Keine Anpassung |
17.04.2020 12:54:48
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Uniper hält trotz Krise an höherer Dividende fest
Der Energieversorger Uniper SE hält trotz des schwierigen Marktumfeldes infolge der Corona-Pandemie an seiner geplanten Dividendenausschüttung fest.
Dennoch räumte Schierenbeck ein, dass das Umfeld "extrem volatil im Moment" sei. Grund sei nicht nur der sinkende Energiebedarf in der Corona-Krise, sondern auch der zu warme Winter. "Wir sehen, dass wir unsere Gasspeicher nicht leeren können." Weltweit habe der niedrige Ölpreis das Fracking unter Druck gesetzt, bei dem auch Flüssiggas (LNG) gefördert wird. "Wir hatten also schon den perfekten Sturm und jetzt kommt noch die geringe Nachfrage."
Uniper, das kein unmittelbares Endkundengeschäft durchführt, spüre die Krise aber "noch nicht direkt", so Schierenbeck. Grund sei auch die Hedging-Strategie: "Wir haben unseren Strom größtenteils im Voraus verkauft. Aber wenn die Lage anhält, dann wird uns das natürlich auch mittelfristig oder langfristig treffen." Der CEO versicherte, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet sei. Unter den rund 12.000 Uniper-Beschäftigten habe es bislang lediglich 12 bestätigte Corona-Fälle gegeben.
Fahrzeuge in Wasserstoffstrategie stärker berücksichtigen
Uniper-Chef Andreas Schierenbeck hat in der Nationalen Wasserstoffstrategie stärkere Anreize im Verkehrssektor gefordert. "Es gibt im Moment einen Hype eher auf Elektromobilität, während mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge in den Hintergrund getreten sind", sagte der Vorstandsvorsitzende im Interview mit Dow Jones Newswires. Dabei sollte nicht nur in den Sektoren Industrie und Gebäude, sondern auch bei der Mobilität die Nachfrage gestärkt werden. "Wir müssen das holistisch sehen und alle Arten von Technologie testen."
Der Entwurf für die Nationale Wasserstoffstrategie ist derzeit noch in der Ressortabstimmung. Grund ist weniger die Corona-Krise, sondern ein koalitionärer Streit. Während die Union die Entwicklung von Brennstoffzellen auch im Pkw- und Individualverkehr fördern möchte, will Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) dies lediglich auf den Luft- und Seeverkehr beschränken.
Uniper will bis 2035 in Europa CO2-neutral werden - und das auch mithilfe von Wasserstoff. Dazu hat das Düsseldorfer Unternehmen in der vergangenen Woche einen Kooperationsvertrag mit Siemens Gas and Power unterzeichnet, um langfristig mögliche Gasanlagen fit für den neuen Energieträger zu machen.
"Es ist nicht falsch, sich selbst zu kannibalisieren"
Der Konzern setzt mit seiner Tochter Liqvis bereits auf alternative Antriebe im Güterstraßenverkehr - allerdings mit Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, LNG). Schierenbeck sieht keinen Widerspruch darin, nun auch auf Wasserstoff und damit ein möglicherweise konkurrierendes Geschäftsfeld zu setzen. "Es ist grundsätzlich nicht falsch, sich selbst zu kannibalisieren. Denn wenn wir es nicht machen, macht es ein anderer und dann ist das Geschäft komplett weg."
Das MDAX-Unternehmen lehnt für den Markthochlauf von Wasserstoff ein langfristiges Förderregime wie beim Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ab, das Anfang April seinen 20. Geburtstag feierte. "Wir werden Subventionen am Anfang brauchen, um die Technologie so anzuschieben wie bei Solar und Wind, aber es kann kein nachhaltiges Geschäftsmodell sein, auf Dauer von Subventionen abhängig zu sein", betonte Schierenbeck.
