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Schwarzes Schaf |
16.12.2020 14:02:00
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Währungsmanipulator Schweiz? In den USA wohl bald auf schwarzer Liste
Seit mehreren Jahren hält das US-Finanzministerium nach Ländern Ausschau, die sich durch das Eingreifen am Devisenmarkt der Währungsmanipulation schuldig machen. Wie es aus Medienberichten nun heisst, könnten die USA wohl bald fündig werden - in der Schweiz.
• Corona-Pandemie treibt Anleger in sichere Häfen
• SNB erwirbt in erster Jahreshälfte 90 Milliarden Franken
Das Thema Schweiz als Währungsmanipulator ist eigentlich kein ganz neues und schwelt bereits seit einer ganze Weile. Nun könnte allerdings Bewegung in die Sache kommen, denn wie es aus Medienkreisen heißt, könnte der Alpenstaat schon bald auf der Liste des US-Finanzministerium landen, auf der der Währungsmanipulatoren gebrandmarkt werden.
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Die "schwarze" Liste
Doch was heißt das eigentlich genau? Seit 2015 stellt die USA in einem Abstand von circa sechs Monaten einen Bericht zur Währungspolitik seiner wichtigsten Handelspartner zusammen. Hintergrund ist die Sorge der USA, internationale Partner könnten sich durch das Eingreifen am Devisenmarkt einen unfairen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Um diesen Aspekt stets im Auge behalten, wurde das Monitoring eingeführt. Damit ein Land auf der Liste der Währungsmanipulatoren landet, müssen mehrere Kriterien erfüllt werden, bislang war dies noch für kein Land der Fall. Die Schweiz könnte demnach das erste Land sein, dass auf der Liste landet.
Corona-Pandemie als Katalysator
Doch wie konnte es so weit kommen? Die Ursache ist wie so oft in diesem Jahr in der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen zu finden. So war der Schweizer Franken, der ähnlich wie das glänzende Edelmetall Gold als sicherer Hafen gilt, in Krisenzeiten besonders gefragt. Allerdings geht ein starker Franken auf Kosten der für die Schweizer Wirtschaft wichtigen Exporte, weshalb die Schweizerische Nationalbank SNB deutlich mehr als in den Vorjahren für die Schwächung des Landeswährung ausgab. So gab die SNB im November bekannt, in der ersten Jahreshälfte 2020 90 Milliarden Franken erworben zu haben, was circa 10 Prozent des Bruttoinlandprodukts entspricht. Hier wären wir dann auch schon bei einem der US-Kriterien: Will ein Land nicht auf der Liste des US-Finanzministerium landen, darf es nicht mehr als 2 Prozent seines BIP am Devisenmarkt ausgeben.
Kriterien erfüllt
Doch auch die anderen Kriterien erfüllt die Schweiz mittlerweile. So übersteigt die Schweizer Außenhandelsbilanz gegenüber den USA den Richtwert von 20 Milliarden US-Dollar. Dies ist allerdings nichts neues, schon im Jahr 2019 hatte der Alpenstaat hier dank der starken Pharmabranche einen höheren Überschuss erzielt. Dieser ist dieses Jahr wiederum durch die Coronakrise nochmals nach oben geschossen, auf über 50 Milliarden US-Dollar im Oktober 2020. Wie Thomas Fuster von der Neuen Zürcher Zeitung jedoch analysiert, dürfte dieses Plus vor allem dem in der Krise gestiegenen Interesse der US-Amerikaner an Gold geschuldet sein, ein Trend, der mit abnehmender Unsicherheit allerdings wieder abflachen dürfte. Auf der anderen Seite würde der gesteigerte Warenhandel auf der anderen Seite mit einem Defizit bei Dienstleistungen einhergehen, wodurch sich beide Faktoren etwas ausgleichen würden.
Das dritte Kriterium, das die Schweiz ebenfalls erfüllt, betrifft die Leistungsbilanz des Alpenstaats. Auch hier liegt der Schweizer Überschuss mit rund 10 Prozent über den 2 Prozent, die die USA als Richtwert eingeführt haben. Allerdings führt Fuster auch hier an, dass dieser Leistungsbilanzüberschuss nicht etwa auf unfaire Geschäftsgebaren zurückgehe. Vielmehr sei zu sehen, dass die Schweiz als Industrienation mit einer alternden Bevölkerung nicht so sehr auf Investitionen angewiesen sei, wie beispielsweise eine aufstrebende Nation mit einer sehr jungen Bevölkerung. Hierdurch sei der Überschuss zu erklären.
Auch die Schweiz selbst ist sich trotz des vermehrten Eingreifens am Devisenmarkt keiner Schuld bewusst. Schon in der Vergangenheit hat sie gegenüber den USA viel Aufklärungsarbeit aufwenden müssen, um nicht endgültig auf die Liste der Währungsmanipulatoren zu landen. Immer wieder betonte der Alpenstaat, bei dem Erwerb von Schweizer Franken handele es sich um notwendige Maßnahmen, um die Stabilität der Preise sowie der Konjunktur gewährleisten zu können, und dass sich dadurch keine Handelsvorteile verschafft werden sollen. Es wird sich zeigen, ob dies der Schweiz auch weiterhin gelingt.
Immerhin, durch das Erscheinen auf der US-Liste der Währungsmanipulatoren, treten nicht direkt Sanktionen oder anderweitige Konsequenzen in Kraft. Dennoch wäre das Erscheinen auf der Liste nichts, womit sich die Schweiz rühmen könnte.
Wie Commerzbank-Experte Ulrich Leuchtmann gegenüber dem "Handelsblatt" verlautet, könne die Verfügbarkeit eines Corona-Impfstoffes gegebenenfalls zu einer Entlastung des Schweizer Franken beitragen. Geht die Unsicherheit am Markt zurück, dürften auch sichere Häfen, wie die Währung des Alpenstaats an Beliebtheit einbüßen. Auf der anderen Seite stünden die Maßnahmen der EZB, die dazu führen könnten, den Euro weiter abzuwerten, wodurch Anleger in einer wertstabilere Währung wie den Franken getrieben werden könnten, was wiederum zu einer Franken-Aufwertung führen würde und somit ein weiteres Eingreifen der SNB erforderlich mache: Ereignisse außerhalb ihrer Kontrolle zwingen die SNB immer wieder zu Interventionen und damit zur Anhäufung von Devisenreserven", erklärt Leuchtmann. Es bleibt zunächst also erst einmal abzuwarten, wie sich die Corona-Pandemie weiterhin entwickelt und wie sich dies auf den Schweizer Franken auswirken wird.
Redaktion finanzen.ch
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