Zuflussrekord |
23.10.2024 04:16:00
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Was kommt nach dem ersten 200-Milliarden-Euro-Jahr der europäischen ETF-Industrie?
Die europäische ETF-Branche hat Grund zum Feiern, nachdem sie ihren bisherigen jährlichen Zuflussrekord drei Monate vor Ablauf übertroffen hat.
Laut Daten von Morningstar verzeichneten börsengehandelte Produkte (ETPs) in Europa in den ersten drei Quartalen Zuflüsse in Höhe von 161 Milliarden Euro und übertrafen damit den bisherigen Jahresrekord von 159 Milliarden Euro im Jahr 2021. Das letzte der drei Quartale war zudem ein Rekordquartal für den Markt, in dem europäische ETPs in nur 12 Wochen 63 Milliarden Euro einsammelten.
"Das Vermögen hat erstmals die Marke von 2 Billionen Euro überschritten", sagte Jose Garcia-Zarate, stellvertretender Direktor für passive Strategien bei Morningstar. "Da noch ein Quartal aussteht, wird 2024 mit Sicherheit ein neues Rekordjahr für die europäische ETF-Branche."
Henry Jim, ETF-Analyst bei Bloomberg Intelligence, stimmt dem zu und fügt hinzu: "Da noch drei Monate verbleiben, sollten wir, sofern keine grösseren Abflüsse auftreten, ein Rekordjahr bei den Zuflüssen erleben, das erstmals 200 Milliarden Euro übersteigt."
Prophezeite Sprungbretter
Während europäische ETFs weiterhin beeindruckende Zuflüsse in zunehmend kostengünstige Aktien mit breitem Beta und eine sich allmählich erweiternde Palette von festverzinslichen Instrumenten verzeichnen, ist es auch erwähnenswert, welche relative Wirkung trendige Produktklassen, wenn auch nur kurz, als Nachbrenner für das Sammeln von Vermögenswerten haben können.
Früher war die trendige Produktklasse Smart Beta, dann beanspruchten ESG-ETFs die Hälfte aller Nettovermögenswerte im Jahr 2021 für sich. Jetzt sind aktive ETFs das erwartete Wunderkind.
Es gibt bereits einige überzeugende Lebenszeichen, denn das Segment verzeichnete im dritten Quartal Zuflüsse in Höhe von 4.8 Milliarden Euro, was 7.7 % des gesamten Vermögensaufkommens in diesem Zeitraum entspricht, und das für eine Produktklasse, die laut Morningstar nur 2.2 % des ETF-Vermögens in Europa ausmacht.
Ebenso gab es nicht nur einen Anstieg der Markteinführungen, sondern auch der Neueinsteiger, wobei europäische Investmentfondsmanager und US-amerikanische ETF-Emittenten - wie Robeco und American Century - aktive ETFs als ihren Weg auf den Markt betrachten.
Wie bei allen Produktinnovationen wird jedoch mit zunehmender Zeit auf dem Markt auch eine genauere Prüfung einhergehen.
Werden die Anleger die "Index-Plus"-ETFs mit niedrigem aktiven Anteil, die bisher die Zuflüsse dominiert haben, weiterhin als spannend empfinden? Können umgekehrt die derzeit ungeliebten ETFs mit hohem aktivem Anteil, wie sie beispielsweise von ARK Invest angeboten werden, die Neinsager überzeugen? Können neue Emittenten lernen, wie man ETFs vertreibt, insbesondere US-Emittenten, die neu in Europa sind? Und schliesslich: Wie viel von den Zuflüssen in ETFs, die von Anbietern mit spiegelbildlichen Investmentfonds-Paletten verwaltet werden, ist organisch, und wie viel ist auf die Umschichtung von kundeninternen Vermögenswerten zwischen Strukturen zurückzuführen?
Ein kurzes Wort sollte auch dem mit Spannung erwarteten Anstieg der ETF-Aufnahme durch Kleinanleger in ganz Europa gewidmet werden. Ein Teil davon hat sich bereits bewahrheitet: Laut BlackRock hielten europäische Kleinanleger Ende 2023 ein ETF-Vermögen von rund 200 Milliarden Euro, was zu diesem Zeitpunkt etwa 12 % des Marktes entsprach.
Dies ist zwar weit entfernt von den rund 50 % des Einzelhandelsbesitzes in den USA, aber das garantiert noch keine schnelle Akzeptanz durch dieselbe Anlegerdemografie in Europa.
Tatsächlich stehen die ETF-Sparpläne, provisionsfreie und kostengünstige Plattformen, die einen Grossteil der frühen Akzeptanz auf dieser Seite des Atlantiks ermöglicht haben, nun vor der Herausforderung des geplanten Verbots von Zahlungen für den Orderfluss (PFOF), das Neobroker dazu zwingen könnte, ihr Geschäftsmodell umzustrukturieren und Beratungsgebühren einzuführen.
Im Allgemeinen ist der DIY-Ansatz der Altersvorsorge in den USA in den meisten Ländern Europas nicht so verbreitet - und solche kulturellen Veränderungen brauchen Jahre, um sich durchzusetzen.
Sollten sich die oben genannten und andere Wachstumstreiber jedoch durchsetzen, wird sich die Branche bereits die nächste Frage stellen: Welchen Vermögensverwaltern kommt die Beute zugute?
Einige Kommentatoren befürchten, dass diese Innovationen nur den bereits dominierenden Akteuren zugutekommen werden.
Dies ist durchaus berechtigt, da BlackRock bis zum Ende des ersten Quartals 43 % aller ETF-Vermögenswerte in Europa auf sich vereint hatte und in den folgenden zwei Quartalen Zuflüsse in Höhe von 45.7 Mrd. EUR verzeichnete, wobei das Unternehmen im dritten Quartal dreimal so viele Vermögenswerte anhäufen konnte wie sein engster Konkurrent - Amundi.
Um die oben genannten Wachstumstreiber zu nutzen, hat BlackRock allein im Jahr 2024 bisher sieben aktive Aktien-ETFs aufgelegt und ist gleichzeitig Teilhaber von Neobroker und Vorzeigeunternehmen für ETF-Sparpläne, Scalable Capital.
Schlusswort
Insgesamt sind die Aussichten für den ETF-Markt in Europa alles andere als düster, aber die Branchenakteure sollten über die Schlagzeilen hinausblicken und die Katalysatoren für die weitere Einführung von ETFs realistisch betrachten - und ob diese zu einem wettbewerbsorientierten Markt beitragen werden, der den Endanlegern zugutekommt.
Jamie Gordon, Redakteur für Features, ETF Stream
Weitere Links:
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