Als Anschubfinanzierung seien "Hilfen bei der Errichtung der Anlagen" denkbar. "Man sollte aber höchstens für fünf bis zehn Jahre fördern. Wir müssen dafür sorgen, dass die Technologie irgendwann wettbewerbsfähig ist." Wichtiger sei die Stärkung der Infrastruktur und des Absatzes. "Hilfreich wäre etwa, für das Gasnetz Wasserstoff-Quoten vorzugeben, ein bis drei Prozent vielleicht."
Konjunkturprogramm nach der Krise auf Wasserstoff ausrichten
Auch brauche es bei der Nationalen Strategie "mehr Farbenblindheit". Es dürfe nicht nur auf grünen Wasserstoff gesetzt werden. Dieser wird durch Elektrolyse von Wasser produziert, wobei ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien zum Einsatz kommt. "Es hat aber wenig Sinn, ein Solarfeld nur zu errichten, um die Wasserstoffproduktion anzuschieben. Dann sollte man diesen grünen Strom besser ins Netz einspeisen."
Stattdessen müssten auch blauer Wasserstoff - der aus Erdgas unter Abscheidung und Speicherung von CO2 erzeugt wird - oder türkiser - der über die thermische Spaltung von Methan entsteht - stärker berücksichtigt werden, forderte Schierenbeck. Entweicht dabei kein Kohlenstoff in die Atmosphäre, gelten beide Verfahren bilanziell als CO2-neutral, was Umweltorganisationen kritisch sehen.
Schierenbeck regte auch an, ein mögliches Konjunkturprogramm nach Ende der Corona-Krise stärker auf das Ziel der Dekarbonisierung auszurichten. "Wenn wir heute sagen, wir glauben an die Wasserstoffwirtschaft, wir glauben, dass das ein Geschäft wird, dann sollte man dort investieren." Mit einem entsprechenden Konjunkturprogramm seien beispielsweise auch die USA gut aus der Finanzkrise gekommen.
Wichtig sei, dass der Preis von Wasserstoff falle. "Heute würde sich die Verstromung von Wasserstoff in einer Gasturbine erst lohnen, wenn der CO2-Preis bei ungefähr 250 Euro pro Tonne liegt." Das Ziel müsse sein, die Produktionskosten auf den politisch anvisierten Preiskorridor von CO2 von 30 bis 60 Euro zu drücken, wo die Produktion rentabel wäre. Schierenbeck hält das für "nicht unrealistisch".
Uniper hält bei Kohleausstieg an russischen Blöcken fest
Der Energieversorger Uniper hält trotz der Pläne zur Dekarbonisierung an seiner russischen Kohleflotte fest. Russland bekenne sich anders als die USA zum Pariser Klimaabkommen, betonte Firmenchef Andreas Schierenbeck. "Wenn es das Land schafft, seine CO2-Bilanz so darzustellen, dass es in diesem Zielkorridor bleibt, gibt es auch keinen Grund für uns, unsere Kraftwerke dort nicht zu betreiben."
Das Kraftwerk Berezovskaya in der sibirischen Region Kraznojarsk stehe etwa mitten in einem Braunkohlefeld, sagte Schierenbeck im Interview mit Dow Jones Newswires. "Die Braunkohle reicht für die nächsten 300 Jahre." Es gebe dort keine Gasfelder und keine Wasserkraft. "Das können wir nicht einfach so dekarbonisieren."
Uniper betreibt über seine Tochter Unipro neben dem Braunkohlemeiler Berezovskaya unter anderem auch noch drei Kraftwerke, die mit Steinkohle befeuert werden. Der Konzern will bis 2035 in Europa - ohne Russland - CO2-neutral sein. Da das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 bis 2035 oder 2038 laufen soll, will Uniper die restlichen CO2-Emissionen auch über Zertifikate oder CCS-Technologien ausgleichen.
DJG/pso/smh
Von Petra Sorge
BERLIN (Dow Jones)
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