Transaktionsvolumen im Blick |
06.11.2019 17:46:00
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Wirecard-Aktie belastet: Wirecard wächst kräftig und bekräftigt Ausblick
Der Zahlungsdienstleister Wirecard kann weiter auf den Schwung durch den Boom beim Onlineshopping bauen.
Damit würde das operative Ergebnis auch im kommenden Jahr kräftig wachsen: Vergleicht man die oberen Enden der anvisierten Spannen zwischen diesem Jahr und 2020 betrüge das Plus wieder mehr als ein Drittel. Analyst Knut Woller von der Baader Bank lobte das weiter starke Wachstum aus eigener Kraft beim Zahlungsdienstleister in diesem Jahr. Allerdings sollte erst das Ergebnis der Sonderprüfung der Bilanz den nächsten richtigen Kurstreiber liefern. UBS-Experte Hannes Leitner verwies auf die höhere Bruttoverschuldung trotz starkem Mittelzufluss.
Die Wirecard-Aktie schloss am Mittag im XETRA-Handel 1,18 Prozent im Minus bei 121,05 Euro. Derzeit ist das Papier wieder stark vor allem von Nachrichten abseits des Tagesgeschäfts geprägt, weil immer wieder kritische Berichte der "Financial Times" zu angeblich mangelhafter Bilanzierung Druck auf den Kurs auslösen. Das Unternehmen sieht sich dagegen im Visier von Spekulanten, die mit sinkenden Aktienkursen Geld verdienen wollen.
Jüngst hat das Unternehmen eine Sonderprüfung durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG in Auftrag gegeben, um frische Vorwürfe der britischen Zeitung zu widerlegen. Darin ging es vor allem um aufgebrachte Zweifel an der Werthaltigkeit von Kundenbeziehungen, deren Zahlungen über einen Partner in Dubai abgewickelt wurden. Nun teilte Wirecard mit, die Prüfung habe begonnen und werde voraussichtlich bis Ende des ersten Quartals 2020 dauern. Ein Bericht dazu soll nach Fertigstellung veröffentlicht werden. Regulärer Buchprüfer bei Wirecard ist EY.
Seit längerer Zeit veröffentlicht die Londoner Zeitung kritische Berichte rund um Wirecard, unter anderem brachte sie Ende Februar Bilanzierungsunregelmässigkeiten bei einer Tochter in Singapur ans Licht. Nach einer Überprüfung musste Wirecard Fehlbuchungen einräumen, allerdings in kleinerem Umfang als von der Zeitung zuvor suggeriert. Systematische Luftbuchungen und Betrug dementiert Wirecard strikt.
Im Gegenzug geht das Unternehmen rechtlich gegen Mitarbeiter der "FT" vor, weil sie mit Spekulanten unter einer Decke stecken könnten. Die "FT" wiederum weist das zurück. Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin und die Staatsanwaltschaft München gehen dem Verdacht nach, der Kurs der Aktie könne manipuliert worden sein.
Der Umsatz stieg im dritten Quartal im Vergleich mit dem wegen Bilanzierungskorrekturen angepassten Vorjahreswert um 36,8 Prozent auf 731,5 Millionen Euro. Das operative Ergebnis wuchs mit 42,7 Prozent auf 211,1 Millionen Euro etwas stärker. Der Erlös lag damit deutlich über den Erwartungen, der operative Gewinn knapp. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 149,2 Millionen Euro und damit 57,2 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Wirecard hat sich zuletzt stärker auf das Wachstum aus eigener Kraft verlegt und will in diesem Jahr die Zahl der grossen Kunden, die ein besonders Transaktionsvolumen auslösen, verdoppeln. Erst tags zuvor hat Vorstandschef Markus Braun einen Zukauf in China bekanntgegeben, mit dem Wirecard den Sprung in das asiatische Riesenland wagt. Für die Anteile an dem mit chinesischen Lizenzen ausgestatteten Zahlungsabwickler Allscore Payment zahlt Wirecard zunächst 72,4 Millionen Euro, hinzukommen können unter anderem noch Erfolgsbeteiligungen in den kommenden Jahren.
Wirecard hat den asiatischen Markt nach wie vor stark im Blick, in dem das Unternehmen in den Vorjahren kräftig zugekauft hatte. Mit dem Einstieg des Tech-Investors Softbank über eine Wandelanleihe verbindet Braun auch die Hoffnung, dass die Japaner beim Markteintritt in Japan und Südkorea unterstützen könnten. Mitte September hatte Wirecard mitgeteilt, verstärkt Zahlungen mit Karten des chinesischen Kreditkartenriesen Unionpay weltweit abzuwickeln und mit dem Unternehmen auch gemeinsam digitale Zahlungsdienste zu entwickeln.
In den ersten neuen Monaten stieg das über Wirecard abgewickelte gesamte Zahlungsvolumen von 90,2 Milliarden Euro vor einem Jahr auf nun 124,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen zählte zuletzt 313 000 Kunden, die Zahlungen über die eigene Plattform abwickeln.
ASCHHEIM/MÜNCHEN (awp international)
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