Chartanalyse |
11.03.2025 18:14:00
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Täuschende Charts: So können verzerrte Darstellungen Anleger in die Irre führen

Die Darstellung von Aktienkursen kann die Interpretation von Kursbewegungen erheblich verzerren. Unterschiedliche Charttypen und irreführende Skalierungen führen dazu, dass Anleger Kursverläufe oft anders wahrnehmen, als sie tatsächlich sind. Das sollten Anleger wissen.
• Darstellung kann Interpretationsspielraum vorgeben
• Achtung vor täuschenden Darstellungen
Grundlagen: Chartanalyse
Die Technische Analyse - auch Chartanalyse genannt - befasst sich mit der Untersuchung historischer Kursverläufe und Chartformationen, um Vorhersagen über die zukünftige Entwicklung eines Wertpapiers zu treffen. Dabei werden fundamentale Unternehmensdaten nicht berücksichtigt. Stattdessen konzentriert sich die Analyse auf typische Kursmuster, Unterstützungen und Widerstände, um den idealen Zeitpunkt für Kauf oder Verkauf zu bestimmen.
Obwohl die wissenschaftliche Relevanz der Technischen Analyse nicht eindeutig belegt ist, wird sie von vielen Investoren als wertvolles Werkzeug angesehen. Daher kann es auch für Privatanleger sinnvoll sein, grundlegende Chartformationen zu verstehen.
Charts können Entwicklungen verzerrt darstellen
Professionelle Finanzinvestoren beschäftigen sich häufig mit der Analyse von Kurscharts, um die besten Kauf- oder Verkaufszeitpunkte für Wertpapiere zu identifizieren. Auch viele Privatanleger beobachten regelmässig die Börsenkurse, doch dabei ist Vorsicht geboten, warnt David Bienbeck, Vermögensverwalter bei Albrech & Cie. "Charts können in die Irre führen und dazu führen, aus einem Impuls heraus zu handeln", erklärt er laut "Ihre Vorsorge".
Viele Anleger ahnen zunächst nicht, dass es bei der Darstellung von Aktienkursen unterschiedliche Methoden gibt - einige geben die Realität treffend wieder, andere hingegen können sie verzerren, erklärt auch "Das Investment". Letztere sind zwar nicht grundsätzlich falsch, zeigen jedoch oft nur einen Teil der Wahrheit und sind weit verbreitet. Genau diese Darstellungsweise kann Privatanleger dazu verleiten, emotionale Entscheidungen zu treffen, die ihrem Vermögen schaden könnten.
Anleger treffen ihre Entscheidungen häufig auf Basis des Kursverlaufs einer Aktie - doch wie dieser wahrgenommen wird, hängt massgeblich von der gewählten Darstellungsart im Chart ab. Dabei gibt es zwei gängige Varianten: lineare und logarithmische Charts.
Der Unterschied zwischen logarithmischen und linearen Charts liegt in der Darstellung von Kursveränderungen. Logarithmische Charts stellen prozentuale Veränderungen gleichmässig dar, unabhängig davon, ob der Kurs um 2 Prozent bei 20 oder 200 Punkten steigt, erklärt Jörg Scherer, Leiter der Technischen Analyse bei HSBC Deutschland laut "Ihre Vorsorge".
Im Gegensatz dazu zeigen lineare Charts absolute Punktveränderungen. Ein Kursanstieg um 20 oder 200 Punkte wird entsprechend als identische Bewegung auf der Skala dargestellt, obwohl beide 2 Prozent Kursgewinn bedeuten. Dadurch wirken Kursverläufe steiler, je höher der absolute Wert eines Wertpapiers ist.
Logarithmische Charts kompensieren diese Verzerrung, indem sie den Graphen bei hohen Kurswerten optisch weniger stark ansteigen lassen. Dies macht Kursbewegungen besser vergleichbar, insbesondere bei stark schwankenden Basiswerten.
Allerdings sind logarithmische und lineare Charts nicht immer weit voneinander entfernt. Je kürzer der betrachtete Zeitraum und je stabiler der Kurs, desto geringer ist der Unterschied. Wer sich nur für die Entwicklung der letzten ein bis zwei Jahre interessiert, kann daher auch mit einem linearen Chart arbeiten. Eine Einschränkung gebe es dabei jedoch: Logarithmische Berechnungen funktionieren nicht für negative Werte, etwa bei Staatsanleihen mit negativen Renditen.
Irreführende Charts: Häufige Taktiken
Diagramme können ausserdem täuschen, ohne dass es auf den ersten Blick ersichtlich ist. Irreführende Darstellungen können dazu führen, dass Daten verzerrt wirken und falsche Schlüsse gezogen werden. Eine häufige Methode ist laut ChartExpo die manipulierte Y-Achse, bei der der Nullpunkt abgeschnitten wird. Dadurch erscheinen selbst kleine Unterschiede übertrieben gross. Ebenso können ungleichmässige Skalierungen Daten wichtiger oder unwichtiger wirken lassen, als sie tatsächlich sind.
Ein weiteres Problem ist selektive Datenauswahl, auch als "Rosinenpicken" bekannt. Dabei werden nur bestimmte Zeiträume oder Werte präsentiert, die eine gewünschte Aussage unterstützen, während andere Informationen ausgelassen werden. Das kann zu einer verfälschten Wahrnehmung von Trends führen. Auch der gewählte Diagrammtyp spielt eine entscheidende Rolle: Nicht jede Visualisierung eignet sich für alle Datensätze, und eine falsche Darstellung kann die Interpretation stark beeinflussen.
Ein weiterer verbreiteter Trick ist die Verzerrung der Achsen, um Trends dramatischer oder flacher erscheinen zu lassen. Wird die X-Achse gestreckt, können grosse Veränderungen kaschiert werden, während eine komprimierte Y-Achse geringe Abweichungen überproportional betont. Zudem werden manchmal unregelmässige Intervalle auf der Achse verwendet, was die Wahrnehmung von Daten verzerren kann.
Was Anleger beachten sollten
Wer Diagramme richtig interpretieren möchte, sollte immer kritisch hinterfragen, ob Skalen manipulierbar sind, wichtige Daten fehlen oder eine bestimmte Darstellung gewählt wurde, um eine bestimmte Aussage zu unterstreichen. Ein genauer Blick auf die Achsen, den gewählten Zeitraum und die vollständigen Daten hilft, sich vor Fehlinformationen zu schützen.
Redaktion finanzen.ch
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