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Börsen im Angstmodus 24.03.2022 22:38:00

Vermögensverwalter von Bechtolsheim rät jetzt zu Aktien und Gold - Kryptowährungen eher weniger geeignet

Vermögensverwalter von Bechtolsheim rät jetzt zu Aktien und Gold - Kryptowährungen eher weniger geeignet

Die internationalen Börsen befinden sich weiterhin im Klammergriff von Ukraine-Krieg und Inflationsängsten. Christian Freiherr von Bechtolsheim, einer der bekanntesten deutschen Vermögensverwalter, rät Anlegern, die Ruhe zu bewahren. Er empfiehlt den Besitz von Aktien und Gold.

• Von Bechtolsheim: Anleger dürfen Erholungsrally nicht verpassen
• Gold als geeignete Depot-Beimischung
• Von Bechtolsheim rät strikt von Kryptowährungen ab

Wie viele erfahrene Marktkenner gab auch Christian Freiherr von Bechtolsheim, der als Partnergründer von Focam AG das Vermögen zahlreicher millionenschwerer Mandanten verwaltet, in seiner Finanzkolumne "Geld & Werte" bei Business Insider jüngst seine Einschätzung zur derzeitigen Marktlage ab. Von Bechtolsheim verteilte dabei eine "Beruhigungspille", indem er historische Vergleichsdaten zu Rate zog.

Anleger sollten an Aktienbestand festhalten

Von Bechtolsheim warnte Anleger davor, ausgerechnet jetzt, also mitten im seit Januar anhaltenden Börsenabschwung, ihre Aktienpositionen aufzulösen. Die Weltwirtschaft befinde sich insgesamt in einer "robusten Verfassung", zudem sei die wirtschaftliche Bedeutung der Ukraine "gering". Auch die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der börsennotierten Unternehmen befänden sich nach dem Rücksetzer "im akzeptablen Bereich". Neben der durchaus positiven makroökonomischen Situation, welche höhere Rohstoff- und Lebensmittelpreise aushalten könne, lohne sich laut von Bechtolsheim ein Rückblick auf vergangene Kursabstürze infolge von kriegerischen Auseinandersetzungen.

Historisches Muster: Erholungsrallys nach Kurseinbrüchen

In der Vergangenheit wirkte es sich bislang immer äusserst negativ aus, Aktienpositionen in Abschwüngen aufzulösen. Die Gefahr: Man verpasst die für die Gesamtrendite äusserst entscheidenden Erholungsrallys, die oft auf Kurseinbrüche folgen. Die Tage mit Kurssprüngen geschehen oft unvermittelt, wie der fulminante DAX-Anstieg um fast acht Prozent am 9. März zeigte.

Von Bechtolsheim untermauerte seine Argumentation mit historischen Vergleichsdaten: Beim breiten amerikanischen Leitindex S&P 500 lagen durchschnittlich sieben der zehn besten Tage in einem Zeitraum von zwei Wochen nach den zehn schlechtesten Tagen. Diese Einsicht hat grosse Auswirkungen: Die historische Rendite des S&P 500 liegt nach Daten von JPMorgan bei 9,28 Prozent pro Jahr - wenn man dagegen in den jeweils zehn besten Tagen des Jahres nicht investiert gewesen wäre, so sinkt diese signifikant auf nur noch 5,09 Prozent. Falls man sogar in den besten zwanzig Tagen an der Seitenlinie gestanden hätte, betrüge die Rendite nur noch verhältnismässig mickrige 2,4 Prozent. Von Bechtolsheims Fazit lautete somit: "Die grösste Gefahr momentan, ist es, ängstlich zu werden, aus dem Markt zu gehen und beim Anstieg nicht dabei zu sein. Wer Aktien hat, sollte jetzt auf keinen Fall verkaufen. Nerven bewahren, drin bleiben".

Gold als "Lebensversicherung" gegen hohe Volatilität

Neben dem Festhalten an den Aktieninvestments riet von Bechtolsheim zu einer höheren Goldquote. Er führte aus: "Gold ist der sichere Hafen in Zeiten der Krise. Es ist wie eine Lebensversicherung. Wenn gar nichts funktioniert, geht das immer." Tatsächlich konnte sich der Goldpreis im Zuge der Ukraine-Krise am 8. März 2022 mit einem neuen 52-Wochen-Hoch bei 2'049,85 US-Dollar seinem Allzeithoch aus dem Jahr 2020 nähern. Es muss aber berücksichtigt werden, dass die langfristige Rendite von Gold deutlich unter den historischen Renditen von Aktien liegt - Gold empfiehlt sich somit gerade für eher risikoaverse Anleger als Beimischung im Portfolio und sollte nicht den Hauptbestandteil ausmachen. Ebenfalls ist auch der Goldpreis deutlichen Schwankungen unterworfen.

Von Bechtolsheim hält auch ein Investment in einen anderen sicheren Hafen, den US-Dollar, für lohnenswert. Der in den letzten Wochen stark steigende US-Dollar fungiert weiterhin als Weltreservewährung und könnte angesichts der Entfernung der USA zu dem Konfliktherd in der Ukraine weiterhin stark performen.

Landbesitz für viele zu teuer, Bitcoin zu riskant

Christian von Bechtolsheim, der der uradeligen Familie der Freiherren von Mauchenheim gen. Bechtolsheim entstammt, hält darüber hinaus sehr viel von Landbesitz in politisch stabilen Ländern. Boden hat einen ganz grossen Vorteil: "Er geht nicht kaputt." So empfahl der Vermögensverwalter ein Waldinvestment in Neuseeland, das "weit weg von Putin" sei und eine "ordentliche Rendite" biete. Von einem Investment in afrikanischen oder osteuropäischen Wald riet er angesichts der politischen Risiken dagegen entschieden ab. Der kleine Wermutstropfen an dem vielversprechend klingenden Investment in land- und forstwirtschaftlichen Boden: "Unter zehn Millionen Euro ergibt das keinen Sinn", so von Bechtolsheim. Für den Normalsterblichen deutlich erschwinglicher sind dagegen Kryptowährungen. Doch den Kauf von Bitcoin und Co. hält von Bechtolsheim generell für eine sehr schlechte Idee, da diese deutlich "zu riskant" seien. Auch Hedgefonds oder mit Kredit gehebelte Finanzprodukte lehnt der sicherheitsbewusste Vermögensverwalter entschieden ab.

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Zum Schluss gab von Bechtolsheim den Lesern noch eine optimistische Prognose mit auf den Weg: Er persönlich halte "das Szenario einer in den nächsten Wochen abnehmenden Krise für am wahrscheinlichsten." Sollte es tatsächlich zu einer politischen Deeskalation kommen, könnten die internationalen Kapitalmärkte dies mit einer Erleichterungsrally feiern.

Redaktion finanzen.ch

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