Gold und BTC im Fokus |
21.04.2022 23:21:00
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Analysten halten Extremszenario für möglich: Goldpreis bei 31'000 US-Dollar - Bitcoin könnte mehr als eine Million US-Dollar kosten
Der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden Sanktionen westlicher Länder haben auch weitreichende Folgen für den Markt um Reservewährungen. Analysten des Fondsmanagers VanEck untersuchten nun mögliche Folgen für den Goldpreis und den Kurs der Kryptowährung Bitcoin.
• VanEck-Analysten mit optimistischem Kursziel für Gold und Bitcoin
• Einige Zentralbanken besitzen kaum Goldbestände
Ukraine-Krieg mit weitreichenden Folgen für den Markt um Reservewährungen
Seit rund zwei Monaten wütet der Krieg in der Ukraine, nachdem Russland am 24. Februar in das Land einmarschiert ist. Westliche Staaten reagierten mit zahlreichen Sanktionen auf Russlands Angriffskrieg, die mit dem Bekanntwerden von möglichen Kriegsverbrechen im Kiewer Vorort Butscha erneut verschärft wurden. Analysten des Fondsmanagers VanEck untersuchten kürzlich in einer Studie, welche Folgen die unsichere Lage in der Ukraine auf die Finanzmärkte, aber auch die Reserven der einzelnen Länder hat, da diese ihre Bestände unterschiedlich diversifizieren. Im Fokus der Untersuchungen stand nicht nur das Edelmetall Gold, das in unsicheren Zeiten nach wie vor den Status des sicheren Hafens innehat, sondern auch das Krypto-Urgestein Bitcoin. So sehen die Strategen Natalia Gurushina und Eric Fine für die beiden Assets ein erhebliches Aufwärtspotenzial.
Nachfrage nach Alternativen zu Reservewährungen dürfte steigen
"Es ist etwas Grosses passiert, und wir versuchen, die Auswirkungen zu quantifizieren", so Gurushina und Fine in ihrem Bericht. "Noch nie zuvor hat die Welt Sanktionen gegen einen grossen Wirtschafts- und Finanzakteur wie Russland erlebt." Dies habe dazu geführt, dass sich auch der Währungsmarkt grundlegend verändert habe. "Durch die Sanktionen gegen die russische Zentralbank wurden deren USD-, EUR- und JPY-Reserven abgeschafft. Dies dürfte die Nachfrage nach Hartwährungen als Reservewährungen verringern und gleichzeitig die Nachfrage nach Währungen erhöhen, die die ursprünglichen Funktionen dieser ehemaligen Reservewährungen erfüllen können. Wir glauben, dass die Zentralbanken handeln werden, ebenso wie private Einzelakteure. Um die aktuellen Ereignisse in einen Kontext zu setzen, hat unser Investmentteam für Schwellenländeranleihen versucht, die Entstehung neuer gold- oder bitcoingestützter Währungssysteme zu quantifizieren."
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Goldpreis mit starkem Aufwärtspotenzial
So haben die Analysten eigenen Angaben zufolge die globale Menge an Zentralbankgeld M0 ins Verhältnis zu den globalen Goldreserven gesetzt und dabei eine Bewertung von etwa 31'000 US-Dollar pro Unze festgestellt. Darüber hinaus führten die Experten für ihre Berechnungen die weit gefasste Geldmenge M2 an, die "bestimmte Arten von Geld, die als weniger liquide gelten", beinhaltet. "Der implizite 'globale' Goldpreis, bei dem die globale Geldmenge (M2) durch die globalen Goldreserven geteilt wird, liegt viel höher - bei etwa 105'000 US-Dollar pro Unze", heisst es weiter. Zuletzt wurde die Feinunze bei 1'950,57USD US-Dollar gehandelt (Stand vom 21. April 2022).
Die Analysten betonen jedoch, dass die Unterschiede in der starken Variation der Goldbestände der Zentralbanken begründet liegen und es sich dabei jeweils um ein "Extremszenario" handelt. So stellten die Experten fest, dass es Zentralbanken gibt, die über gar keine Goldbestände verfügen, was den impliziten Goldpreis in diesen Ländern weit über das Durchschnittsziel des Fondsverwalters schiessen lasse. "Nach Ländern betrachtet, ist Japan das Schlusslicht", so die Autoren der Studie. "Es hat eine Menge Geld und sehr wenig Gold." Daher betrage der implizite Goldpreis für das Land der aufgehenden Sonne den Berechnungen zufolge 199'601 US-Dollar. Aber auch andere Länder fallen im Vergleich auf. "Das Vereinigte Königreich ist ein weiterer entwickelter Markt […] mit sehr niedrigen Goldreserven im Verhältnis zu den Geldverbindlichkeiten", heisst es im Bericht. "Auch die Goldreserven Chinas erscheinen im Verhältnis zu den Geldverbindlichkeiten gering." Hier setzen Gurushina und Fine für den impliziten Goldpreis jeweils 132'418 US-Dollar (Grossbritannien) bzw. 82'725 US-Dollar (China) an.
Bitcoinkurs könnte noch deutlicher anziehen
Neben dem gelben Edelmetall legten die Strategen ihren Fokus aber auch auf den Bitcoin, der von Fans der Kryptowährung oftmals als moderner Inflationsschutz bezeichnet wird. Dafür nutzten die Experten die gleiche Berechnungsgrundlage, wie sie bereits beim Goldpreis eingesetzt wurde, und setzten die globale Geldmenge ins Verhältnis zur weltweiten Menge der Cybermünzen. "Der implizite Preis von Bitcoin unter Verwendung desselben Aggregats M0, das wir für Gold verwendet haben, liegt bei etwa 1'300'000 US-Dollar pro Münze", so das Ergebnis der beiden Strategen. "Der implizite Preis von Bitcoin unter Verwendung von M2 beträgt 4'800'000 US-Dollar pro Münze." Zuletzt kostete ein Bitcoin noch rund 41'600 US-Dollar (Stand vom 11. April 2022).
Eine Staffelung nach Ländern war den Experten zufolge nicht möglich, da nicht bekannt ist, ob und wie viele Bitcoin die Staaten besitzen.
Was wird sich durchsetzen: Bitcoin oder Gold?
Doch welches Asset wird den Experten zufolge in dieser unsicheren Zeit eher Bestand haben? "Edelmetalle sind das ursprüngliche Reserve-Asset, aber Kryptowährungen sind eine mögliche Ergänzung/Ersatz/Portion", heisst es dazu in dem Bericht. So weisen Kryptowährungen den Berechnungen zufolge zwar einen deutlich höheren Aufwärtstrend als der Goldpreis auf, Zentralbanken greifen in der Regel aber zuerst zu Gold. "Vielleicht ist Kryptowährung das neue Gold und wird von diesem Bedarf an neuem harten Geld profitieren. Vielleicht auch nicht, oder vielleicht ist es beides. Wir sind der Meinung, dass es für die Zentralbanken - die Hauptakteure, die wir in diesem Moment im Auge haben - am einfachsten ist, über Gold nachzudenken und es zu kaufen. Aber private Akteure sind flinker und reagieren auf die gleiche zugrunde liegende Motivation."
Damit bleibt abzuwarten, wie es für Gold und Bitcoin im Spannungsfeld des Ukraine-Kriegs weitergeht.
Redaktion finanzen.ch
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