Mining im Visier |
01.08.2022 23:36:00
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Mit welcher Strategie Celsius sich vor dem endgültigen Ende bewahren will
Im Zuge der dramatischen Entwicklungen am Kryptomarkt in den vergangenen Wochen und Monaten schockte die Kryptofirma Celsius Network vor einigen Wochen mit der Nachricht, Kundengelder einfrieren zu müssen. Mitte Juli beantragte der Krypto-Lendingdienst dann Insolvenz. Nun soll das Tochterunternehmen Celsius-Mining helfen, die Verluste, die das Unternehmen erlitten hat, auszugleichen.
• Celsius beantragt Insolvenzschutz nach Chapter 11 - Insolvenzverfahren hat begonnen
• Tochterunternehmen Celsius-Mining soll helfen, Verluste auszugleichen
Krypto-Blutbad bringt Celsius in Liquiditätsprobleme
Celsius ist einer der Kreditgeber, der vom Terra/LUNA-Crash, der Insolvenz von Three Arrows Capital und dem anhaltenden Marktabschwung der Kryptowährungen hart getroffen wurden. Mitte Juni wurde die Liquiditätskrise bekannt, als das Unternehmen in einem Blogbeitrag mitteilte, "extreme Marktbedingungen" veranlassten es dazu, alle Auszahlungen, Swaps und Überweisungen zwischen Konten zu pausieren. "Wir ergreifen diese Massnahme heute, um Celsius besser in die Lage zu versetzen, seinen Rücknahmeverpflichtungen im Laufe der Zeit nachzukommen", hiess es damals von Seiten des Krypto-Lendingdienstes.
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Im Juli forderte das Krypto-Debakel jedoch sein Opfer: Celsius teilte am 13. Juli mit, das Unternehmen habe beim Bankruptcy Court of the Southern District of New York offiziell Insolvenzschutz nach Chapter 11 beantragt. "Dies ist die richtige Entscheidung für unsere Gemeinschaft und unser Unternehmen", wurde CEO und Mitbegründer Alex Mashinsky in der offiziellen Ankündigung zitiert. "Wir haben ein starkes und erfahrenes Team, um Celsius durch diesen Prozess zu führen. Ich bin zuversichtlich, dass wir, wenn wir auf die Geschichte von Celsius zurückblicken, dies als einen entscheidenden Moment sehen werden, in dem das Handeln mit Entschlossenheit und Zuversicht der Gemeinschaft diente und die Zukunft des Unternehmens stärkte."
Insolvenzverfahren hat begonnen
Inzwischen hat das Insolvenzverfahren begonnen. Wie CoinDesk unter Berufung auf Aussagen der Anwälte von Celsius während einer ersten Insolvenzverhandlung berichtet, hat der Krypto-Lendingdienst bei 500.000 Gläubigern Schulden in Höhe von mehr als fünf Milliarden US-Dollar angehäuft. Gerichtsakten zeichneten ebenfalls ein besorgniserregendes Bild. So habe das Unternehmen ein riesiges Loch von mindestens 1,2 Milliarden US-Dollar in seiner Bilanz. Für Kleinanleger die ihre Kryptos auf Celsius-Konten gehalten haben, sind das keine guten Nachrichten, denn sie dürften die letzten sein, die ihr Geld wiederbekommen. Im Rahmen der Insolvenz nach Chapter 11, auch als "Reorganisationsinsolvenz" bezeichnet, würden nun alle Versuche von Gläubigern, Zivilprozesse zu führen, unterbrochen, um dem Unternehmen Zeit zu geben, seine Finanzen zu erhalten, um seine Schulden zurückzuzahlen.
Dokumente, die von der Anwaltskanzlei Kirkland & Ellis beim Southern District eingereicht wurden, zeigen laut CoinDesk, dass Celsius zutiefst insolvent ist. Die digitalen Vermögenswerte des Unternehmens seien von 14,6 Milliarden US-Dollar Ende März auf 1,7 Milliarden US-Dollar am 14. Juli geschrumpft. Celsius besitze zwar 170 Millionen US-Dollar in bar bei einer Bank, der Rest des Vermögens sei jedoch in Bergbauausrüstung, ausstehenden Krediten und anderen Vermögenswerten gebunden.
Celsius habe, wie CoinDesk berichtet, zugegeben, dass es durch den Zusammenbruch von Terra etwa 15,8 Millionen US-Dollar verloren hat. Schuld an dem Ansturm auf die Einlagen sei laut Aussage eines Rechtsberaters des Unternehmens während der Anhörung aber der "weit verbreitete und völlig irreführende Twitter- und Social-Media-Kommentar".
Mining-Tochter soll aushelfen
Nun stellt sich die Frage, wie Celsius wieder aus dem Schlamassel rauskommen soll. Die erste Anhörung und eine Vielzahl von Gerichtsdokumenten, darunter auch eine Erklärung von Celsius-CEO Alex Mashinsky, deuten laut CoinDesk darauf hin, dass Celsius' Plan, seine Verluste auszugleichen, zu einem Grossteil von den prognostizierten zukünftigen Gewinnen seiner noch nicht ganz fertigen Mining-Tochter Celsius Mining - die jedoch auch Schuldner ist - abhängt. Die Anwälte des Krypto-Lendingdienstes sollen das Gericht gebeten haben, Ausgaben in Höhe von über 5 Millionen US-Dollar für den Abschluss des Baus des Mining-Zentrums in Texas zu genehmigen und Zölle auf Bergbauanlagen zu zahlen. Richter Martin Glenn, oberster Richter des US-Konkursgerichts im südlichen Bezirk von New York, habe dem Antrag vorläufig stattgegeben - letztlich verfüge jedoch der US-Treuhänder über die finanzielle Kontrolle.
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Shara Cornell, eine Anwältin des U.S. Trustee Program, hat laut CoinDesk bei der Anhörung ihre Besorgnis über die Rentabilität des Mining-Betriebs von Celsius geäussert: "Es gibt ein Mining-Unternehmen, von dem ich glaube, dass es derzeit nicht betriebsfähig ist, aber dem Schuldner eine beträchtliche Menge Geld in die Kassen gespült hat. Mir ist nicht klar, ob der Bau derzeit der beste Weg für den Schuldner ist oder nicht", so Cornell. "Warum erwägen Sie nicht einfach, es zu liquidieren und weiterzumachen?"
Die Anwälte des Krypto-Lendingdienstes verwiesen CoinDesk zufolge dagegen darauf, dass der Betrieb von Celsius bereits mehr als 43'000 Mining-Rigs umfasse, mit Plänen, 112.000 Mining-Rigs "irgendwann im zweiten Quartal 2023" zu erreichen. Der leitende Anwalt von Celsius, Pat Nash, habe gegenüber dem Gericht erklärt, dass die Mining-Tochter etwa 14,2 Bitcoins pro Tag schürfe und im Jahr 2022 voraussichtlich 10.100 Bitcoins schürfen werde. Doch selbst wenn Celsius das tatsächlich schaffen sollte, würde das zu den aktuellen Marktpreisen nur einen Bruchteil dessen, was erforderlich ist, um Celsius zahlungsfähig zu machen, einbringen.
Redaktion finanzen.ch
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