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Nachteile überwiegen 14.01.2024 14:22:00

Krypto-Experte ratlos angesichts neuen Bitcoin-Booms: "Das kann böse enden"

Krypto-Experte ratlos angesichts neuen Bitcoin-Booms:

Der investigative Bloomberg-Journalist Zeke Faux sorgte 2023 mit seiner kritischen Auseinandersetzung mit dem Krypto-Boom 2021 und dem anschliessenden Kryptowinter "Number Go Up" für Aufmerksamkeit. Nun, da die Kryptokurse wieder steigen, gibt der Experte gegenüber Capital Einblick in seine Gedanken zu den aktuellen Entwicklungen am Kryptomarkt. Er malt dabei ein düsteres Bild.

• Zeke Faux untersucht in "Number Go Up" Hype und Fall des Kryptomarkts
• Aktueller Kurszuwachs lässt Kryptoexperten ratlos zurück
• Ohne Anwendungsfälle dürften Kryptowährungen letztlich vergessen werden

Mit "Number Go Up" widmet sich der investigative Journalist und Berichterstatter für Bloomberg Businessweek sowie Bloomberg News dem Krypto-Hype im Jahr 2021 und dem anschliessend tiefen Fall von Bitcoin & Co. Zur Erinnerung: Das Thema Kryptowährungen war in 2021 in aller Munde. Verschiedene Berühmtheiten bewarben Bitcoin & Co., neue Kryptowährungen mit vermeintlich hehren Zielen schossen wie Pilze aus dem Boden und auch grosse Investmentfonds stiegen vermehrt in den Kryptomarkt ein. Im Zuge des Bitcoin-Booms konnte die Urcyberdevise im November 2021 einen Rekordwert von über 69'000 US-Dollar aufstellen.

Nach dem kometenhaften Anstieg folgte die rasante Talfahrt. So war das Jahr 2022 von zahlreichen Skandalen und Pleiten des Kryptosektors geprägt. Für Schlagzeilen sorgte dabei insbesondere der Zusammenbruch einer der zu ihrer Zeit grössten Kryptobörsen weltweit, FTX, dessen Mitgründer und Chef Sam Bankman-Fried mittlerweile wegen Betrugs verurteilt wurde. In diesem Zuge ging es auch mit dem Bitcoin-Kurs wieder rasant abwärts: Fast genau ein Jahr nach seinem Höhenrausch, erreichte BTC bei einem Wert von rund 15'800 US-Dollar seinen Boden.

Ratlosigkeit gegenüber erneutem Krypto-Anstieg

2023 konnte sich der Bitcoin wieder Stück für Stück erholen und Anfang 2024 sorgte die Cyberdevise mit einem zeitweiligen Sprung über die 45'000-US-Dollar-Marke für Schlagzeilen. Diesen erneuten Kryptoaufschwung hat sich Capital zum Anlass genommen, den Investigativjournalisten zu seiner Meinung zu den aktuellen Entwicklungen am Kryptomarkt zu befragen. Der Kryptoexperte zeigt sich dabei angesichts des erneuten Kryptoaufschwungs jedoch ratlos und malt ein düsteres Bild.

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So meint Faux im Interview mit Capital: "Dass die Krypto-Preise jetzt wieder steigen, verblüfft mich wirklich, zumal es nicht nur um Bitcoin geht, sondern auch um obskure Kryptowährungen wie Dogecoin, was erklärtermassen keinen höheren Zweck hat, als eine Art lustiges Glücksspiel zu sein. Für keine dieser Währungen wurde irgendein echter Nutzen erfunden, trotzdem kaufen die Leute wieder wie verrückt. Selbst einige Szeneköpfe fragen: Geht es wirklich wieder nach oben? Das kann böse enden."

Nichts als "Hype und Betrug"

Während seiner jahrelangen Recherche für sein Buch habe der Journalist zahlreiche Länder bereist und verschiedenste Aspekte der Kryptoszene untersucht, um zu verstehen, was den Trend antreibe und was der Nutzen der zahlreichen virtuellen Münzen sei. Gefunden habe er jedoch stets "Hype und Betrug", wie er zusammenfasst, was für ihn noch unerklärbarer mache, warum es mit den Kryptokursen nun wieder aufwärts gehe. Dabei macht Faux noch einen Unterschied zwischen der Urcyberdevise Bitcoin und anderen Altcoins, da der Bitcoin mittlerweile bei einigen Anhängern den Status einer Religion erlangt hätte und es dementsprechend unvorhersehbar sei, was mit der Kryptowährung weiter passieren werde.

