektoren zusammen und bieten somit einen größtmöglichen Schutz.

Die Bullen sind zwar kraftvoll ...

Das Analystenhaus Newfound Research hat die Bären- und Bullenmärkte in einem über 100-jährigen Zeitraum von 1903 bis 2016 im S&P 500 analysiert und kam dabei zu einem erstaunlichen Ergebnis. Zwischen 1903 und 2016 gab es im S&P 500 nämlich insgesamt 12 Bullenmärkte, die eine Dauer von 1,8 Jahren bis 14,6 Jahren hatten. Die Zeitspanne für einen durchschnittlichen Bullenmarkt liegt nach diesen empirischen Ergebnissen also bei 8,1 Jahren.

...aber die Bären sind schnell und brutal

Neben 12 Bullenmärkten gab es zwischen 1903 und 2016 auch 11 Bärenmärkte im S&P 500, die zwischen 0,3 und 2,8 Jahren andauerten. Der durchschnittliche Bärenmarkt dauerte auf der Grundlage dieser Daten somit lediglich 1,4 Jahre. Im Gegensatz zur Hausse dauert die Baisse historisch gesehen also deutlich kürzer. Allein über die Dauer eines Trends an der Börse kann jedoch nicht der Reifegrad eines Zyklus bestimmt werden.

Früher oder später kommen die Bären zurück

Ob der anhaltende Bullenmarkt nun langsam in einen Bärenmarkt überläuft, oder sich die gegenwärtige Korrektur nur als Bärenfalle entpuppt, ist weiterhin pure Spekulation. Klar ist aber, dass die Börse in der kurzfristigen Perspektive niemals eine Einbahnstraße ist. Früher oder später wird auch der stärkste Bullenmarkt mit Kursrückgängen zu kämpfen haben. Der richtige Umgang mit einem Bärenmarkt ist somit auch für Investoren von essentieller Bedeutung. Denn wer im Ernstfall richtig reagiert, kann auch einen Baisse-Phase nahezu unbeschadet überstehen.

Kostolany mahnt zur Geduld

Wer jedoch keine allzu große Angst vor dem Bärenmarkt hat und genügend Geduld besitzt um auf die Kurserholung nach dem Crash zu warten, sollte seine qualitativ guten Aktien nicht verkaufen. Denn wie schon der Altmeister André Kostolany sagte: "Wer die Aktien nicht hat, wenn sie fallen, der hat sie auch nicht, wenn sie steigen."

Pierre Bonnet / finanzen.ch

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