Neue Einnahmequelle |
01.07.2019 23:22:00
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So könnte Facebook mit der eigenen Kryptowährung Libra noch mehr Geld verdienen
Mit dem Debüt der hauseigenen Kryptowährung konnte Facebook vergangene Woche überraschen. Nun hofft der Social Media-Gigant, mithilfe von Libra eine weitere Plattform für Milliarden von Nutzern zu schaffen und somit eine attraktive Einnahmequelle generieren zu können.
"Wenn Sie an das Internet denken und alles, was es für die Welt getan hat, hat es viele Dinge für viele Milliarden Menschen getan. Es hat jedem den Zugang zu den Informationen der Welt ermöglicht, es hat den Zugang zu freier Kommunikation für alle demokratisiert. Aber das Geld ist gleich geblieben", erklärte David Marcus, der für das Libra-Projekt zuständige Facebook-Manager, kürzlich im Interview.
Libra solle zunächst als Möglichkeit für Einzelpersonen dienen, Geld weltweit zu versenden und empfangen. Gemeinsam mit der zu diesem Zweck neu gegründeten Tochtergesellschaft Calibra entwickelt Facebook Finanzdienstleistungen und Software auf Basis der Libra-Blockchain. Es sollen eigene Kryptowährungs-Wallets entstehen, die schliesslich in andere Facebook-Produkte integriert werden. Der Konzern plane zunächst nicht, Gebühren für die Transaktionen mit Freunden, Familie & Co. zu erheben, lediglich für Zahlungen an Unternehmen werde wohl eine "winzige Transaktionsgebühr" anfallen, erklärte Marcus.
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Libra birgt grosses Potenzial - vor allem für Facebook
Bislang wird ein grosser Teil der Einnahmen Facebooks durch Werbung erzielt. Das könnte sich aber schon bald ändern, denn die Zukunft liege im Direct Messaging, sind sich das Soziale Netzwerk und Calibra sicher. An dieser Stelle kommt schliesslich die eigene Kryptowährung ins Spiel. Wie Facebook kürzlich ankündigte, sollen schon bald die neuen digitalen Wallets in deren Apps integriert werden, sodass Nutzer Libra verwenden können, um Geld an Freunde und Familie zu versenden. "Dieser Schritt ist ein starker Indikator für die Absicht von Facebook, eine Transaktionsplattorm (über Messenger und WhatsApp) zu werden, die weit über das massive Werbegeschäft hinausgeht", sagte Youssef Squali, Analyst bei SunTrust Robinson Humphrey.
Dank der enormen Nutzerbasis von WhatsApp, dem Messenger und Instagram könnten Facebook und Calibra einen enormen Vorteil gegenüber der Konkurrenz haben. "Für uns sind WhatsApp und Messenger ein grossartiges Zuhause für Libra. Ein paar Milliarden Menschen benutzen sie. Aber es geht nicht nur darum, dass sie sie benutzen, sondern auch darum, wie sie sie benutzen", merkte Kevin Weil, Vice President of Product bei Calibra, an. "Messenger ist da, um mit engen Freunden und der Familie zu sprechen, und das sind genau die Arten von Menschen, denen man Geld schickt. Es gibt viele Überschneidungen zwischen den Dingen, die man aus einer Brieftasche für Währungen will, und den Dingen, die man aus einer Messaging-App will."
Calibra solle im Laufe der Zeit neben der Integration in WhatsApp, Messenger und Instagram aber auch eine eigene App erhalten, sodass auch Menschen, die kein Konto bei einem der Dienste haben, Transaktionen via Libra durchführen können.
Im Grossen und Ganzen gehe es letztendlich darum, allen Menschen günstige und unkomplizierte Transaktionen anbieten zu können. "Warum kostet es wahnsinnig viel Geld, Geld zu senden?", kritisierte Weil. "Wir wollen das Senden von Geld so einfach machen wie das Senden einer SMS." Zwar können bereits jetzt viele Facebook-Nutzer Geld per PayPal oder über andere Funktionen senden, dafür benötigt man jedoch eine Kreditkarte oder ein Bankkonto - doch nicht jeder habe Zugang dazu, betont Weil.
Neue Einnahmequelle für Facebook
Geht es nach Citigroup-Analyst Mark May und einigen anderen Analysten, würden WhatsApp und der Messenger dadurch zu neuen Zahlungs- und Handelszentren. "Libra könnte in den kommenden Jahren einen sinnvollen neuen Produkt- und Gewinnstrom für Facebook einführen", schrieb May in seiner aktuellen Forschungsnotiz "Facebook’s Path to Printin Even More Money". "Libra kann sich als eine der wichtigsten Initiativen in der Geschichte des Unternehmens erweisen, um neue Engagement- und Einnahmequellen zu erschliessen", schrieb daneben RBC Capital Markets-Analyst Mark Mahaney kürzlich in einer Notiz.
David Marcus zufolge dürfte Libra unmittelbar Wirkung zeigen. Denn Nutzer, die die Kryptowährung in ihren Wallets hielten, würden eine deutlich höhere Bereitschaft aufweisen, auf Anzeigen zu klicken und Produkte zu kaufen, da dies somit schneller und unkomplizierter funktioniere. Dadurch dürfte auch das Werbegeschäft angekurbelt werden: "Wenn es mehr Handel auf der Plattform gibt, dann werden kleine Unternehmen am Ende mehr ausgeben und die Werbung für sie effektiver", meint Marcus. "Es gibt bedeutende Nebenwirkungen für Facebooks Geschäft, wenn Libra erfolgreich ist", zeigte sich auch Weil überzeugt.
Andere Ziele als Bitcoin & Co.
Das Konzept der Dezentralisierung, kombiniert mit dem digitalen Handel und der massiven Nutzerbasis von Facebook, werde die perfekte Grundlage für den Aufschwung einer neuen Währung geschaffen, sagte Marcus. "Das ist etwas, wovon ich träume und worüber ich nachdenke, seit vielen, vielen Jahren."
Bitcoin & Co. stellten ihm zufolge dabei aber kein Problem dar, sie könnten koexistieren, denn bei Libra gehe es nicht darum, einen hohen Wert zu erzielen. "Wenn Sie sich eine stabile, vertrauenswürdige, wenig volatile Form der digital-nativen Währung ansehen, die jedem mit einem 40-Dollar-Smartphone zur Verfügung stünde und sehr niedrige Kosten mit sich bringt, dann wird es zu etwas extrem Wertvollen."
Nun gehe es aber erst einmal darum, dass Libra veröffentlicht werde. "Man hat Finanzdienstleistungsunternehmen wie Visa und Mastercard, die die Akzeptanz von Libra bei Millionen von Unternehmen auf der ganzen Welt fördern können, und Marktplätze wie Uber und Lyft, die es ermöglichen, Fahrten zu buchen und in Libra zu bezahlen. Und da ihre Transaktionsgebühren niedriger sind, bekommt man vielleicht sogar einen niedrigeren Preis", gab sich Weil zuversichtlich.
Ob sich Libra tatsächlich etablieren kann, bleibt nun abzuwarten. Zuletzt wurde die Idee bereits von den Regulierungsbehörden in Washington und Europa angegriffen. Darüber hinaus muss Facebook das Vertrauen seiner Nutzer nach dem Datenschutz-Skandal erst einmal wieder zurückgewinnen.
Redaktion finanzen.ch
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