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Chat-Verlauf geleakt 27.12.2022 22:43:00

Binance-CEO warnte SBF vor FTX-Insolvenz: "Je mehr Schaden du anrichtest, umso länger landest du im Gefängnis"

Binance-CEO warnte SBF vor FTX-Insolvenz:

Es war kein Geheimnis, dass der Binance-Chef Changpeng Zhao und der ehemalige FTX-Chef Sam Bankman-Fried grosse Rivalen waren. Die beiden lieferten sich regelmässig vieldiskutierte Schlagabtausche. Neueste Informationen zeigen nun, dass Zhao seinen Konkurrenten Bankman-Fried wohl schon vor den Enthüllungen rund um den FTX-Skandal vor zukünftigen rechtlichen Konsequenzen warnte.

• Für Krypto-Insider wie dem Binance-Chef kam Bankman-Frieds Absturz gar nicht so überraschend
• Zhao warnte Bankman-Fried vor enormen rechtlichen Konsequenzen
• Anfängliche Freundschaft zwischen Zhao und Bankman-Fried wurde zu Rivalität

Der Absturz von Sam Bankman-Fried ist filmreif: Innerhalb weniger Tage wurde er vom milliardenschweren Krypto-Messias zu einem weltweit geächteten Betrüger, dem eine saftige Gefängnisstrafe droht. Inzwischen wurde Bankman-Fried auf den Bahamas festgenommen und von der SEC wegen Betrugs angeklagt. Angaben seiner Anwälte zufolge stimmte der 30-Jährige Anfang dieser Woche einer Auslieferung in die USA zu. Kaum ein Thema wurde in den Medien zuletzt so oft diskutiert wie das FTX-Debakel rund um die schillernde Figur Bankman-Fried. Dabei soll sein Absturz für einige Krypto-Insider gar nicht so überraschend gekommen sein.

Binance-Chef: "Je mehr Schaden du anrichtest, desto länger landest du im Gefängnis"

So soll allen voran dem Binance-Chef Changpeng Zhao bewusst gewesen sein, dass die FTX-Kryptobörse ein gewaltiges Betrugsschema war. Wie die "New York Times" berichtet, soll der 45-Jährige dem FTX-Gründer einen Tag vor der Insolvenzanmeldung am 11. November eine Nachricht via des verschlüsselten Chatanbieters Signal gesendet haben. In dieser warnte er "SBF" vor gewaltigen rechtlichen Konsequenzen: "Je mehr Schaden du jetzt anrichtest, desto länger musst du später im Gefängnis ausharren," schrieb Zhao demnach an seinen ehemaligen Konkurrenten.

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"Höre jetzt auf, mach nicht noch mehr Ärger!", fuhr Zhao mit seiner Warnung fort. Dabei bezog er sich konkret auf die Trades, die FTX noch mit seinem Hedgefonds-Offshoot Alameda betrieb und welche die Milliardenverluste weiter vergrösserten. Weiter warf Zhao dem Ex-FTX-Chef vor, durch die Alameda-Trades den bekannten Stablecoin Tether destabilisieren zu wollen. Bankman-Fried erwiderte: "Huh? Glaubst du etwa, dass ich den Stablecoins etwas antue? Denkst du wirklich, dass 250'000 US-Dollar reichen würden, um die Koppelung des Tether zum Dollar in Gefahr zu bringen?" Zhao wiederum entgegnete, dass diese Summe ausreichen könnte, um Probleme zu verursachen, wenngleich auch keinen Crash. "Mein ehrlicher Rat an dich: Schnapp dir einen Anzug, gehe zurück nach Washington DC und beginne, die vielen Fragen zu beantworten", schlug Zhao süffisant vor. Die Stabilität des Tether zumindest konnte Bankman-Fried indes nicht gefährden.

Zhao und Bankman-Fried: Aus Freunden wurden engste Rivalen

Aus dem Nachrichtenverlauf geht klar hervor, dass das Verhältnis zwischen den beiden Krypto-Bekanntheiten alles andere als harmonisch war. Und das, obwohl Zhao und Bankman-Fried anfangs eine freundschaftliche Beziehung zueinander pflegten. Binance investierte 2019 in die damals noch junge Kryptobörse FTX. Zhao und Bankman-Fried galten zusammen als aufstrebende Krypto-Stars, die in der Szene über beträchtlichen Einfluss verfügten. Ihre Beziehung verschlechterte sich jedoch zusehends und die Verbalattacken nahmen zu.

Ein wichtiger Streitpunkt war die Frage nach Regulierung im Kryptosektor: Diese begrüsste Bankman-Fried ausdrücklich, während der als äusserst diskret geltende Zhao eine solche strikt ablehnt. Dabei soll der ehemalige FTX-Chef laut der "New York Times" seinen wachsenden Einfluss in den Politikzirkeln von Washington dazu ausgenutzt haben, Zhao hinter der Hand zu kritisieren. "Ich war ziemlich frustriert über vieles, was ich gesehen habe, aber ich hätte verstehen müssen, dass es keine gute Entscheidung von mir war, das zum Ausdruck zu bringen", zitiert die Zeitung Bankman-Fried.

Zhao verkaufte alle FTX-Kryptowährungen und löste damit Eskalationsspirale aus

Der Streit zwischen den beiden Milliardären spitzte sich Anfang November zu, als Zhao ankündigte, dass Binance alle seine FTT-Bestände verkaufen würde. FTT war eine von FTX geschaffene Kryptowährung. "Wir haben früher Unterstützung geleistet, aber wir werden nicht so tun, als würden wir uns nach der Scheidung lieben [...] Wir werden keine Leute unterstützen, die hinter ihrem Rücken gegen andere Branchenakteure lobbyieren", twitterte Zhao. Diese Ankündigung kann retrospektiv als Anfang vom Ende der FTX-Kryptobörse betrachtet werden. Zhaos Verkauf der FTT-Bestände erschreckte den Cybersektor. Anleger überschwemmten FTX mit Anträgen auf Abzug ihrer Gelder, was eine Liquiditätskrise in Milliardenhöhe auslöste. Am 11. November 2022 musste FTX dann die Insolvenz vermelden.

Binance zog FTX-Übernahmeangebot kurzerhand zurück

Binance spielte dann eine entscheidende Rolle beim FTX-Crash. So kündigte Binance, kurz nachdem die gravierenden Finanzierungsprobleme von FTX publik wurden, an, den Konkurrenten übernehmen zu wollen. Auf diese Weise sollte der bereits fallende Dominostein noch aufgehalten werden, bevor er weiteren Schaden im leidgeplagten Krypto-Sektor anrichtet. Doch als sich die Tragweite der finanziellen Katastrophe bei FTX peu à peu herauskristallisierte, verwarf Binance kurzerhand die Übernahmepläne und löste dadurch eine Schockwelle im gesamten Krypto-Sektor aus. Man kann nur darüber spekulieren, ob auch Zhaos persönliche Antipathie gegenüber Bankman-Fried dabei eine Rolle gespielt hat. Jedenfalls kommt Binance die Pleite des grossen Konkurrenten gewiss nicht ganz ungelegen, will Binance doch die durch die FTX-Insolvenz entstandene Lücke füllen und die führende Macht im Kryptoversum werden.

Redaktion finanzen.ch

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