Fehlender Mehrwert

Andere Kryptoprojekte hätten den Investigativjournalisten bei seiner Recherche jedoch ebenso enttäuscht, da keiner der von ihm befragten Kryptostartup-Gründer hatte erklären können, worin genau der Mehrwert ihrer Produkte liege, wenn die von ihnen ausgegebenen Währungen nicht weiter steigen würden. Letztlich gründe sich seine Skepsis gegenüber Kryptowährungen auf die Tatsache, dass es für "normale Menschen" keine Verwendung für digitale Devisen gäbe. Es fehle schlicht an Anwendungsfällen, weshalb Kryptowährungen zwar von vielen Menschen gekauft, aber zu nichts genutzt würden. Hinzu komme noch das grosse Risiko, welches mit Kryptoinvestments einhergehe, da gerade Altcoins höchst volatil seien: "Dazu kommt, dass der Kryptomarkt, verglichen mit dem Aktienmarkt, ziemlich klein ist. Das heisst, Geldströme, die auf dem Aktienmarkt keine grösseren Auswirkungen haben würden, können grosse Marktbewegungen in der Kryptowelt auslösen. Die Altcoins sind höchst volatil - und sie können fast grundlos einbrechen."

Dezentralität mit Nachteilen verbunden

Auch bei dem Thema Dezentralität, welches ja als grosse Neuerung und als das Argument für Kryptowährungen gilt, zeigt sich Faux kritisch. Seiner Ansicht nach gehe die Dezentralität nämlich mit grossen Risiken und Nachteilen einher, weshalb er zusammenfasst: "Dezentrale Systeme sind unhandlich und langsam und teuer - "und Verbrauchern sind die Vorteile, die Kryptobefürworter zitieren, ziemlich egal." Dabei verweist der Journalist auf eigene Erfahrungen, die er im Rahmen seiner Recherche mit Kryptowährungen gemacht habe. So habe Faux einen NFT aus dem bekannten Bored Ape Yacht Club erwerben wollen, dies hätte sich aufgrund der Anforderung, dafür ein MetaMask-Kryptowallet zu eröffnen, jedoch als äusserst kompliziert herausgestellt. Und als er den NFT schliesslich sein Eigen nennen konnte, hätte ihn der Gedanke verrückt gemacht, dass schon ein falscher Klick oder das Verlieren seines Passworts zum Verlust seines Non-Fungible Token führen könne.

Dennoch zeigte sich der Kryptoexperte beeindruckt, dass es der Bitcoin trotz der Widrigkeiten geschafft hätte, sich zu dem zu entwickeln, was er heute ist: "Es ist auch ziemlich eindrucksvoll, dass Bitcoin auf diese Art und Weise seit Jahren besteht und niemand das System zerstören und alle Bitcoins stehlen konnte." Dennoch würden die Nachteile gegenüber zentralen System wie MasterCard oder Visa überwiegen. Das habe Faux auch in Entwicklungsländern festgestellt, die oft als guter Anwendungsort für Kryptowährungen (aufgrund fehlender Zahlungs- oder Bankenstrukturen) angeführt werden. Als Paradebeispiel gilt hier das Land El Salvador, welches den Bitcoin mittlerweile als offizielles Zahlungsmittel akzeptiert hat.

Bevölkerung El Salvadors nicht angetan vom Bitcoin

Auch hierhin hat es den Journalisten auf seinen Recherchereisen verschlagen. Dabei hätte er aufseiten der Bevölkerung jedoch nur Desinteresse oder gar Ablehnung gegenüber der Kryptowährung erfahren. Denn letztlich würden auch Menschen in Entwicklungsländern lieber solche Finanzprodukte nutzen können, deren Anwendung einfach sei. Die Gruppe, denen letztlich Kryptowährungen zugutekämen, seien "Betrüger und Scammer" - auch wenn Faux zugibt, dass auch Bürger autoritärer Staaten von der Möglichkeit profitieren würden, ihr Geld mithilfe von Cyberdevisen zu verstecken.

Wie es nun mit dem Kryptomarkt weitergeht und ob auch der erneute Kurszuwachs bei Kryptos in einer Abwärtsspirale enden wird, darüber will Faux nicht spekulieren. Er halte es jedoch für wahrscheinlich, dass die Menschen das Interesse an Kryptowährungen letztlich verlieren würden. Eine Trendwende könnte nur erfolgen, wenn es mehr sinnvolle Anwendungen gäbe oder etwas ganz neues erfunden würde. Bis dahin sehe er schwarz.

Redaktion finanzen.ch

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