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Je mehr, desto besser? 25.06.2017 09:27:21

Achtung hohe Dividendenrendite - Sollten Anleger bei üppigen Dividenden skeptisch werden?

Achtung hohe Dividendenrendite - Sollten Anleger bei üppigen Dividenden skeptisch werden?

Im aktuellen Zinsumfeld legen immer mehr Investoren Wert auf dividendenstarke Aktien. Hierbei sollte man sich aber nicht von allzu verlockenden Renditen blenden lassen. Eine hohe Dividendenrendite ist noch längst kein Garant für ein gutes Investment.

Anleger sollten sich nicht durch die reine Höhe der Dividendenrenditen zu einer Investition verleiten lassen. Wer nachhaltige Erträge erzielen möchte, sollte auch die Ausschüttungsquote, die Dividendenhistorie und das Dividendenwachstum im Auge behalten.

Dividendenjäger aufgepasst!

Betrachtet man die Berechnungsweise der Dividendenrendite wird schnell klar, dass die reine Höhe dieser Kennzahl nicht als Qualitätsmerkmal dienen kann. Die Dividendenrendite berechnet sich aus der Division der Dividende durch den aktuellen Kurs der Aktie multipliziert mit 100. Dies bedeutet, dass der Aktienkurs direkten Einfluss auf die Dividendenrendite hat. Verliert eine Aktie durch ein unvorhersehbares Ereignis extrem an Wert, erhöht sich die Dividendenrendite automatisch. Anleger dürfen sich daher keinesfalls von stattlichen Dividendenrenditen, welche durch stark gesunkene Aktienkurse verursacht wurden, in die Irre führen lassen.

Die Ausschüttungsquote

Als Ausschüttungsquote wird der prozentuale Anteil des Jahresüberschusses bezeichnet, welcher in Form einer Dividende an die Anteilseigner ausbezahlt wird. Diese Quote kann von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich sein. Das Medienunternehmen ProSiebenSat.1 Media hält seine Ausschüttungsquote zwischen 80 und 90 Prozent, der Versicherungskonzern Allianz bei 50 Prozent, die Deutsche Post bei 48,2 Prozent, Daimler bei 40 Prozent und Beiersdorf bei 22 Prozent. Konzerne mit hohen Ausschüttungsquoten generieren im Regelfall stabile Erträge und können diese an die Aktionäre weiterreichen. In diesem Fall kommt es auf eine ausgewogene Balance zwischen neuen Investitionen und der zu bezahlenden Dividende an. Dieser optimale Ausgleich kann sich je nach Konzern und Branche unterscheiden.

Eine zu hohe Ausschüttungsquote kann sich durchaus auch negativ für den Konzern auswirken, da nötige Investitionen womöglich versäumt werden. Ausbleibende Investitionen können die langfristige Substanz des Unternehmens gefährden und die Marktstellung aufs Spiel setzen.

Die im DAX gelisteten Unternehmen schütten durchschnittlich zwischen 30 und 50 Prozent ihrer Gewinne an die Anteilseigner aus. Wahre Dividendenjäger sollten Unternehmen auswählen, die eine Ausschüttungsquote von mindestens 45 Prozent aufweisen.

Zur hohen Ausschüttung verpflichtet

Bestimmte Unternehmen sind zu hohen Dividendenausschüttungen verpflichtet, da einzelne Großaktionäre auf die Erträge aus ihren Investitionen angewiesen sind. So besteht auch der deutsche Staat auf eine regelmäßige Dividende bei der Deutschen Telekom, da die Bundesrepublik aktuell noch 32 Prozent der Anteile des Telekommunikationsunternehmens besitzt. Ähnlich verhält es sich bei innogy und RWE: Der Essener Energieversorgungkonzern ist auf eine hohe Dividendenzahlung seiner Ökostrom-Tochter angewiesen. innogy wird für das Geschäftsjahr 2016 eine Dividende in Höhe von 1,60 Euro pro Aktie auszahlen, dies entspricht einer Ausschüttung von rund 80 Prozent des bereinigten Nettoergebnisses. Gleichermaßen sind auch die Mutterkonzerne Telefónica und die Commerzbank von den reichhaltigen Dividendenzahlungen ihrer Tochtergesellschaften abhängig. So schütten die Firmen Telefónica Deutschland und comdirect regelmäßig ausgiebige Dividenden aus. Klinken sich Aktionäre hier ein, können sie durchaus von den üppigen Gewinnausschüttungen profitieren. An diesem Punkt können aber unerwartete Risiken entstehen, sollte sich der Mutterkonzern in einem umfänglichen Maß von den Anteilsscheinen der Tochtergesellschaft trennen. Für Aktionäre würde in diesem Fall eine Art von Kapitalverwässerung eintreten, da die höhere Anzahl an umlaufenden Aktien für niedrigere Kurse sorgen würde.

Dividendenwachstum ist entscheidend

Für eine lohnende Investition müssen Anleger über einen langen Anlagehorizont verfügen. Diese Weitsicht empfiehlt sich auch bei der Auswahl solider Dividendentitel. Um die eigene Dividendenrendite langfristig zu steigern, müssen Aktionäre auf das Dividendenwachstum und die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells achten. Konzerne, welche ihre Ausschüttung von Jahr zu Jahr erhöhen, sorgen beim Anleger für eine immer höhere Rendite zum persönlichen Einstandskurs. Beim Softwarehersteller SAP betrug das durchschnittliche Dividendenwachstum in den letzten 25 Jahren rekordverdächtige 19,4 Prozent pro Jahr. Anleger, die im Jahr 2003 für 20 Euro SAP-Aktien gekauft haben, konnten zu diesem Zeitpunkt eine Dividendenrendite von marginalen 0,75 Prozent verbuchen. Auf die diesjährige Dividendenauszahlung von 1,25 Euro ergibt sich jedoch eine Dividendenrendite von überragenden 6,25 Prozent auf den Einstandskurs. Dieses einfache Beispiel verdeutlicht die essenzielle Bedeutung des Dividendenwachstums. Denn eine kontinuierlich steigende Dividende kann mehr wert sein als eine hohe Anfangsdividende.

Zusammenspiel von Kennzahlen

Grundsätzlich ist eine hohe Dividendenrendite für jeden Anleger sehr erfreulich. Dennoch sollte in jedem Fall die Nachhaltigkeit der Gewinnausschüttung genau überprüft werden. Eine gegenwärtig hohe Dividendenrendite kann nicht als Indikator für zukünftige Zahlungsströme gesehen werden. Für Investoren empfiehlt es sich daher, immer die Ausschüttungsquote, Dividendenhistorie und das Dividendenwachstum genauer zu analysieren. Entscheidend für den Erfolg einer Investition sind aber nicht allein diese Kennzahlen, sondern vor allem auch ein langfristiges, zukunftsfähiges und gewinnorientiertes Geschäftsmodell. Sind diese Kriterien erfüllt, darf der Aktionär auf dauerhafte Gewinnbeteiligungen hoffen.


Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.net

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