Börsenausblick |
29.06.2015 06:45:00
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«Verhandlungen ziehen sich in die Länge»
Was erwartet Anleger diese Woche, wo bieten sich Chancen und wo Risiken? Jeden Montag gibt an dieser Stelle ein anderer Experte eine Einschätzung über die aktuelle Börsenwoche - heute Anja Hochberg, CIO Schweiz und Europa bei der Credit Suisse.
Gibt es Einflüsse der Vorwoche, welche an der Börse nachwirken werden?
Anja Hochberg*: Die noch ausstehende Griechenlandlösung dürfte offensichtlich auch diese Woche die Stimmung an der Börse stark prägen. Nach einem recht optimistischen Wochenstart schätzte die Börse vergangene Woche die Verhandlungsergebnisse als eher durchwachsen ein.
Welche Ereignisse werden die kommende Woche prägen?
Der IWF hat in der vergangenen Woche deutlich gemacht, dass beim Zahlungs- und damit Verhandlungsziel vom 30. Juni kein Spielraum besteht. Der politische Einigungsdruck ist also aktuell hoch - und muss auch so hoch sein - , um einen Kompromiss zu erreichen. Das kann 5 Minuten vor oder aber auch nach 12 sein. Dies dürfte, bei eher mässig interessanten Makrodaten, nach wie vor der Hauptfokus des Marktes sein.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Ich erwarte eine NO-Grexit-Lösung, die durchaus den europäischen Börsen weiteren Rückenwind verleiht. Auch die Schweizer Börse, wenngleich in der Tendenz eher defensiver, sollte davon profitieren, da eine Entspannung in der Griechenlanddiskussion auch Druck aus dem EUR/CHF nimmt.
Welche Schweizer Unternehmen/Branchen stehen in nächster Zeit besonders im Fokus?
Für die Schweiz sehe ich insbesondere bei den kleineren und mittleren Unternehmen sehr gutes Potenzial. Der Konjunkturhebel ist gross, die Unternehmen haben einen Bewertungsvorteil und profitieren von einem schwächeren Franken.
Ihr Ratschlag für Anleger - wo bieten sich Chancen?
Politisch ausgelöste Stimmungsschwankungen haben sicherlich das Potenzial, das kurzfristige Geschehen an den Börsen zu bestimmen. Als Anleger, der längerfristig Vermögen aufbauen will, darf man aber insbesondere in solchen Situation die Anlagestrategie und die Rationalität nicht aus den Augen verlieren. An den europäischen Aktienmärkten bieten sich nun mittlerweile Chancen, die man ergreifen sollte.
Wo sehen Sie Risiken?
Risiken bestehen sicherlich in der Tatsache, dass ein "Grexit" nicht auszuschliessen ist, obgleich dies zu einem gewissen Teil bereits eingepreist ist. Darüber hinaus sind schnell steigende Zinsen, steigende Ölpreise oder auch eine weitere, unerwartete Wachstumsschwäche in China im Fokus zu behalten.
Wie schätzen Sie die Entwicklung an der Schweizer Börse über die nächsten 12 Monate ein?
Durchaus positiv, gestützt von positiven Fundamentaldaten und einer unterstützenden Bewertung, insbesondere im Direktvergleich zu Obligationen und aufstrebenden Sektoren wie Healthcare oder Financials.
*Anja Hochberg ist Chief Investment Officer für die Region Schweiz und Europa bei der Credit Suisse. Vor ihrem Eintritt in die Bank 2001 war Anja Hochberg in der Volkswirtschaftsabteilung der Landesbank-Hessen Thüring als Analystin tätig. Anja Hochberg hat nach ihrem Studium in Berlin und einem Nachdiplomstudium in Brügge ein Doktorat an der University of Wales gemacht, wo sie auch während vier Jahren als Dozentin im Bereich internationale Finanzmärkte tätig war.
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